Widerstandsfähigkeit von Stromsystemen Die entscheidende Rolle von Solarenergie im Krisenfall

In einer Studie wurde untersucht, welche Bedeutung Photovoltaik in Krisenzeiten zukommt.

Bild: iStock, Mny-Jhee
27.06.2023

Eine Studie hat die Auswirkungen von Stromausfällen auf unsere Versorgungsstruktur untersucht. Dabei zeigte sich, dass gerade Solarenergie eine wichtige Position einnimmt. Warum sie die negativen Folgen in Krisenzeiten gut abfedern kann und weshalb Deutschland hier eine bevorzugte Stellung hat.

Ohne Strom läuft in einer modernen Welt nichts. Abgesehen vom Offensichtlichen wie Licht, Kühlung, dem Aufladen elektronischer Geräte und der IT-Infrastruktur geht es dabei auch um eine funktionierende Wasserversorgung, das Betanken von Fahrzeugen und verschiedene Sicherheitsaspekte.

Sweco hat kürzlich eine Studie über die Widerstandsfähigkeit von Elektrizitätssystemen veröffentlicht, die zeigt, welche entscheidende Rolle Solarenergie im Krisenfall spielen kann. Bei Stromausfällen könnte sie deren Auswirkungen abmildern, indem sie weiterhin Zugang zu wesentlichen Grundbedürfnissen und öffentlichen Dienstleistungen ermöglicht. Dabei sieht die Studie vor allem Deutschland auf einem guten Weg, da es über eine hohe Kapazität an installierter Solarenergie verfügt.

Notstrom aus privaten Solarzellen

Bei Stromausfällen kann eine Notstromversorgung mit geringer Kapazität lebenswichtige Funktionen wie die mobile Kommunikation zwischen Menschen und Behörden, den Zugang zu Wasser oder das Aufladen grundlegender Geräte sicherstellen. Eine vielversprechende Lösung ist die Erzeugung von Notstrom aus privaten Solarzellen in Kombination mit Notstrom- oder Hybrid-Wechselrichtern.

„Angesichts zunehmender extremer Wetterereignisse und externer Bedrohungen muss das Energiesystem widerstandsfähig sein, um die Risiken längerer Stromausfälle zu mindern“, sagt Matthias Lohoff, Projektmanager Wasser & Energie bei Sweco Deutschland. „Bürgerinnen und Bürger sowie Behörden müssen nach Strategien suchen, um den einfachen Zugang zu Elektrizität zu sichern, sowohl zu Kommunikationszwecken als auch für die Aufrechterhaltung der grundlegenden gesellschaftlichen Bedürfnisse. Dabei muss man auch die Privathaushalte im Blick behalten.“

Da herkömmliche netzgekoppelte Solarenergieanlagen bei Stromausfällen aus Sicherheitsgründen keinen Strom mehr produzieren, spielen Wechselrichter eine entscheidende Rolle. Notstrom-Wechselrichter, die für den Anschluss kleinerer Lasten ohne Batterien ausgelegt sind, ermöglichen den Betrieb wichtiger Geräte bei Stromausfällen. Hybrid-Wechselrichter, die Batterien oder andere Formen der Speicherung integrieren, bieten eine umfassendere Lösung, sind aber erheblich teurer.

Deutschland führend bei installierter Kapazität

Sweco hat die mögliche Widerstandsfähigkeit der Stromversorgung in neun europäischen Ländern in den nächsten fünf Jahren analysiert, indem die künftige Entwicklung der Solarenergie sowie die Kosten und die mögliche Belastung durch Notstromlösungen bei Stromausfällen untersucht wurden. Die in die Studie einbezogenen Länder waren Belgien, die Tschechische Republik, Dänemark, Finnland, Deutschland, die Niederlande, Norwegen, Schweden und das Vereinigte Königreich.

In den genannten Ländern ist eine zunehmende Verbreitung von Solarstromsystemen zu beobachten, die durch die laufende Energiewende, sinkende Solarpreise, Subventionen und verschärfte Vorschriften vorangetrieben wird. Deutschland ist hierbei führend bei der insgesamt installierten Solarkapazität, während die Niederlande mit 1,07 kWp die höchste Pro-Kopf-Kapazität haben. Deutschland liegt mit 0,81 kWp knapp dahinter.

Die Studie untersuchte darüber hinaus das theoretische Potenzial, wie die Widerstandsfähigkeit kritischer Infrastrukturen wie der Wasserwirtschaft und des Mobilfunks durch die Integration von Solarenergielösungen oder deren Standort in der Nähe von Solarkraftwerken erhöht werden kann.

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