Beitrag zum Schutz von Ressourcen und Umwelt Von Anfang an „im Kreis“ denken

igus GmbH

Mit dem „Chainge“-Programm möchte Igus Anwendern ermöglichen, ausgediente technische Kunststoffe wieder dem Wertstoffkreislauf zuzuführen und wieder aufbereitetes Material für die Herstellung neuer Produkte zu kaufen.

Bild: Igus
03.04.2023

Viele Kunststoffe landen am Ende ihres Lebenszyklus in der Verbrennung oder in den Ozeanen. Dabei sind sie eine wiederverwendbare und wertvolle Ressource. Umso wichtiger ist es, dass die Kunststoffwirtschaft zirkulär wird. Ein Ziel, das nur eine passende Lösung benötigt: Ob mit einer eigenen Recycling-Plattform, Produkten aus Rezyklat und nachwachsenden Rohstoffen, einem Konzept für nachhaltige Mobilität oder dem Investment in eine innovative Recycling-Methode.

Am Hauptstandort in Köln entwickelt und produziert der Motion-Plastiks-Spezialist Igus Hochleistungskunststoffe für bewegte Anwendungen. Ihr Einsatz bietet diverse Vorteile – auch in puncto Nachhaltigkeit: Sie sind leicht, schmier- und wartungsfrei und besonders langlebig, da sie tribologisch – sprich auf Reibung und Verschleiß – angepasst sind. Damit die Produkte so lange wie möglich verwendet werden können, werden sie von Beginn an auf Nachhaltigkeit ausgelegt. Vom Plan, über das Design und den Gebrauch bis hin zur Wiederverwertung. In der Produktion gelingt es Igus beispielsweise, 99 Prozent des Ausschusses erneut der Herstellung zuzuführen, in dem er regranuliert und beigemengt wird. So werden aus Angüssen oder Fehlteilen neue Produkte. Zum Beispiel eine ECO-Variante des bewährten Xiros Rillenkugellagers und eine ECO-Gleitlagerserie aus vier verschiedenen Werkstoffen.

Gleitlager auf Basis nachwachsender Rohstoffe

Der wachsende Kundenbedarf nach einer nachhaltigeren Konstruktion bewegter Anwendungen motiviert die Experten in ihrer Produktentwicklung. Mit dem Ziel, noch früher im Produktlebenszyklus anzusetzen, arbeitet das Unternehmen auch an Kunststoffen aus nachwachsenden Rohstoffen. Teil des Angebots ist bereits ein Gleitlager aus Iglidur N54, das zu 54 Prozent aus Biopolymeren besteht. Zur Hannover Messe 2023 präsentiert Igus den ersten Gleitlagerwerkstoff aus 94 Prozent nachwachsenden Rohstoffen: Iglidur N94. Zusätzlich bietet der Werkstoff die klassischen Iglidur Vorteile. N94 wurde für den schmierfreien Trockenlauf entwickelt und ermöglicht eine genaue Berechnung der Standzeit in Gleitlageranwendungen.

Transparente Angabe des CO2-Fußabdrucks für Gleitlager

Für immer mehr Unternehmen stellt sich die Frage, wie nachhaltig die von ihnen produzierten oder eingesetzten Produkte sind. Ein Fokus liegt dabei auf den CO2-Emissionen. Eine Bilanzierung über die eigenen Unternehmensgrenzen hinweg ist allerdings eine echte Herausforderung – Etwa dann, wenn Maschinen aus hunderten Bauteilen verschiedener Hersteller zusammengesetzt sind. Um Kunden diese Aufgabe zu vereinfachen, weist Igus den CO2-Fußabdruck für die meistverkauften Iglidur-Werkstoffe im Online-Shop aus. Anwender sehen auf einen Blick, wie viel Kohlendioxid-Emissionen die Produktion eines Kunststoff-Gleitlagers verursacht und können gezielt Gleitlager mit den geringsten CO2-Werten einsetzen.

