Verpackung der Zukunft? Neuartiger thermoformbarer Papierwerkstoff als Ersatz für Kunststoff

Thermogeformtes Papier: Papier mit Chitosan

Bild: Projektkonsortium 3D-ThermoCell
18.01.2024

Ein Durchbruch in der nachhaltigen Verpackungsforschung? Die Duale Hochschule Baden-Württemberg Karlsruhe schließt erfolgreich das Projekt „3D-ThermoCell“ ab. Diese umweltfreundliche Alternative zu Kunststoffverpackungen ermöglicht die Herstellung von nahezu 100 Prozent biobasierten, im Thermoformprozess herstellbaren Verpackungen mit vergleichbaren Eigenschaften wie Kunststoff. Die erfolgversprechenden Ansätze können den Weg zu nachhaltigen Alternativen weisen und tragen zur Etablierung einer biobasierten Wirtschaft bei.

Forschende der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Karlsruhe haben das Forschungsprojekt „3D-ThermoCell“ erfolgreich abgeschlossen, das sich auf die Entwicklung eines thermoformbaren Papierwerkstoffs als umweltfreundliche Alternative zu Kunststoffverpackungen konzentrierte. Das interdisziplinäre Projekt wurde in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie, von Tecnaro, von Mack Kunststofftechnik und von Mainteam Bild - Text - Kommunikation durchgeführt. Es erstreckte sich über zweieinhalb Jahre und wurde mit etwa 750 Tausend Euro durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Zielsetzung

Das Hauptziel des Projekts war es, einen thermoformbaren Papierwerkstoff zu entwickeln, der in der Lage ist, komplexe dreidimensionale Strukturen mit großen Tiefziehverhältnissen und kleinen Radien zu formen. Das angestrebte Ergebnis waren Verpackungen, die nahezu zu 100 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen und im Thermoformprozess hergestellt werden können. Dies ermöglicht vergleichbare Geometrien und Festigkeiten wie herkömmliche Kunststoffbauteile, jedoch bei geringerem Gewicht, niedrigeren Kosten und aus nahezu 100 Prozent abbaubaren, recyclebaren Papier-Materialien.

Die Herausforderungen des Projekts

Aufgrund der gegensätzlichen Reaktionen von Papier und Kunststoff bei Wärme, die beim Thermoformprozess genutzt wird, mussten die Forscher verschiedene Ansätze verfolgen. So wird Kunststoff zum Beispiel bei Wärme, die beim Thermoformen zugeführt wird, plastisch und damit formbar. Papier reagiert genau gegenteilig: Bei Hitze zerstört sich Papier und wird brüchig.

Unter der Leitung von Monika Korbmann, Akademische Mitarbeiterin an der DHBW Karlsruhe, wurden vier Ideen in Betracht gezogen.

  • Biobasierter Kunststoff als Zusatz: Die Zugabe von biobasiertem Kunststoff in Form von Pulver oder Kügelchen, um das Papier plastifizier- und umformbar zu machen.

  • Papierfasern im Kunststoff: Die Integration von Papierfasern in den Kunststoff, um einen neuen thermoformbaren Werkstoffverbund zu schaffen.

  • Papierwerkstoff aus Kunststoff- und Cellulosefasern: Die Herstellung eines thermoformbaren Papierwerkstoffs aus Kunststoff- und Cellulosefasern.

  • Verwendung von löslichen Additiven: Das Papier wurde mit Chitosan behandelt, einem biopolymeren Derivat von Chitin, um es dehn- und formbar zu machen.

Erfolgreicher Ansatz und Ausblick

Die erste und die vierte Alternative erwiesen sich als erfolgreich. Bei der ersten Lösung wurde Celluloseproprionat, ein biobasierter Kunststoff mit Cellulosefasern kombiniert. Dieses Material ist sehr gut umformbar auf Thermoformanlagen. Die zweite Lösung, Papier mit Chitosan, erwies sich ebenfalls als erfolgreich. Das resultierende Papier ist formbarer, stabiler, weniger zerreißbar als herkömmliches Papier und zusätzlich sehr nassfest. Die beteiligten Partner planen nun nach Projektende beide Lösungen in Folgeprojekten bis zur Marktreife weiterzuentwickeln.

Die erfolgreiche Umsetzung des Projekts „3D-ThermoCell“ markiert einen bedeutenden Fortschritt in Richtung nachhaltiger Verpackungsalternativen und trägt dazu bei, eine biobasierte Wirtschaft zu etablieren.

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