Steuerungstechnik Weit mehr als nur ein Job

11.04.2012

Steffen Schleiers Arbeitsleben dreht sich um die Mikroelektronik. Dass er auch nach Feierabend noch Zeit mit seinen Kollegen verbringt, liegt am Sportsgeist, der die Mitarbeiter der Firmen Profichip und Vipa verbindet.

Steffen Schleier steht vor einem Bild an der Wand, ein 1�?1Meter großer Ausdruck hinter Glas. Innerhalb eines quadratischen Umrisses lassen sich darauf weitere kleinere Quadrate erkennen. Einige dieser kleinen Quadrate sind fast vollkommen schwarz, andere lassen noch ein klein wenig die Farbe des Blattes erkennen. Der Rand des großen Quadrates ist nicht glatt, sondern von weiteren rechteckigen Mustern durchsetzt. Das Bild zeigt einen Chip, den Snap+, ein ehemaliges Projekt des heute 33-Jährigen. „Wir haben die Logik, die Funktion, dieses Chips entwickelt“, erklärt der Profichip-Mitarbeiter. Insgesamt vier Jahre haben Schleier und seine Kollegen daran getüftelt. Hinter dem eher abstrakten Begriff Funktion verbergen sich mitunter ganz gängige Abläufe in der Automatisierung. Der Snap+ ermöglicht eine Rückwandbus-Kommunikation in einem dezentralen I/O-System. Ein solches benutzt Vipa für das SLIO-System, generell ist der Chip jedoch auch für andere Kunden zugänglich. 2006 hatte das Projekt begonnen, vier Jahre später war der Slave-Chip fertig. Sieben mal sieben Millimeter misst er in Wirklichkeit. Ein weiterer Chip, dessen Logik unter der Federführung von Schleier entstanden ist: der Speed7-Prozessor. Der Chip verarbeitet den Programm-Code von Step 7. Die erste Generation wurde im Jahr 2003 vorgestellt. „Sie war im selben Jahr um den Faktor vier schneller als die schnellste von Siemens lieferbare Step7-CPU“, sagt Schleier stolz. Gern erinnert er sich an die Entwicklungszeit zurück, es war sein erstes Projekt für Profichip, das mit seiner Diplomarbeit begonnen hat. Sein Professor an der FH Nürnberg hat den Kontakt zwischen dem damaligen Studenten und dem Herzogenauracher Unternehmen hergestellt.

Sein Beruf: Chips designen

Studiert hat der heutige Profichip-Mitarbeiter Nachrichtentechnik und sich auf Mikroelektronik spezialisiert. „Mikroelektronik beschäftigt sich mit dem Design von Chips“, erklärt der heutige Projektmanager. Bei Profichip konnte der damalige Student das umsetzen, was er sich noch während des Studiums als Berufsziel ausgemalt hatte. „Ich konnte direkt im Anschluss an mein Studium in die Entwicklung von Mikroelektronik einstiegen, das war schon ein Traum“, schwärmt er. Nach Abschluss der Diplomarbeit ist Schleier bei Profichip geblieben und zählt seit mittlerweile zwölf Jahren zur Mitarbeiterriege.Was die Unternehmen Vipa und Profichip als Arbeitgeber auszeichne: ihr Geschäftsführer, Wolfgang Seel, antwortet Schleier ohne nachdenken zu müssen. Er sorge für ein kreatives und gutes Arbeitsklima und verfolge langfristige Ziele, die sich mitunter nicht immer sofort betriebswirtschaftlich rechneten. „Meine Diplomarbeit ist so ein Beispiel“, merkt der strategische Projektmanager an, „das muss man sich erst einmal trauen, so ein Thema anzugehen.“ Denn erst nach drei Jahren ist aus der Chip-Idee ein marktreifes Produkt hervorgegangen. Auch sein Abteilungsleiter Stefan Rübesam räume ihm die Möglichkeit ein, kreativ zu arbeiten. „Zwar sind die Ziele vorgegeben, den Weg allerdings kann ich selbst wählen“, sagt Schleier. Dass er jeden Tag aufs Neue Freude an seiner Arbeit hat, merkt man dem 33-Jährigen spätestens dann an, wenn man ihm nach seinem bislang spannendsten Projekt fragt. „Das interessanteste Projekt gibt es gar nicht, weil jedes Projekt seine Elemente hat“, erklärt er.

