Lager mit Cobots intelligent ausstatten Kollaborative Robotik unterstützt End-to-End-Fulfillment

Cobots nutzen maschinelles Lernen und KI, um auf Grundlage der aktuellen Aufträge die Lagerwege in Echtzeit zu verbessern.

Bild: 6 River Systems
29.01.2021

Erfolgsmodell E-Commerce: Keine Branche wächst weltweit so stark wie der Onlinehandel. Damit wachsen auch die Anforderungen an die Logistik. Für eine effiziente und produktive Abwicklung müssen die Prozesse innerhalb des Lagers genau aufeinander abgestimmt und koordiniert sein – Stichwort „End-to-End-Fulfillment“. Gibt es auf dem Markt bereits Lösungen, die das leisten können?

In Zeiten des boomenden E-Commerce stehen Logistiker vor der Herausforderung, den steigenden Kundenerwartungen an schnelle Lieferzeiten trotz des herrschenden Arbeitskräftemangels gerecht zu werden. Logistische Effizienz bedeutet vor allem, die Zeit von der Auftragsannahme im Online-Shop bis zur Auslieferung des Pakets aus dem Lager zu minimieren.

Die Kunden haben einen hohen Anspruch an Qualität und Genauigkeit. Rückgaben und Korrekturen sind nicht nur kostspielig, sondern gefährden auch die Beziehung zwischen Verbrauchern und Marken sowie die Verträge zwischen Warenlagern und ihren Kunden. Dadurch, dass die Bestellungen zudem immer kleinteiliger werden, findet in den Lagern eine Verlagerung von der Kisten- zur Stückkommissionierung statt. Das Resultat sind teure und arbeitsintensive Prozesse, weshalb die Nachfrage nach Optimierungen in Bezug auf Workflow, Lieferung, Lagerbestand und Mitarbeiterschulung rasant ansteigt.

Manuelle vs. automatische Kommissionierung

Der Großteil der Aufträge im Lager wird heute noch manuell abgewickelt. Einer der zeitintensivsten Prozesse ist dabei die Kommissionierung. Klassische Person-to-Goods-Methoden wie manuell betriebene Kommissionierwagen haben sich aufgrund der hohen Laufleistung, die die Mitarbeiter dabei erbringen müssen, in der Vergangenheit als ineffizient erwiesen.

Um Wege zu reduzieren und Pickraten zu erhöhen, greifen viele Logistiker deshalb zu traditionellen Automatisierungslösungen. Bei diesem Ansatz werden die Waren zum Mitarbeiter (Goods-to-Person) gebracht. Sortieranlagen und Fördersysteme beispielsweise dienen dem schnellen Transport von sperrigen und schweren Lasten und Materialien innerhalb eines Bereichs.

AS/RS-Systeme (Automated Storage and Retrieval Systems) holen die Waren aus den Regalen und liefern sie an den Arbeitsplatz eines Kommissionierers, wobei die Artikel je nach Größe in zugeordnete Stock Keeping Unit (SKU)-Behälter gelegt werden. Autonome mobile Roboter (AMR) befördern direkt ganze Regale zu einer Kommissionier- und Packstation.

All diese Lösungen haben gemeinsam, dass sie menschliche Eingriffe und Laufwege im Lager erheblich reduzieren und damit die Produktivitätsraten erhöhen. Der Nachteil dieser Systeme: Sie benötigen viel Infrastruktur und Lagerfläche, was sie schwer veränderbar und unflexibel macht. Die Implementierung ist teuer, nimmt viel Zeit in Anspruch und wird erst nach einigen Jahren rentabel, weshalb sich ein Retrofit in einem bestehenden Lager kaum rechnet.

Demnach eignen sich große Automatisierungssysteme am besten für Lager, die neu geplant und gebaut werden, oder für Betriebe mit sehr großen Budgets, die sich größere Kapitalinvestitionen und eine lange Umsetzungszeit leisten können. Ist eine feste Infrastruktur zudem erst einmal installiert, kann das Lager nur eingeschränkt auf saisonal bedingte Veränderungen des Auftragsvolumens reagieren.

Mit Cobots optimiert picken

Das Fulfillment im E-Commerce-Lager von heute muss also eine hohe Skalierbarkeit und Flexibilität aufweisen sowie eine Ausfallsicherheit garantieren. Diese Nachfrage hat in den vergangenen Jahren das Wachstum modularer und transportabler Lagerlösungen vorangetrieben. Eine Lösung, die die Flexibilität der manuellen Kommissionierung mit der Leistung der traditionellen Automatisierung verbindet, sind Cobots: kollaborative mobile Lagerroboter wie „Chuck“ des amerikanischen Logistik-Anbieters 6 River Systems (6RS).

Diese Cobots nutzen maschinelles Lernen und KI, um auf Grundlage der aktuellen Aufträge die Lagerwege in Echtzeit zu verbessern. Indem sie die Mitarbeiter zu den Lagerplätzen führen und durch ihre Aufgaben leiten, reduzieren die Cobots die langen Wege zwischen den Kommissionierbereichen und zwischen den Picks während der Kommissionierung innerhalb der jeweiligen Bereiche.