Ein zweites Leben für Kunststoffe

Doch was können Anwender tun, wenn Bauteile das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben? Hier kommt das „Chainge“-Programm zum Einsatz: Im Rahmen dieses Projekts sammelt das Unternehmen seit 2019 herstellerunabhängig ausgediente Energie- und Schleppketten, damit diese nicht im Industriemüll landen. Im Gegenzug erhalten Kunden einen Wertgutschein für den Kauf neuer Produkte. Für das Recycling-Programm wurde der Hersteller 2022 mit dem Wirtschaftspreis Rheinland in der Kategorie Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Aufgrund des positiven Kundenfeedbacks wurde dieses Konzept weiterentwickelt und im Herbst 2022 die „Chainge“-Online-Plattform vorgestellt. Kunden können nicht mehr nur ausgediente Energieketten, sondern auch andere technische Kunststoffe – wie zum Beispiel Halbzeuge oder Zahnräder – recyceln lassen. Im Zuge des Ausbaus von „Chainge“ möchte das Unternehmen weitere Standorte in das Programm einbeziehen und sein Recyclingnetzwerk ausbauen. Darüber hinaus können Interessierte bereits aufbereitetes Material in Form von Mahlgut und Regranulat über die Plattform kaufen, sodass daraus neue und hochwertige Kunststoffbauteile entstehen können.

Neue Wege in die Kreislaufwirtschaft

Um die Transformation zur Kreislaufwirtschaft zu beschleunigen, sucht das Unternehmen stets nach neuen Lösungen. Der Fantasie sind dabei kaum Grenzen gesetzt, wie das Igus:bike zeigt. Ein Fahrrad aus Kunststoff, das rost-, schmier- und wartungsfrei ist und Generationen von Menschen transportieren kann. Das Besondere hierbei: Es kann zu einem Großteil aus recycelten Kunststoffabfällen, wie alten Fischernetzen, hergestellt werden. Gemeinsam mit dem niederländischen Start-up Mtrl hat Igus das erste Fahrrad-Modell entwickelt. Was die beweglichen Komponenten angeht, wurden die Motion Plastics neu- oder weiterentwickelt und für den neuen Einsatzzweck angepasst – Vom Planetengetriebe über den Freilauf bis hin zu den Pedalen. Erreicht das Fahrrad irgendwann das Ende seiner Lebensdauer, können Kunden das Produkt wieder abgeben und erhalten ein Pfand zurück, das im Preis enthalten ist. Der Kunststoff wird regranuliert und bleibt als Rohmaterial für den Produktionskreislauf erhalten. Die Auslieferung der ersten Fahrräder ist für Ende des zweiten Quartals 2023 geplant. Ebenso Teil dieses Konzepts ist die Igus:bike-Plattform, die das Know-how rund um Kunststoffe fördern und so die internationale Fahrradindustrie befähigen soll, Räder aus Kunststoff zu produzieren.

Wenn aus Kunststoff wieder Rohöl wird

Der Kunststoffspezialist entwickelt eigene Lösungen, um die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben und investiert auch in innovative Projekte anderer Unternehmen. Dazu gehört auch das Recycling-Projekt von Mura Technology. Mit einem neuartigen Verfahren namens Hydrothermal Plastic Recycling Solution (HydroPRS) werden Kunststoffe in nur 30 Minuten wieder in Rohöl verwandelt – allein mit Wasser, Hitze und Druck. Auch mehrschichtige Mischkunststoffe, die bislang als nicht trennbar gelten und in der Verbrennung landen, können in Rohöl für die Herstellung neuer Produkte verwandelt werden.

Die erste Anlage wird aktuell in Teesside, England, gebaut und in der ersten Jahreshälfte 2023 in Betrieb gehen. Die Recyclingkapazität liegt zunächst bei 20.000 Tonnen und wird auf jährlich 80.000 Tonnen erhöht. Auch die erste Anlage in Deutschland ist bereits in Planung: Im niedersächsischen Böhlen soll noch in diesem Jahr der Bau beginnen, 2025 soll die Anlage ihren Betrieb aufnehmen. Die HydroPRS-Technologie kann künftig ganz neue Möglichkeiten eröffnen, um Kunststoffabfälle mit hohem Ertrag zu recyceln.

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