Sensortechnik für Schiffsdecks Früherkennung von Brandrisiken alternativ angetriebener Fahrzeuge

Das Risiko von Fahrzeugbränden soll durch moderne Sensorik zur Überwachung der Decks deutlich vermindert werden.

Bild: iStock, alxpin
31.07.2023

Der in der Nordsee brennende Autofrachter „Fremantle Highway“ hat erneut vor Augen geführt, dass Fahrzeug- und Batteriebrände beim Seetransport in kürzester Zeit nicht mehr beherrschbar sein können. Das Institut für Sicherheitsforschung (ISF) der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS) hat technische Lösungen zur Brand-Früherkennung auf Autotransportern und RoRo-Fähren entwickelt – angepasst an die speziellen Herausforderungen alternativer Fahrzeugantriebe.

Die bisherigen On-board-Brandschutzsysteme sind nicht auf die speziellen Herausforderungen alternativer Fahrzeugantriebe ausgelegt. Lithium-Ionen-Akkus von E-Autos, alternative Wasserstoff- oder Gas-Antriebe und höhere Kunststoffanteile im Auto machen neue Lösungen dringend erforderlich.

Früherkennung der meisten Brandrisiken möglich

In dem vom Bundesforschungsministerium geförderten Projekt „ALBERO“ hat die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg spezielle Sensortechnik zur Früherkennung kritischer Zustände von Lithium-Ionen-Akkus und Brandgefahren bei Gas- beziehungsweise Wasserstoff-/Brennstoffzell-betriebenen Fahrzeugen sowie für die Überwachung von Fährdecks entwickelt. Die erfolgreich getesteten, auf See erprobten Prototypen können in Brandmeldeanlagen von Fähren und Autotransportern integriert werden. Durch Früherkennung können so die entscheidenden Minuten für die Brandbekämpfung gewonnen werden.

„Das Risiko von Fahrzeugbränden mit katastrophalen Folgen für Passagiere, Besatzung und Schifffahrt kann mit moderner Sensorik zur Überwachung der Decks deutlich vermindert werden“, so Professor Peter Kaul, Leiter des ALBERO-Projekts an der H-BRS. „Wenn an Bord Lithium-Ionen-Akkus überhitzen, Gaslecks oder Schwelbrände entstehen, zählt jede Minute, um nicht mehr beherrschbare Brände zu verhindern. Unsere Sensorik hat gezeigt, dass eine Früherkennung der meisten Brandrisiken alternativ angetriebener Fahrzeuge möglich ist.“

Das ALBERO-Projekt widmete sich neben der Entwicklung von Sensortechnologien auch Strategien und Empfehlungen zur Brandbekämpfung und Risikominimierung für den Transport alternativ angetriebener Fahrzeuge auf RoRo-Fähren.

ALBERO und nachfolgende EU-Projekte haben der European Maritime Safety Agency (EMSA) wissenschaftliche Empfehlungen vorgelegt, um das Risiko von Brandkatastrophen auf Autotransportern und RoRo-Fähren zu vermindern. Die EMSA hat diese in ihre „Guidance for AFVs carriage in ro-ro spaces“ vom 23. Mai 2022 aufgenommen.

Schwere Schäden durch Brände

Um welche Schadensdimensionen es sich handelt, hat der Brand auf der „Felicity Ace“ im vergangenen Jahr gezeigt. Der Verlust von 4.000 Fahrzeugen, darunter zahlreiche Luxusautos, wurde mit 330 Millionen US-Dollar beziffert. Der Gesamtschaden des gesunkenen Transporters belief sich auf 500 Millionen Dollar, wobei die Umweltschäden nicht berücksichtigt sind. Falls die „Fremantle Highway“ mit rund 3.800 Fahrzeugen an Bord im Wattenmeer sinkt, werden die Gesamtkosten einschließlich der Schäden für Umwelt, Fischerei und Tourismus voraussichtlich im Milliardenbereich liegen.

„Die Technologie steht zur Verfügung und könnte zügig bis zum Produkt weiterentwickelt werden“, so Professor Kaul, „wenn weitere Fördermittel und Anreize für die Industrie gegeben sind. Sonst scheitert ein möglicher Transfer.“ Erforderlich seien die schnelle Umsetzung der Empfehlungen in international verpflichtenden Regelungen für den Fahrzeugtransport auf See und Versicherungspflichten, die die gesamten Umweltschäden abdecken, ergänzt Christopher Becher, Geschäftsführer des ISF.

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