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Rebecca Vangenechten Digitale Transformation in der Pharmaindustrie möglich machen

Seit Anfang April 2020 ist Rebecca Vangenechten für das Branchengeschäft Pharma bei Siemens verantwortlich mit Hauptsitz in Karlsruhe. Vangenechten bringt das ideale Rüstzeug für die Position mit, da sie gleichermaßen über Management- und Pharma-Know-how verfügt: Auf ihren Master in BioMedical Sciences sattelte sie einen weiteren Master in Global Management drauf und begann ihren Karriereweg bei Siemens schließlich im Jahr 2009 als Business Development Consultant in Belgien für Endkunden aus der Pharmaindustrie. Es folgten fünf Jahre als Global Account Manager für ein Großunternehmen der Chemie- und Pharmaindustrie an den Siemens-Standorten Frankfurt und Karlsruhe. Vor ihrem aktuellen Wechsel an die Spitze des Verticals Pharma war Vangenechten zuletzt vier Jahre lang für den Bereich Prozessautomatisierung in der Region Middle East zuständig.

Bild: Siemens
20.10.2023

Im Alltag haben wir die Digitalisierung längst liebgewonnen und in vielen Industrien sind die damit verbundenen Chancen und Vorteile angekommen und die Transformation in vollem Gange. Nicht so in Pharmaindustrie. Hier geht es träge voran und 63 Prozent aller Digitalisierungsprojekte schlagen sogar fehl. Warum ist das so und was können wir dagegen tun?

Die Pharmaindustrie sieht sich derzeit großen Herausforderungen gegenüber. Eine davon ist der Faktor Patient: Wegen der zunehmenden und gleichzeitig immer älter werdenden Weltbevölkerung haben wir es mit einem stark wachsenden globalen Markt zu tun, wobei in manchen Ländern die Frage nach der Bezahlbarkeit der Produkte eine große Rolle spielt. Gleichzeitig verlangen Konzepte wie eine erfolgsbasierte Bezahlung von Therapien neue Technologien, die dabei helfen, rückverfolgbare Daten über die Benutzung eines Arzneimittels zu erheben, um den Patienten zu begleiten und den besten Outcome einer Therapie zu ermöglichen.

Weitere Herausforderungen liegen auf der Produktseite. Die Entwicklung neuer Produkte und Therapien stellt Ansprüche an die Herstellung, denen konservative Produktionsanlagen nicht nachkommen können. Hinzu kommt die Geschwindigkeit des technologischen Fortschritts, der aber nicht schnell genug umgesetzt werden kann, weil sich die Pharmaindustrie in einem stark validierten Umfeld bewegt. Das macht es außerdem äußerst schwierig bei Lieferkettenproblemen flexibel zu reagieren, da man nicht ohne weiteres auf Rohmaterialien unterschiedlicher Anbieter zurückgreifen kann. Zuletzt stellt auch der alle Industrien betreffende Kostendruck bei höchsten Qualitätsanforderungen, die für die Pharmaindustrie das A und O sind, eine beachtliche Schwierigkeit dar.

Die Pharmaindustrie muss also in ihrem Produktangebot flexibler, schneller, effizienter und vor der Hintergrund der Nachhaltigkeitsziele auch grüner werden. Um das zu bewerkstelligen, setzt sich auch die Pharmaindustrie natürlich schon intensiv mit den Lösungen, die die Digitale Transformation bereithält, auseinander. Wir bereiten komplexer Prozessschritte mithilfe von Simulationen im Digitalen Zwilling vor, modulare Anlagen befähigen dazu, in kleinen auf individuelle Patientenbedürfnisse zugeschnittene Chargen zu produzieren, Paperless Manufacturing und Continuous Manufacturing sorgen dafür, dass dank Process Analytical Technology die Qualität jedes einzelnen Produkts im bereits laufenden Fertigungsprozess überwacht und sichergestellt wird, sodass man auf zeitaufwendige manuelle Proben nach Fertigstellung verzichten kann.

Aber warum scheitert dann mehr als die Hälfte der Digitalisierungsprojekte? Wenn man einmal in den betreffenden Unternehmen nachfragt, sieht man, dass 86 Prozent sich ungern mit der Digitalisierung von Brownfield-Anlagen befassen, das sie – über viele Jahre und mit verschiedenen Systemen gewachsen – hochkomplex sind. Never touch a running system. 45 Prozent wissen schlicht einfach nicht, wo sie die Digitalisierung beginnen sollen, und 40 Prozent haben im Unternehmen selbst nicht das nötige Know-how und finden im Markt nicht die richtigen Partner.

Bei Siemens ziehen wir daraus den Schluss, dass wir unsere Produkte möglichst einfach und flexibel, das heißt modular und interoperabel, gestalten müssen. Und vor allem, dass wir auf offene Ecosystems setzen müssen: Wir sind nämlich nicht der Meinung sind, dass wir alles alleine können, sondern dass wir auch die guten Produkte und Ideen unserer Partner mit einfließen lassen sollten. Aber dafür müssen wir uns und unsere Technologie, unseren Produkten öffnen, was für viele in der Industrie noch einen echten Mindset Change bedeutet. Aber ohne geht es nicht, wenn wir die Digitale Transformation in der Pharmaindustrie voranbringen wollen.

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