Monitoring der deutschen Gasbilanz Wie kann eine erneute Gasmangellage im Winter verhindert werden?

Das Monitoring der deutschen Gasbilanz zeigt, dass eine Gasmangellage im kommenden Winter wahrscheinlich verhindert werden kann, jedoch sind sparsamer Umgang mit Erdgas und koordinierte Einkäufe der EU-Staaten notwendig, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und bezahlbare Gaspreise sicherzustellen.

Bild: Inok
02.08.2023

Eine Gasmangellage im Winter 2023/24 könnte abgewendet werden, doch dabei müssen die richtigen Bedingungen erfüllt werden. Worauf kommt es aber genau an, damit wir in wenigen Monaten nicht wieder frieren?

Eine Gasmangellage im Winter 2023/24 kann wahrscheinlich verhindert werden. Das zeigt das aktuelle Monitoring der deutschen Gasbilanz der VBW – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, welches das Unternehmen Prognos erstellt hat.

„Damit es zu keinen Engpässen im nächsten Winter kommt, müssen zuverlässig die erforderlichen Mengen Flüssigerdgas (LNG) importiert werden. Eine durchgehend hohe Auslastung der deutschen LNG-Terminals ist kein Selbstläufer. Wir müssen uns dabei vor allem gegen eine steigende Nachfrage auf dem Weltmarkt behaupten. Koordinierte Einkäufe der EU-Staaten sind ein gutes Mittel, denn sie stärken unsere Verhandlungsposition“, erklärt Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer des VBW.

Das Monitoring knüpft an die Studie „Folgen einer Lieferunterbrechung von russischem Gas für die deutsche Industrie“ aus dem Juni 2022 an. Die Studie prognostizierte erhebliche Engpässe in der Industrie und massive Wertschöpfungsverluste bei einem Stopp russischer Gas-Lieferungen ab Juli 2022.

VBW mahnt zu sparsamen Umgang

Trotz der inzwischen weit besseren Ausgangslage mahnt die VBW weiter zum sparsamen Umgang mit Erdgas. Brossardt erklärt, dass die hohe Nachfrage die Preise erhöht, Auch wenn die Import-Infrastruktur gestärkt wurde und im nächsten Winter mit drei weiteren Terminals die Versorgungssicherheit steigt, stehe uns in der Gesamtmenge weniger Erdgas zur Verfügung als vor dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

„Zum Jahresbeginn haben verhaltensbedingte Erdgas-Einsparungen nachgelassen. Aber in den vergangenen Monaten wurde wieder mehr gespart. Diesen Trend müssen wir fortsetzen, um die Versorgungssicherheit in den Heizperioden zu erhöhen. Ohne Verbrauchssenkungen kann es sein, dass wir den Füllstand der Gasspeicher von 40 Prozent zum 1. April 2024 nicht erreichen. Ein Defizit erschwert die Wiederbefüllung im nächsten Jahr“, so Brossardt.

Forderungen an Politik und Wirtschaft für eine nachhaltige Energieversorgung

Darüber hinaus muss ein bezahlbarer Bezug von Erdgas gesichert werden. „Das effiziente Krisenmanagement von Politik und Wirtschaft hat dazu geführt, dass wir ohne gravierende Engpässe durch den vergangenen Winter gekommen sind. Mittlerweile sind Gaspreise wieder gesunken. Viele Unternehmen mussten jedoch während der Energiekrise teure Verträge abschließen“, erklärt Brossardt.

„Auch künftig dürfen hohe Energiepreise Betriebe nicht zur Einstellung oder Drosselung der Produktion zwingen. Die Gaspreisbremse greift in ihrer jetzigen Form für viele Großverbraucher zu spät oder gar nicht. Für sie braucht es unbürokratische und praxisnahe Entlastungsmaßnahmen. Gleichzeitig ist eine Verlängerung der Preisbremsen bis Ende 2024 für die Unternehmen notwendig, bei denen die Bremse greift“, fordert Brossardt abschließend.

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