Hundertprozentig, aber auch mal chaotisch

„Ich habe viel Spaß daran, eine Technologie voranzutreiben“, beschreibt Schleier seine eigene Arbeitsweise. Dabei achte er sehr genau auf Details, bohre gern nach, weshalb etwas nicht funktioniere oder was man besser machen könne. Mitunter könne es bei ihm aber auch chaotisch zugehen, seine To-do-Listen arbeite er in solchen Fällen dann nicht - wie sonst üblich - systematisch ab. Und auch auf seinem Schreibtisch setze sich ab und an die Unordnung durch. Ein typischer Arbeitstag des strategischen Projektmanagers ist geprägt von zahlreichen Meetings. Während der Besprechungen werden zum Beispiel technische Fragen der einzelnen Entwicklungsprojekte geklärt. Schleier ist verantwortlich für deren technische Leitung. „Nicht alle Gespräche stehen fest im Terminkalender, die Mitarbeiter kommen auch einfach so zu mir an den Tisch und wir klären Fragen“, schildert er. Schleier beschäftigt sich fast ausschließlich mit den Themen Konzeption und Koordination, mit der technischen Implementierung habe er mittlerweile eigentlich nichts mehr zu tun. Derzeit zählen insgesamt 15 Ingenieure zu seinem Team. Drei neuen Projekten widmet sich die Truppe im Moment, zwei weitere befinden sich gerade in der Markteinführung. Insgesamt arbeiten bei Profichip 19 Ingenieure plus drei weitere Mitarbeiter im Vertrieb sowie die Geschäftsleitung. Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr 1999. Zur Unternehmensgruppe gehört auch Vipa. Der Anbieter für Automatisierungslösungen und Steuerungstechnik ist seit 1985 am Markt tätig.

Sport verbindet alle Mitarbeiter

Zum festen Freizeitprogramm der Mitarbeiter von Vipa und Profichip gehören gemeinsame sportliche Aktivitäten - auch zusammen mit Firmengründer und Geschäftsführer Wolfgang Seel. Mit einem Leuchten in den Augen erzählt Schleier von gemeinsamen Trainingslagern, an denen sich regelmäßig bis zu 15 Mitarbeiter beteiligen. Gemeinsam bereiten sie sich dort auf Wettkämpfe vor. Zum Firmenrepertoire der sportlichen Aktivitäten zählen eine Reihe von Sportarten: Laufen, Bergsteigen, Rad fahren, Kajak fahren, Fußball. Auch ein Schiausflug gehört fest zum gemeinsamen Sportprogramm. „Anfangs sind wir mit einem Bus gefahren, dann mit zweien, wobei einer halb voll war, mittlerweile sind alle Plätze belegt“, sagt Schleier. Während sich Schleier eher auf mehrtägigen Touren in den Bergen mit Wildwasserkajak, Rad oder am Fels konzentriert, sind viele Kollegen bei Triathlons und Duathlons aktiv. Seit zwei Jahren ist Vipa Hauptsponsor des Vipa-Herzocross Duathlons, an dem in diesem Jahr 19 Mitarbeiter teilgenommen haben. Auf den zahlreichen Wettkämpfen repräsentieren die Mitarbeiter ihr Unternehmen. Dazu tragen sie einheitliche Trikots. Ein solches Outfit steht in der Eingangshalle des Firmengebäudes. „Inzwischen gibt es auch Rückwirkung aus dem Publikum. Das Speed7 Racing Team ist mittlerweile bekannt“, merkt Schleier an. Die länger werdenden Tage nutzen die Team-Mitglieder, um sich auf die nächsten Wettkämpfe vorzubereiten. Einer von ihnen ist Steffen Schleier, der in der Chip-Entwicklung seine Berufung gefunden hat.

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