Gegen Fachkräftemangel und für besseres Wissensmanagement Erfolgsfaktor Digitale Werkerassistenz in der Smart Factory

Werkerassistenz-Systeme helfen auch dabei, Datensilos aufzubrechen und Wissen jederzeit zugänglich zu machen und ein strukturiertes Wissensmanagement-System aufzubauen.

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04.08.2023

Neue digitale Technologien und die stetig schwindende Anzahl an Fachkräften stellen Unternehmen in der Produktion vor große, neue Herausforderungen. Flexibilität und effizient gestaltete Prozesse in der Smart Factory sind so wichtig wie nie zuvor. Dabei kommt es besonders auf die Unterstützung des Menschen an – beispielsweise durch Digitale Werkerassistenz.

Zur Bedeutung von Werkerassistenz-Systemen heißt es in einem Papier des Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrums Stuttgart: „Ein zentraler Erfolgsfaktor einer Smart Factory liegt in der konsequenten Vernetzung aller an der Produktion beteiligten Prozesse, Maschinen, Werkzeuge und Ressourcen. Ziel ist es dabei immer, den Involvierten alle relevanten Informationen und Daten aktuell und passgenau zur Verfügung zu stellen und somit die effektive und effiziente Interaktion mit den eingesetzten Maschinen und Anlagen zu ermöglichen. Dies ermöglicht die Entlastung von Routinetätigkeiten, wodurch mehr Zeit für wichtigere, wertschöpfendere Aufgaben zur Verfügung steht. Als Lösungsansatz in diesem Kontext bietet sich ein Werkerassistenz-System an.“

Doch warum eigentlich? Und warum sind digitale Werkerassistenz-Systeme dabei als Unterstützung so relevant? Im Folgenden werden fünf Gründe erläutert, warum die Bedeutung digitaler Werkerassistenz zugenommen hat und sich dieser Trend auch in Zukunft fortsetzen wird.

Mit digitaler Werkerassistenz gegen den Fachkräftemangel

Mit einem Werkerassistenz-System können Fertigungsunternehmen erfolgreich den Auswirkungen des demografischen Wandels begegnen. Denn Fakt ist: Nie wurden im Maschinenbau so viele offene Stellen ausgeschrieben wie im Jahr 2022. Fast 70 Prozent der Stellen zielten dabei auf Fachkräfte ab. Im Durchschnitt waren über die Bundesagentur für Arbeit rund 12.000 offene Stellen für Fachkräfte ausgeschrieben. Zwar blickten nach Angaben des VDMA die Mehrheit der Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau – trotz vieler Unsicherheitsfaktoren – 2022 verhalten optimistisch auf das Jahr 2023.

In Anbetracht gut ausgelasteter Kapazitäten und positiver Geschäftserwartungen möchten 60 Prozent der Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau im laufenden Jahr die Stammbelegschaften ausweiten. Der geplante Beschäftigtenaufbau gestaltet sich aufgrund des Fachkräftemangels jedoch schwierig. Drei von vier Unternehmen melden merkliche oder gravierende Engpässe bei den Fachkräften. Dazu kommt, dass in den nächsten Jahren die geburtenstarken Jahrgänge der Generation Baby-Boomer’ in Pension gehen. Bis 2035 fehlen nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung sieben Millionen Fachkräfte in Deutschland.

Der VDMA nennt diesen Fachkräftemangel als das größte Problem des deutschen Arbeitsmarktes. Viele produzierende Unternehmen spüren bereits die Anzeichen des Fachkräftemangels. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts ist etwa im Vergleich zum Vorjahr der Anteil der arbeitsfähigen Menschen von 20 bis 66 um rund 200.000 Personen gesunken. In Summe werden demnach dem Arbeitsmarkt in 10 Jahren etwa 4 Millionen Menschen fehlen.

Gerade der Verlust älterer Mitarbeiter in der Produktion kann aufgrund fehlender Wissenssicherung problematisch werden. Verfügen diese doch über wertvolles Wissen, das für alltägliches und effizientes Arbeiten unerlässlich ist. Eine digitale Werkerassistenz sichert dieses Wissen automatisch und macht es für jeden zugänglich. Zudem unterstützt eine intelligente Werkerassistenz Mitarbeiter bei ihren Tätigkeiten, entlastet sie und schafft verbesserte Arbeitsbedingungen in der Produktion und erhöht damit auch die Attraktivität des Unternehmens. Diese Assistenzsysteme vereinfachen auch Anlernprozesse und erhöhen damit die Verfügbarkeit von Personal in der Produktion.

Unternehmen weiter auf „Ressource Mensch“ angewiesen

Die vernetzte Fertigung in der Smart Factory – gerade vor dem Hintergrund des oben dargelegten Fachkräftemangels - stellt Unternehmen große und neue Aufgaben. Der Königsweg für die meisten Experten kann hier nur Digitalisierung, Digitalisierung und nochmal Digitalisierung‘ heißen. Attraktivität für die unbesetzten Stellen kann nur erreicht werden, wenn die Arbeit vielseitig ist und moderne Technologien zum Einsatz kommen. Fakt ist auch: Durch Digitalisierung können zudem auch mit weniger Personal bessere Ergebnisse erzielt werden.

