ID-Technologien in der Anwendung Bank, ÖPNV, Bücherei: Wie lassen sich digitale Identitäten überprüfen?

Digitale Identitäten: Eine Person hat im Durchschnitt 70 davon.

Bild: HTW Dresden
28.03.2024

Im Forschungsprojekt ID-Ideal wurden drei Jahre lang digitale ID-Technologien in unterschiedlichen Anwendungsfällen erprobt. Dazu gehören neben dem Sozialpass Tickets für den ÖPNV, digitale Produktpässe sowie CO2-Nachweise für regenerativ erzeugten Strom. Die Ergebnisse des Projekts sind nun vorgestellt worden.

Jeder Mensch besitzt im Durchschnitt 70 digitale Identitäten: vom Bankkonto über den Bibliotheksausweis bis zur ÖPNV-Karte. Mit dem Fortschreiten der Digitalisierung stellt sich immer mehr die Frage, wie die Echtheit solcher Identitäten im Netz bewiesen werden und Vertrauen aufgebaut werden kann. Das gilt nicht nur für Personen, sondern auch für Gegenstände und Organisationen.

Im Forschungsprojekt ID-Ideal der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden (HTW Dresden) werden seit drei Jahren ID-Technologien in unterschiedlichen Anwendungsfällen erprobt. Dazu gehören neben dem Sozialpass und dem digitalen Bürgerbegehren in Dresden etwa ÖPNV-Tickets, digitale Produktpässe sowie CO2-Nachweise. Die Ergebnisse des Projekts wurden Anfang März auf der zweiten Authenticon-Veranstaltung vorgestellt.

Bessere Akzeptanz digitaler IDs erreichen

Ein wichtiges Ergebnis ist, dass digitale IDs im Alltag der Menschen ankommen müssen, damit sie funktionieren und akzeptiert werden. „Die digitale Brieftasche muss genauso selbstverständlich verwendet werden wie ein Webbrowser oder Messenger-Apps“, sagt Prof. Jürgen Anke, Projektleiter von ID-Ideal und Professor für Softwaretechnologie und Informationssysteme an der HTW Dresden. Damit das funktioniere, brauche es Regelmäßigkeit und Routine. Es müsse also ausreichend Situationen geben, um die Technologie einzusetzen. „Bei unserer Forschung geht es nicht darum, einen Ausweis auf dem Handy zu speichern, sondern darum, wie man sich in der digitalen Welt bewegt“, erklärt Anke.

Deshalb ist die Erprobung in der Praxis entscheidend. Sie bietet neue Erkenntnisse zu den Wechselwirkungen von Mensch und Technik bei der Anwendung in einem realen Szenario. Auch gesellschaftliche Fragen stellen sich: Wie viel Verantwortung für seine Daten kann man einem Menschen zumuten? Wie viel Wissen über die digitale Welt (Digital Literacy) ist bei den Bürgerinnen und Bürgern vorhanden? Inwieweit verhindert die Gesetzgebung den sinnvollen Einsatz digitaler Identitäten? Dazu steht das Projekt ID-Ideal mit Vertretern von Bundesministerien im Austausch. Weiterhin soll die aus dem Projekt heraus entwickelte TrustNet-Initiative breitenwirksam Wissen über den Umgang mit digitalen Brieftaschen vermitteln.

Besondere Anforderungen je nach ID beachten

Kommunen stehen vor der besonderen Herausforderung, dass die von ihnen bereitgestellten digitalen Angebote für alle Bürgerinnen und Bürger zugänglich und nutzbar sein sollten. Mehrere Anwendungsfälle werden bei ID-Ideal getestet, unter anderem die digitale Anmeldung in der Bibliothek Leipzig und der Volkshochschule Leipzig per Leipzig-App. Diese Nachweise wurden bisher in unterschiedlichen Apps oder als Plastikkarten verwaltet.

In ID-Ideal werden hingegen digitale Brieftaschen (Wallets) eingesetzt. Diese erlauben das Speichern und Präsentieren verschiedener Nachweise auf einheitlichem Weg. Für die unterschiedlichen Anwendungsfälle sind jeweils spezielle Anforderungen zu beachten. Beispielsweise müssen ÖPNV-Tickets kontrollierbar sein, und der Dresden-Pass als soziales Instrument soll frei von Stigmatisierung eingesetzt werden können.

Die digitalen Identitäten und Eigenschaften von Personen sind jedoch nicht ausreichend für den Einsatz in der digitalen Welt. Erforderlich sind auch Identitäten für Organisationen und Gegenstände, um Behörden und Shops sicher zu identifizieren und die Eigenschaften von Produkten prüfbar zu machen. Nicht zuletzt müssen auch die Beziehungen zwischen Personen, Organisationen und Gegenständen in Form digitaler Nachweise dokumentiert werden. Dies ist beispielsweise bei der Anmeldung von Kindern in Kindertagesstätten oder der Beantragung von Fördermitteln durch Geschäftsführer von Unternehmen erforderlich.

Verlängerung des Projekts steht fest

ID-Ideal wurde innerhalb des bereits bewilligten Budgets von 14 Millionen Euro bis zum 31. Oktober 2024 verlängert. Parallel dazu wurde die Nachwuchsforschungsgruppe Signal gegründet. Sie wird durch den Europäischen Sozialfonds gefördert und soll junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dafür qualifizieren, den digitalen Wandel in Sachsen voranzubringen. Schwerpunkt ist die menschenzentrierte Gestaltung digitaler Angebote für die Daseinsvorsorge in Stadt und Land.

Um den fachlichen Austausch zum Thema der digitalen Identitäten zu verbessern, wurde aus ID-Ideal heraus die Konferenzreihe Authenticon ins Leben gerufen. Über 70 Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Politik nahmen an der diesjährigen Veranstaltung am 6. und 7. März in den Räumen der HTW Dresden teil. Unter dem Motto „Digitale Nachweise: Von der Idee zur Innovation“ wurden in Vorträgen und Workshops aktuelle Themen wie User Experience, Regulierung und Verfahren für Datenminimierung diskutiert.

Das Projekt wird gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.

Bildergalerie

  • Auf der Authenticon-Veranstaltung Anfang März wurden die bisherigen Ergebnisse des ID-Ideal-Projekts vorgestellt.

    Auf der Authenticon-Veranstaltung Anfang März wurden die bisherigen Ergebnisse des ID-Ideal-Projekts vorgestellt.

    Bild: HTW Dresden

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