Robo-Cup WM Montreal Leipziger Fußballroboter erstmals Weltmeister im RoboCup

Der frischgebackene Weltmeister: Das Nao-Team HTWK nach seinem Sieg in Montreal.

25.06.2018

Das Endspiel der menschlichen Fußball-WM findet erst am 15. Juli in Russland statt. Die Roboter-WM im kanadischen Montreal endete bereits in der letzten Woche - mit einem deutschen Sieg: In einem atemberaubenden Finale erkämpften sich die Roboter-Fußballer der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) am 21. Juni 2018 erstmals den Weltmeistertitel bei der RoboCup-WM.

Das Nao-Team HTWK, amtierender Deutsche Meister, gewann in Montreal (Kanada) mit einem 1:0 gegen seinen langjährigen „Angstgegner“ B-Human, dem Team der Universität Bremen und des Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI). Das Siegestor fiel erst in der zweiten Halbzeit – ein Spiel dauert zwei Mal zehn Minuten – und kurz vor Schluss wäre B-Human fast noch der Ausgleich gelungen, doch eine Glanzparade des Leipziger Torwarts konnte dies in letzter Sekunde verhindern.

Die Freude war entsprechend groß: „Nach neun Jahren in der Standard Platform League sind wir natürlich extrem glücklich, auf dem obersten Treppchen zu stehen. Das Finale war sehr spannend und es war interessant, die zwei komplett verschiedenen Taktiken zu sehen: Unser Team dribbelt den Ball, B-Human hingegen ist für seine langen, präzisen Schüsse bekannt. Diese Schüsse konnten unsere Verteidiger und vor allem unser Torwart jedoch mit Bravour abfangen“, fasst Teamchef Rico Tilgner das Endspiel zusammen.

Steigendes Spieler-Niveau in der Standard-Plattform-Liga

Klaus Bastian, Professor für Systemprogrammierung an der HTWK Leipzig und Betreuer des Nao-Teams, ergänzt: „In diesem Turnier und schon im April bei der GermanOpen war deutlich zu sehen, dass die Leipziger Informatiker in verschiedenen Bereichen Fortschritte gemacht haben. Insbesondere die neue Walking-Engine - die Steuerung der Schritte - in Kombination mit dem verbesserten Dribbeln hat unsere Spielstärke deutlich erhöht. Insofern war der Sieg bei den deutschen Meisterschaften in Magdeburg schon ein Indikator, der auf mehr hoffen ließ. Wie man aber am Verlauf des WM-Finales sehen konnte, ist Fußball auch von etwas Glück abhängig. Insgesamt scheint das Niveau in der Standard-Plattform-Liga deutlich ausgeglichener zu sein als in früheren Jahren, was für die Zukunft noch interessante Turniere erhoffen lässt.“

Der Weltmeistertitel ist die Krönung der jahrelangen erfolgreichen Entwicklung des Nao-Teams HTWK. Zuletzt hatte die Mannschaft den deutschen Meistertitel der RoboCup German Open Ende April 2018 in Magdeburg geholt, nach einigen Jahren als Vize.

Hintergrund

Beim RoboCup treten Hochschulteams in verschiedenen Ligen gegeneinander an. Das Nao-Team HTWK startet in der „Standard-Plattform-Liga“, in der alle Teams die gleichen Modelle nutzen und wo die Herausforderung daher in der Programmierung besteht. Deswegen wird der Nao-Fußball zuweilen auch als „Kampf der Algorithmen“ bezeichnet. Das Nao-Team HTWK besteht aus rund 15 Mitgliedern, die an der HTWK Leipzig Informatik studieren oder als Absolventen bereits im Berufsleben stehen. Bei den vergangenen Weltmeisterschaften errang die Mannschaft jeweils zweite bzw. dritte Plätze in ihrer Liga – mit dem Titel setzt das Team seiner Siegesserie die Krone auf. Übrigens: Ziel des RoboCups ist es, dass im Jahr 2050 Fußballroboter den amtierenden Weltmeister aus Fleisch und Blut besiegen.

Auch interessant: Das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML) hat den Towart-Roboter „RoboKeeper“ entwickelt, der schon Elfmeterschüsse von Neymar und Ronaldo hielt.

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