Aber es gibt auch Fertigungsbereiche, in denen Prozessoptimierung durch Automatisierung nicht sinnvoll oder möglich ist. Hier sind die Unternehmen immer noch auf die Ressource Mensch mit seiner Flexibilität angewiesen. Hierbei kommt eine digitale Werkerassistenz erfolgreich zum Einsatz, stellt sie doch den Menschen in den Mittelpunkt stellt, um die Effizienz manueller Tätigkeiten in der variantenreichen, digitalisierten Fertigung nachhaltig zu erhöhen. Es geht unter anderem darum, wie Arbeitsanweisungen zur Verfügung gestellt werden, wie Arbeitsanweisungen aussagekräftig gestaltet werden können, wie Prüfdaten erfasst und in Echtzeit validiert werden, wie Fehler bei der Arbeitsausführung vermieden und wie Ressourcen des Unternehmens nachhaltig geschont werden.

Im VDMA-Leitfaden Digitale Assistenz für die Produktion heißt es dazu: „Gerade kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) positionieren sich als flexible Problemlöser am Markt. Sie stehen vor der Frage, wie ihr Produktionssystem zu gestalten ist, um diesen konfliktträchtigen Kundenforderungen gerecht zu werden. Im Mittelpunkt ihrer hochflexiblen und dennoch effizienten Produktion stehen die Mitarbeitenden, welche sich schneller als jede Anlage auf Kundenwünsche einstellen und neue Aufgaben bewältigen können. Um in einem dynamischen Arbeitsumfeld diese menschliche Flexibilität optimal einzusetzen und gleichzeitig Fehlermöglichkeiten auszuschalten oder zu reduzieren, bieten sich digitale Assistenzsysteme an.“ Sicher ist also, dass Mitarbeiter, die in digitalisierte Prozesse eingebunden sind und bei der Ausführung ihrer Tätigkeiten unterstützt werden, weniger Fehler machen, deutlich effizienter arbeiten und flexibler einsatzbar sind. Das in Summe erhöht die Wettbewerbsfähigkeit des produzierenden Unternehmens.

Zum Wissensmanagement mit digitaler Werkerassistenz

Werkerassistenz-Systeme helfen auch dabei, Datensilos aufzubrechen und Wissen jederzeit zugänglich zu machen und ein strukturiertes Wissensmanagement-System aufzubauen. Prozesse im Arbeitsablauf können vereinfacht und optimal gestaltet werden. Relevante Informationen werden vom System digital zur Verfügung gestellt. Auch der VDMA ist von den Stärken digitaler Werkerassistenz-Systeme überzeugt, wie in einem Papier zu Lean Production zu lesen ist: „Die Modularisierung und Digitalisierung von Arbeitsanweisungen bedeutet einen erhöhten Initialaufwand, senkt jedoch bei der Bearbeitung einzelner Aufträge den Aufwand in der Arbeitsvorbereitung. Digitale Werker-Assistenzsysteme stellen die jeweils aktuelle Information zum Auftrag bereit und vermeiden so Fehlhandlungen aufgrund veralteter Papier-Dokumente.

Papier wird folglich in der Produktion immer stärker durch vernetzte, elektronische Medien ersetzt. Gleichzeitig können Assistenzsysteme Fehlhandlungen erkennen und vermeiden. So können die Auftragsdurchlaufzeit reduziert und die Flexibilität gesteigert werden.“ Der Werker erhält also automatisch immer die neuesten und richtigen Informationen für seinen Arbeitsgang. Durch diese digital erstellten Arbeitsanweisungen und Checklisten wird wertvolles Wissen ebenfalls automatisch dokumentiert und gesichert und damit der Weg zu einem fundierten Wissensmanagement geebnet.

Werkerassistenz erleichtert Digitalisierung und Veränderung

Es ist also ganz klar, dass ein Werkerassistenz-System ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu einer digitalisierten Produktion ist. Es unterstützt nicht nur die papierlose Fertigung, sondern ist eine entscheidende Schnittstelle zwischen analoger und digitaler Welt und ermöglicht Unternehmen, klein zu starten und dann kontinuierlich zu wachsen. Aber da sich Technologien stetig weiterentwickeln, sind gerade Wandlungsfähigkeit und Flexibilität zu wichtigen Voraussetzungen für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen geworden. Entscheidend für produzierende Unternehmen wird also sein, dass sie mit diesem ständigen Wandel und den damit einhergehenden Veränderungen mithalten können.

Denn unzureichende Flexibilität ist eine der Hauptursachen für das Scheitern von Unternehmen. Diese elementare Anpassungsfähigkeit von Produktionsprozessen kann durch digitale Werkerassistenz-Lösungen erhöht werden und die steigende Komplexität von Prozessen wird durch Schritt für Schritt beherrschbar. Die Werkerassistenz unterstützt sozusagen Veränderungsprozesse im Unternehmen hin zu einer modernen Smart Factory, indem es Mitarbeiter führt und auch entlastet.

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