Sattgrüne Weinberge, die Rheinschifffahrt, historische Burgen und viele weitere Sehenswürdigkeiten: Das Ahrtal hatte für Touristen schon immer viel zu bieten. Als die Flut von 2021 die idyllische Gegend verwüstete, setzten die Bewohner alles daran, die Folgen so schnell wie möglich zu beseitigen. Mit Erfolg: Heute ist die rheinische Gegend wieder ein beliebtes Ausflugsziel. Aufmerksamen Besuchern fällt jedoch auf, dass das Jahrhundertereignis Spuren hinterlassen hat. So werden zahlreiche Neubauten heute mit offenem Erdgeschoss gebaut. Im Fall einer neuen Flut ist so die Wahrscheinlichkeit höher, dass die Gebäude erhalten werden können.
Kläranlage direkt am Ufer der Ahr
Auch in der kommunalen Infrastruktur hat die Ahrflut Schäden verursacht, die bis heute spürbar sind. Mehrere Kläranlagen sind durch die Wassermassen beschädigt worden, manche so stark, dass sie nicht mehr instandgesetzt werden konnten. Zu den kommunalen Betreibern mit den größten Herausforderungen gehört der Abwasserzweckverband (AZV) Untere Ahr. Aufgabe des Verbands ist die Entsorgung und Reinigung der Abwässer seiner Gründergemeinden: Altenahr, Bad Neuenahr-Ahrweiler, Grafschaft, Bad Breisig, Remagen und Sinzig. Eines der am schwersten von der Flut getroffenen Klärwerke ist die auf 115.000 Einwohnerwerte (EW) ausgelegte Kläranlage Sinzig. Ihr wurde der ursprünglich bewusst gewählte Standort zum Verhängnis: Von allen Gemeinden des AZV liegt Sinzig am niedrigsten – und direkt am Ufer der Ahr.
Durch diese Lage musste das Abwasser aus fast allen Gemeinden nicht gepumpt werden, sondern konnte frei zur Anlage fließen. Doch als die Flut kam, begrub sie die gesamte Infrastruktur der Kläranlage unter sich, das Verwaltungsgebäude stand einen Meter hoch unter Wasser. Als das Betriebspersonal am 15. Juli 2021, dem Tag nach der Flut, das Gelände betrat, war sofort klar: Die akuten Folgen der Flut zu beseitigen, wird Wochen dauern. Gleichzeitig war den Mitarbeitern bewusst, dass die Anlage als Teil der kritischen Infrastruktur so bald wie möglich wieder in Betrieb genommen werden muss. Schnelle Hilfe war also gefragt.
Schnelle Hilfe war gefragt
So schnell wie möglich wollte der AZV die Anlage wieder in Betrieb setzen – und gleichzeitig war aufgrund des vulnerablen Standorts unsicher, ob die Anlage überhaupt wieder vollständig aufgebaut werden würde. Zunächst sollte also kein neues Equipment mehr gekauft werden. Innerhalb weniger Tage, als die Aufräumarbeiten gerade erst begonnen hatten, fiel die Entscheidung: Eine Mietlösung muss her.
Bis zur Ahrflut hatte der AZV noch eine Erweiterung der Anlage in Sinzig geplant. Um diese Arbeiten so effizient wie möglich zu gestalten, hatte der Verband deshalb schon drei Jahre zuvor Kontakt mit Aerzen Rental aufgenommen: Das Tochterunternehmen der Aerzener Maschinenfabrik vermietet hochwertige ölfreie Gebläse und Schraubenkompressoren des Herstellers mit einem Fokus auf Notfälle, Reparaturarbeiten und der Vermeidung von Ausfallzeiten. Dieser Kontakt machte sich jetzt bezahlt. „Wir mussten ja schnellstmöglich wieder in Betrieb gehen“, betont Sascha Becker, Abwassermeister und Betriebsleiter der Kläranlage Sinzig.