Das erhöht sowohl die Produktivität als auch die Sicherheit der Arbeitsprozesse. Durch die reduzierten Schritte zwischen den einzelnen Aufgaben werden die Mitarbeiter entlastet und können mehr Aufgaben in der gleichen Zeit erledigen. Besonders für kleine und mittlere Unternehmen birgt die Technologie riesige Potenziale.

End-to-End-Fulfillment mit Robotiklösung

Um der steigenden Nachfrage und dem hohen Anspruch der Kunden aus dem E-Commerce gerecht zu werden, sollte eine intelligente Lösung jedoch nicht nur den Kommissioniervorgang, sondern alle anderen Aufgaben im Lager optimieren. Lösungen für das End-to-End-Fulfillment begleiten sämtliche Prozesse vom Wareneingang und der -lagerung bis hin zu Kommissionierung, Verpackung und Versand.

6 River Systems hat seinen Cobot Chuck zur einzigen Robotiklösung auf dem Markt ausgebaut, die auf intelligente Weise den gesamten Fulfillment-Prozess von der Einführung bis zur Verpackung optimiert. Eine Flotte von Cobots hilft den Mitarbeitern dabei, die drei wichtigsten Lagerprozesse zu optimieren: Vorbereiten, Kommissionieren und Entladen.

Chuck kommuniziert mit der Software und fasst die Bestellungen intelligent in Gruppen zusammen. Über eine Schnittstelle zwischen Containerfrachtsystem und Lager-WMS wird dem Cobot strategisch Arbeit auf der Grundlage von Auftragsprofilen und verfügbaren Arbeitskräften zugewiesen.

Chuck fährt dann autonom zu einem Mitarbeiter, um einen Kommissioniervorgang zu beginnen. Sobald ein Mitarbeiter seine Aufträge abgearbeitet hat, leitet Chuck ihn an einen anderen Cobot weiter. In der Zwischenzeit fährt der erste Chuck selbstständig zu einer anderen Kommissionierzone oder zu einem vollautomatischen Roboterarm namens Fast Lane. Dieser vollautomatische stationäre Roboter integriert sich nahtlos in den Prozess, um bei mittleren oder großen Pickvolumina den Kommissionierprozess für Schnelldreher vollständig zu automatisieren. Dies ermöglicht es den Mitarbeitern im Lager, Aufgaben und Funktionen mit höheren Prioritäten auszuführen.

Die letzten Schritte in der End-to-End-Fulfillment-Lösung von 6RS sind das Sortieren und Verpacken. Chuck fährt autonom zur Sortierstation Mobile Sort™. Dort werden Mitarbeiter visuell durch ein Put-to-Light System geführt, um die von Chuck angelieferten Waren in die richtigen Behälter zu verteilen. An der Station Packout werden die fertig kommissionierten Behälter schließlich angeliefert und der Mitarbeiter durch die Schritte Prüfung, Verpackung, Etikettierung und Versiegelung von Bestellungen für den anschließenden Versand geführt. Mit diesem System wird die Umschlagsleistung auch am Warenausgang erhöht und der Fulfillment-Prozess abgeschlossen.

Fulfillment-Cobots überzeugen mit ihrem konfigurierbaren Setup, das unterschiedlichste Stock Keeping Units (SKUs) unterstützt. Es ist keine zusätzliche Infrastruktur erforderlich und die Implementierung im laufenden Lagerbetrieb verursacht keine Unterbrechung des Lagerbetriebes. Das modulare System ermöglicht darüber hinaus das einfache und schnelle Hinzufügen von Funktionen, um auf Nachfrageänderungen zu reagieren.

Da 6 River Systems flexible Mietpreisstrukturen anbietet, können Lagerhäuser genügend Chucks für die durchschnittliche Auftragslage kaufen und zusätzliche Einheiten in Spitzenzeiten mieten, um die erhöhte Nachfrage zu befriedigen. Das ermöglicht den Lagerbetreibern, Auftragsschwankungen zu kompensieren und die Kapitalkosten langfristig zu senken.

Fazit

Mit einem End-to-End-Fulfillment, das mobile kollaborative Roboter mit vollautomatischen Features verbindet, kann die Kommissionier-Performance entlang der gesamten Supply Chain gesteigert werden. Logistiker erhalten eine flexible Automatisierungslösung, die keine zusätzliche Infrastruktur erfordert, mit jedem Lagerverwaltungs- oder ERP-System kompatibel ist und sich in wenigen Wochen in jedes Lagerlayout integrieren lässt.

Damit bietet sie eine intelligente und anpassungsfähige Alternative zur traditionellen Lagerautomatisierung, die in der Regel komplex und finanziell riskant ist sowie hohe Planungs-, Installations- und Wartungskosten verursacht. Durch die effektive Zusammenarbeit von Mensch und Cobot können die Anforderungen, die der wachsende E-Commerce an die Lagerlogistik stellt, ohne großen Aufwand bewältigt werden.

Bildergalerie

  • Der Roboter „Chuck“ fährt dann autonom zu einem Mitarbeiter, um einen Kommissioniervorgang zu beginnen.

    Der Roboter „Chuck“ fährt dann autonom zu einem Mitarbeiter, um einen Kommissioniervorgang zu beginnen.

    Bild: 6 River Systems

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