Packaging goes green Produktion mit 100 Prozent Grünstrom

Das Liebensteiner Kartonagenwerk bezieht nun zu 100 Prozent Strom aus Wasserkraft.

Bild: iStock, LdF
24.03.2021

Die Verpackungsindustrie befindet sich in einem starken Wandel. Das Thema Nachhaltigkeit fängt nicht nur bei den Rohstoffen an, es hält auch Einzug in die Fertigung. Das Stichwort ist CO2-Neutralität – und hier setzen Firmen auf 100-prozentig grünen Strom.

Das Unternehmen Liebensteiner Kartonagenwerk setzt auf die Verarbeitung von Wellpappe und wurde 1968 im bayerischen Plößberg gegründet. Angefangen mit zwei Mitarbeitern auf 200 m2 wuchs die Firma bis 2021 auf 435 Mitarbeiter, die auf etwa 50.000 m2 alles rund um die Pappe fertigen. Dass hier viel Energie verbraucht wird, ist klar. „Wir haben einen Energieverbrauch von 6.400 Megawattstunden pro Jahr“, sagt Geschäftsführer Bernhard Schön. Der Unternehmer sah hier schon früh Handlungsbedarf, denn seine Kunden erkundigten sich nach dem CO2-Fußabdruck seiner Produkte. „Wir starteten früh damit, unsere Produktion effizienter zu machen, angefangen mit der LED-Beleuchtung bis hin zur Abwärmenutzung unserer Maschinen. Energietechnische Maßnahmen sind natürlich erst einmal ein Kostenfaktor, der wieder erwirtschaftet werden muss. Aber es amortisiert sich schnell und für unsere Kunden sind solche Maßnahmen natürlich ein Pluspunkt“, so Schön.

Volle Kraft auf Wasser

Folglich war es ein logischer Schritt, sich auch der Energieversorgung anzunehmen. Ins Spiel kam hier Produktmanager Wolfgang Forster. Er ist Herr über den Energiemix im Liebensteiner Kartonagenwerk und arbeitet schon länger mit dem österreichischen Energieversorger VERBUND zusammen, der ganz klar auf Wasserkraft setzt. Genau deshalb war Forster der Graustrom-Mix nicht genug: Als sich die Chance auftat, den Strombezug auf 100 Prozent Strom aus Wasserkraft umzustellen, zögerte der Energiemanager nicht: „Letztendlich war es eben hauptsächlich dieses Angebot rund um eine strukturierte Beschaffung, welches für uns im Nachhinein eine sehr lukrative Geschichte war. Das heißt, dass wir definitiv günstiger damit gefahren sind, als wenn wir weiterhin Strom zu Festpreisen abgenommen hätten. Und dann, als die Frage anstand, mit welchem Unternehmen wir in die Zukunft gehen, haben wir uns ganz klar für VERBUND entschieden. VERBUND mit 100 Prozent Strom aus Wasserkraft – das war für uns dann so ein Sahnehäubchen obendrauf.“

Auch die Zusammenarbeit lief allzeit reibungslos. Durch einen direkten Ansprechpartner aus dem Hause VERBUND hatten die Liebensteiner Kartonagenwerke immer jemanden, der für Fragen bereit stand. Auch im Hause VERBUND hat man sich sehr über die Zusammenarbeit gefreut.

Florian Hörl, Key Account Manager VERBUND: „Das Liebensteiner Kartonagenwerk ist ein mittelständisches Unternehmen und zählt zu den führenden und modernsten Wellpappenverarbeitungsbetrieben in Europa. Daher haben wir uns sehr gefreut, dass das Unternehmen von einer grauen Energieversorgung zu uns gewechselt hat und nun zu 100 Prozent Strom aus Wasserkraft bezieht. Wir versuchen die Umstellung von „grau“ auf „grün“ auch im industriellen Maßstab möglichst so darzustellen, dass für unsere Kunden in der Beschaffung alles beim Alten bleibt. Liebensteiner Kartonagenwerk kann beispielsweise das bisherige Beschaffungsmodell unverändert beibehalten und weiterhin, wie gewohnt, über Termin- und Spotmarkt beschaffen. Mit der entscheidenden Ausnahme, dass wir schlussendlich zu 100 Prozent Strom aus Wasserkraft liefern und das bedeutet für die Stromkennzeichnung von Liebensteiner Kartonagen 0 g CO2. Im Vergleich zum alten Graustrom-Mix verringert Liebensteiner Kartonagen die CO2-Emissionen damit um etwa 2.500 t, jedes Jahr.“