Aufräumarbeiten
Auch Peter Link sind die Wochen nach der Flut heute noch präsent. Als Account Manager bei Aerzen Rental hat er mit seinen Kolleginnen und Kollegen im gesamten Ahrtal für viele Kläranlagen schnelle Hilfe geleistet. „Da kam das Wasser, drei Stunden später war es wieder weg – und in dieser kurzen Zeit wurde alles zerstört, was an Maschinen und Rohrleitungen vorhanden war“, erinnert sich Link. Auch bei der Kläranlage Sinzig war er von der ersten Bestandaufnahme an immer wieder vor Ort.
Im Mittelpunkt der Räumungsarbeiten standen die Belüftungsbecken der biologischen Reinigungsstufe – die Flutmassen hatten die Biologie der Becken in Sinzig komplett vernichtet. Und nicht nur das: Um die Becken freizubekommen, reichte ein einfacher Pumpwagen nicht. „Bei uns waren viele Becken nicht nur verunreinigt, sondern auch voller Glas- und PET-Flaschen“, erklärt Betriebsleiter Becker. Denn auch das Betriebsgelände des Sinziger Mineralbrunnens direkt oberhalb der Anlage wurde von der Flut getroffen. Dabei wurde das auf dem Gelände gelagerte Leergut weggespült und über eine Fläche von hunderten von Quadratmetern verteilt.
Mobile Mietlösung für die biologische Belüftung
Nachdem das Becken geräumt worden war, schlug Link eine Lösung aus mobilen Belüfterplatten und einem Drehkolbengebläse vom Typ BVS 5500 GM 90 S mit einem maximalen Volumenstrom von 5.000 m3/h als beste Option vor. „Mit dieser auf den Sauerstoffbedarf des Beckens ausgerichteten Technik konnten wir sicherstellen, dass der Betrieb möglichst schnell wiederaufgenommen werden kann“, so Link. Mit seinem Team plante er die Details, während in Sinzig das Becken freigeräumt wurde. Anschließend galt es, die durch die Flut zerstörte Biologie komplett neu aufzubauen und die Reinigungsstufe neu anzufahren. Gleichzeitig kümmerten sich Becker und sein Team bereits um die Reinigung der übrigen Becken.
Im zuerst freigeräumten Belüftungsbecken wurden zunächst die mobilen Belüfterplatten von Aerzen Rental installiert. Über eine mobile Verrohrung wurden sie mit dem Mietaggregat BVS 5500 verbunden. Als Komplettlösung lieferte Aerzen Rental das Gebläse in einem Container, mit Schallschutz und einem speziellen Rahmen sowie einer vollständigen elektrischen Ausrüstung inklusive Frequenzumrichter. Die Plug-&-Play-Lösung wurde im Außenbereich direkt neben den Becken installiert. So stieg die Flexibilität, gleichzeitig wurden die Rohrleitungs- und Verlegungskosten minimiert. Die Steuerung erfolgt über Profibus und läuft unabhängig von der ursprünglich in der Anlage installierten Technik. „Unsere Lösungen können problemlos mit dem Bestand verbunden werden, aber in Sinzig hatte die Flut die Steuerung ebenso zerstört wie die übrige Technik“, erklärt Link. „Deshalb haben wir neben dem Gebläse einen weiteren Container aufgestellt, in dem komplett neue Schaltschränke installiert wurden.“
Effiziente Turbogebläse
Im August 2021, nur wenige Wochen nach der Flut, war die gesamte Aerzen-Lösung installiert. Jetzt konnte das Team der Kläranlage die Biologie aufbauen und das Becken bedarfsgerecht mit Sauerstoff versorgen. „Nach der Animpfung benötigt die Biomasse im Becken ungefähr drei Wochen, bis sie aktiv arbeitet“, erklärt Becker. „Während der Anfahrt der Biologie haben wir also die weiteren Becken vorbereitet.“ Diese wurden anschließend mit neuen Belüfterkerzen ausgestattet. Bis Dezember 2021 hat es gedauert, alle Becken wieder bereit für den Betrieb zu machen. „Zu diesem Zeitpunkt hatten wir ausreichend Biomasse zur Verfügung, die auf alle Becken verteilt werden konnte“, erinnert sich der Betriebsleiter.
