Machbarkeitsstudie zu Energieinfrastruktur Wie ein kostengünstiges Verteilnetz für Wasserstoff aussehen kann

Dr. Thorsten Spillmann vom Fraunhofer IEG (links) und Prof. Jörg Steinbach, Wirtschaftsminister von Brandenburg, stellen die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie auf einer Pressekonferenz vor.

Bild: Fraunhofer IEG
27.02.2023

Das Land Brandenburg hat zusammen mit dem Fraunhofer IEG eine Machbarkeitsstudie zum „Auf- und Ausbau eines leistungsfähigen Wasserstofftransportnetzes in Brandenburg“ vorgestellt. Die Studie enthält Prognosen über Wasserstoffverbräuche und -erzeugungspotenziale bis 2045. Daraus lassen sich Ideen für kosteneffiziente Trassenverläufe ableiten.

Das Ziel der neuen Machbarkeitsstudie „Auf- und Ausbau eines leistungsfähigen Wasserstofftransportnetzes in Brandenburg“ ist die Entwicklung eines übergeordneten Wasserstoffnetzes, das regionale Wasserstofferzeuger, -speicher und -endverbraucher miteinander verbindet und sich in eine deutschlandweite Wasserstoffinfrastruktur einfügt. Brandenburgs Wirtschaftsminister Prof. Jörg Steinbach und Dr. Thorsten Spillmann vom Fraunhofer IEG haben sie kürzlich vorgestellt.

„Eine leistungsfähige Wasserstofftransportinfrastruktur ist das Rückgrat der zukünftigen Wasserstoffwirtschaft. Denn nur mit ihr kann man die Wasserstoffmengen transportieren, die unsere Industrie benötigt“, sagt Steinbach bei der Verkündung der Ergebnisse. „Wir haben nun ein Konzept für ein Brandenburger Wasserstoffstartnetz inklusive konkreter Trassenverläufe in den verschiedenen Zeitabschnitten vorliegen.“

Spillmann, der die Studie koordinierte, fügt an: „Brandenburg ist nicht nur ein wichtiges Transitland, das die nördlichen Wasserstoffimport- und -erzeugungsstandorte mit den südlichen Bundesländern verbindet, sondern hat selbst ein erhebliches Potenzial für die Erzeugung von grünem Strom und Wasserstoff sowie dessen Verwertung.“ Überschüssige Strommengen können in Form von Wasserstoff gespeichert und später rückverstromt oder anderen Sektoren zugeführt werden. Langfristig könnte die regionale Wasserstofferzeugung auf über 20 TWh steigen, wobei ehemalige Kohletagebaustätten ein besonders hohes Potenzial aufweisen.

„Die Verfügbarkeit von Wasserstoff ist eine wichtige Voraussetzung für die Dekarbonisierung der regionalen Grundstoffindustrie“, sagt Spillmann. Langfristig wurde eine potenzielle regionale Wasserstoffnachfrage von etwa 40 TWh ermittelt, mehr als zwei Drittel davon aus der Industrie.

Über die Hälfte an Kosten für Neubautrassen einsparen

Erarbeitet wurde die Studie von einem Konsortium bestehend aus der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG, dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI, dem Reiner-Lemoine-Institut (RLI) und der Firma Infracon Infrastruktur Service im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Energie des Landes Brandenburg. Sie soll als Basis für zukünftige Planungen von Produzenten, Netzbetreibern und Verbrauchern dienen.

Florian Temmler, Planungsingenieur und Projektmanager bei Infracon, erklärt: „Im Rahmen der Studie haben wir ein Wasserstoffnetz für Brandenburg konzipiert, mit dem die prognostizierten Mengen sicher von den Wasserstoffquellen zu den Anwendern transportiert werden können. Es hat eine Gesamtlänge von rund 1.100 km. Davon sind rund 600 km (54 Prozent) umgestellte Erdgasleitungen und etwa 500 km (46 Prozent) Neubaustrecken. Damit ist ein wirtschaftlich sinnvoller Netzaufbau gewährleistet.“

Die aufgezeigten Möglichkeiten, auf bestehende Erdgasinfrastruktur zurückzugreifen und Trassen zu bündeln, zeigen, dass etwa 55 Prozent der notwendigen Investitionskosten gegenüber reinen Neubautrassen eingespart werden können.

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