Vom Kraftwerk in die Kartonagen

Der Energieversorger VERBUND beschäftigt 3.000 Mitarbeiter und betreibt 127 Kraftwerke. Mit Tochterunternehmen und Partnern ist VERBUND von der Stromerzeugung über den Transport bis zum internationalen Handel und Vertrieb aktiv. In Österreich werden fast 60 Prozent der Erneuerbaren Stromerzeugung durch Wasserkraft gedeckt, mehr als die Hälfte davon stammt aus VERBUND-Wasserkraftwerken – denn an die 100 Prozent der Stromerzeugung werden aus klimafreundlicher, erneuerbarer Wasserkraft gewonnen.

Allein aus den VERBUND-Donaukraftwerken lässt sich der Strombedarf nahezu aller österreichischen Privathaushalte abdecken. Der Strom für die Liebensteiner Kartonagenwerke stammt aus dem Laufwasserkraftwerk Edling. Das Kraftwerk liegt an der Drau und erzeugt im Durchschnitt etwa 420.000 MWh Strom pro Jahr. Und davon gehören 6.400 MWh nun dem Liebensteiner Kartonagenwerk. „Durch die hohe Grundlast passen Wasserkraft und Industrie ideal zusammen. Die meisten Industriebetriebe können ihre Produktion nicht ohne weiteres so umstellen, dass sie nur dann produzieren, wenn der Wind weht oder die Sonne scheint.“, so Hörl.

Vorreiter für die produzierende Industrie

Das Liebensteiner Kartonagenwerk ist für die produzierende Branche ein Vorbild. Ein Umstieg ist leicht und es lohnt sich. „Zu Anfang ist es immer ein Investitionsrisiko, aber die Kosten sind schnell wieder erwirtschaftet“, so Bernhard Schön. Jedoch sei es immer einfach, über ein Umdenken zu sprechen, denn Nachhaltigkeit ist in der kompletten Wirtschaft bereits ein großes Thema. Das Machen sei entscheidend.

Auf den grünen Zug springen

Das Thema Grünstrom war noch vor zwei bis drei Jahren sehr stiefmütterlich in der Industrie vertreten. Obwohl die Mehrkosten, im Vergleich zu den ohnehin täglichen Börsenpreisschwankungen, sehr gering sind, war die Nachfrage aus der Industrie lange Zeit überschaubar. Seit 2019 scheint sich hier jedoch eine deutliche Trendwende abzuzeichnen. Große in der Öffentlichkeit stehende Unternehmen haben sich zwar schon immer mit dem Thema CO2-Fußabdruck beschäftigt; nun zeigt sich jedoch, dass vor allem auch mittelständische Betriebe aus der produzierenden Industrie immer mehr Grünstrom anfragen. „Im letzten Jahr konnten wir auch Unternehmen aus der Druck- und Metallverarbeitungsindustrie in Deutschland für unsere Wasserkraft gewinnen“, so Hörl. Die Papier- und Kartonagenindustrie allgemein ist jedoch oft noch ein unbeschriebenes „graues“ Blatt und deshalb freut sich VERBUND umso mehr über die Partnerschaft mit dem Vorreiter Liebensteiner Kartonagenwerk.

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Bildergalerie

  • Das Liebensteiner Kartonagenwerk produziert Produkte aus Wellpappe – und das mit 100 Prozent Grünstrom.

    Das Liebensteiner Kartonagenwerk produziert Produkte aus Wellpappe – und das mit 100 Prozent Grünstrom.

    Bild: Timo Allin

  • Das Laufwasserkraftwerk Edling erzeugt etwa 420.000 MWh Strom pro Jahr und beliefert die Liebensteiner Kartonagenwerke.

    Das Laufwasserkraftwerk Edling erzeugt etwa 420.000 MWh Strom pro Jahr und beliefert die Liebensteiner Kartonagenwerke.

    Bild: Verbund

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