Um nun auch alle drei Becken wieder zuverlässig mit Sauerstoff zu versorgen, musste der Gebläsecontainer an den Gesamtbedarf angepasst werden. Peter Link war erneut mit seinem Team vor Ort: Knapp vier Monate nach der Inbetriebnahme wurde der Container abgebaut und durch eine neue Mietlösung ersetzt. Drei Aerzen Turbo G5plus – ein AT 200 und zwei AT 150 – laufen seitdem in der Kläranlage Sinzig. Jedes der kompakten, effizienten Turbogebläse versorgt jeweils ein Becken bedarfsgerecht mit Sauerstoff. Ist der für den Betrieb optimale Sauerstoffgehalt erreicht, werden die Gebläse in den Leerlauf versetzt, um Energie zu sparen.
Konstruktive Zusammenarbeit
„Die meisten unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben die Flut nicht nur auf der Anlage erlebt, sondern auch privat“, erinnert sich Sascha Becker. „Bei den Arbeiten zur Beseitigung der Flutschäden musste man all das ausblenden und hat einfach funktioniert“, so der Betriebsleiter. Dass auch die Mietlösung von Aerzen Rental einfach funktioniert, hat vieles spürbar erleichtert. „Wir hatten regelmäßig Kontakt mit Aerzen, haben Ideen ausgetauscht und die Technik an einigen Stellen noch optimiert. Seit dem Einspielen funktioniert die Anlage exakt so, wie sie soll.“
„Auch für uns war dieser Auftrag kein Standard – so wie keines der Projekte im Ahrtal nach der Flut“, betont Peter Link. Dass die Arbeit dennoch so reibungslos lief, liegt daran, dass der Mietpark von Aerzen Rental konsequent auf den Bedarf ausgerichtet ist. „Etwa vierzig Prozent unserer Kunden sind Kommunen, die den Betrieb ihrer Kläranlagen sicherstellen müssen. Dafür haben wir entsprechendes Equipment verfügbar, das wir sofort bereitstellen können. So konnten wir auch in Sinzig schnell helfen“, erklärt Link.
Ein neuer Standort für die Kläranlage
Für die Zukunft sehen die Pläne des AZV Sinzig einen neuen Kläranlagenstandort vor – 7 m höher gelegen als der bisherige und auf über 180.000 EW ausgelegt, um noch eine weitere durch die Flut zerstörte Anlage zu ersetzen. „Bei der Planung wurde außerdem darauf geachtet, dass der neue Standort weder im Überflutungsgebiet der Ahr noch des Rheins liegt“, ergänzt Becker. Doch nicht alles muss neu geplant, gebaut und angeschafft werden: Die Turbogebläse von Aerzen können umziehen und fest installiert werden, wenn die neue Kläranlage in Betrieb geht. Denn bei Bedarf kann die Mietlösung dauerhaft übernommen werden.
„Bislang denken wir über einen Kauf nach, schließlich machen wir gute Erfahrungen und die gemieteten Turbos sind auf dem neuesten Stand der Technik“, sagt Becker. Gleichzeitig hat die Flut ihn gelehrt, dass man nie wissen kann, was die Zukunft bringt: „Es wird noch viel Umdenken stattfinden, schließlich gibt es immer wieder Überschwemmungen.“ Auch das Team von Peter Link passt die Leistungen immer wieder an den Bedarf an. Denn ob Notfall, Umbau oder Neubau: Mit über 150 Einheiten sorgt der Anbieter dafür, dass Kunden ihren Betrieb jederzeit so schnell, sicher und effizient wie möglich am Laufen halten.