Smart Traffic & Mobility Elektrobusse sekundenschnell laden

ABB AG


Futuristisch: Statt ab einer Oberleitung tankt der Bus Strom mittels Laserarm.

10.10.2013

Städte wollen einen geräuscharmen, flexiblen städtischen Personennahverkehr. Ein vollelektrischer Gelenkbus, der ohne Oberleitungen auskommt und sich an den Haltestellen mittels Flash-Ladestationen in nur 15 Sekunden auflädt, ist in Genf im Einsatz.

Besonders umweltbewusst und flexibel mit dem Bus von A nach B fahren? Ein Projekt in Genf zeigt, wie das geht. Das Pilotprojekt hatte den Aufbau eines Elektrobussystems mit Schnellladestationen für den öffentlichen Nahverkehr zum Ziel. Die neue Schnellladetechnologie wird dabei in einem elektrisch betriebenen Großraumbus eingesetzt, der 133 Passagiere transportieren kann.

Ultraschnelle Flash-Aufladung

Bei der sogenannten Flash-Ladung können die Batterien der Busse an den Haltestellen entlang der Strecke in nur 15 Sekunden mit 400 Kilowatt nachgeladen werden. Um die Busse an den Haltestellen aufzuladen, nutzt das System keinen herkömmlichen, mit der Oberleitung verbundenen Stromabnehmer, sondern einen beweglichen, lasergesteuerten Arm. Dieser ist auf dem Dach des Busses angebracht und verbindet sich innerhalb von nur einer Sekunde mit dem etwa drei Meter langen Kontakt in der Haltestelle. Bei Annäherung des Stadtbusses an die Haltestelle schaltet das automatische Kontaktsystem auf dem Busdach in den Systemerkennungsmodus. Das System beginnt nun mit der Vorausrichtung, bei der der Kontaktkopf lateral ausgerichtet wird. Dadurch kann die letzte vertikale Bewegung zur Einführung des Kopfs in die Kontaktschiene bei Stillstand des Fahrzeugs ohne weitere Verzögerung erfolgen. Es folgt eine Sicherheitskontrolle zur Überprüfung des Kopfkontakts. Dabei erkennt das System den stehenden Bus und legt Spannung an die Schiene an. Der Ladevorgang kann nun beginnen. Die Schnellladetechnologie ermöglicht eine minimale Auslegung des Energiespeichers an Bord. Das spart Gewicht und steigert die Energieeffizienz des Systems. So nimmt der Bus schnell genügend elektrische Energie auf, um seine Batterien wieder zu laden. Außerdem wird Bremsenergie zurückgewonnen und gespeichert. Sie kann in den Anfahr- und Rollphasen genutzt und im Fahrzeuginnern verbraucht werden, etwa zum Betrieb von Hilfssystemen wie der Innenbeleuchtung. An den Endhaltestellen erfolgt eine vollständige Aufladung des Busses in drei bis vier Minuten mit 200 kW oder im Busdepot in 30 Minuten bei 50 kW. Die für dieses Projekt verwendete Traktionsausrüstung und die neue vollautomatische, ultraschnelle Ladetechnologie wurden für stark frequentierte Buslinien optimiert, die zentrale Stadtgebiete bedienen und in Spitzenzeiten eine hohe Anzahl an Passagieren befördern.

Keine Oberleitungen, keine CO 2-Emissionen

Das TOSA-System (Trolleybus Optimisation Systeme Alimentation) ermöglicht eine neue Generation des öffentlichen Personentransports für eine effiziente und umweltfreundliche Mobilität. Die Genfer Lösung ist CO 2-emissionsfrei, da der benötigte Strom vollständig aus Wasserkraftwerken stammt. Die kurzen Ladezeiten erfordern zudem keine Anpassung der Fahrplangestaltung. Da der Bus keine Oberleitungen benötigt, weniger spurgebunden ist und nicht an jeder Haltestelle aufladen muss, ist er flexibel in der Routenplanung und -führung, etwa bei Verkehrsstaus oder wenn es zu einer Streckensperrung kommt. Das fahrleitungslose System wahrt zudem das Stadtbild. Da keine Oberleitungen und Masten benötigt werden, profitieren besonders historisch und touristisch interessante Orte. Mit Blick auf die Gesamtbetriebskosten kann die Lösung außerdem bereits heute mit einem Oberleitungsbus wirtschaftlich konkurrieren. Makrotrends wie steigende Ölpreise, sinkende Batteriepreise sowie zunehmende Abgaben für CO 2und weitere Emissionen werden die Kostenvorteile von TOSA in Zukunft noch ausbauen.

Potenzielle Alternative für Oberleitungsbusse

Dank der Flash-Ladung mittels neuartiger vollautomatischer Ladetechnologie kann eine neue Generation von Elektrobussen für den städtischen Nahverkehr eingeführt werden, die ohne Oberleitung auskommt. Nach erfolgreichem Abschluss des Demontrationsbetriebs soll das Projekt nun auf längere Strecken ausgeweitet werden. ABB sieht seine Technologie als Alternative zum Oberleitungsbus, vor allem für neue Buslinien, bei denen dadurch von vornherein Oberleitungen entfallen können.

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