Smart Traffic & Mobility Zukunftsverkehr in der Stadt

11.09.2013

Oftmals werden für einen besseren Verkehrsfluss technische Lösungen umgesetzt, ohne ihre Konsequenzen auf den urbanen Raum zu bedenken. Daher ist es dringend erforderlich Technik, Verkehr, Umwelt und Stadt ganzheitlich zu betrachten und zwischen allen Betroffenen abzustimmen.

Geprägt durch technischen aber auch gesellschaftlichen Wandel werden immer wieder neue „innovative“ Maßnahmen zum Bewältigen von Verkehrsproblemen erdacht und umgesetzt. Oft jedoch wird hier sehr einseitig und zu schnell gehandelt. Die dadurch entstandenen Mängel müssen anschließend aufwendig behoben werden. Und die meist gut gedachten Ansätze bekommen so in der Öffentlichkeit einen „negativen Touch“. Anhand von Beispielen aus der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft soll gezeigt werden, dass eine frühzeitige integrative Planung verschiedener Fachdisziplinen negative Effekte und eine negative Wahrnehmung durch die Bevölkerung verhindern kann.

Verkehr im Fluss

Unstrittig ist, dass die temporäre Seitenstreifenfreigabe auf Autobahnen die Situation vieler Pendler erheblich verbessert. Staus werden reduziert, der Verkehr wird flüssiger und die Leistungsfähigkeit erheblich erhöht. Doch führt die Freigabe des Seitenstreifens auf der anderen Seite zu erhöhten Lärm- und Abgasbelastungen, da diese Maßnahme primär in dicht besiedelten Gebieten angewendet wird. Die betroffene Bevölkerung aber auch Städte fordern nun zu Recht zusätzliche Lärmschutzmaßnahmen oder ein generelles Tempolimit. Navigationssysteme, seien es fest eingebaute, mobile oder als App im Smartphone, sind mittlerweile selbstverständlich geworden. Doch der kürzeste Weg ist nicht immer für Alle der Beste, die beste Route für alle Verkehrsteilnehmer ist nicht immer die gleiche, und zu gewissen Zeiten ist manchmal alles ganz anders, weil gerade eine Messe oder ein Fußballspiel stattfindet. Hier wurde in letzter Zeit, auch unter dem Druck der Öffentlichkeit, erheblich nachgebessert. Jetzt wird kaum noch durch Nebenstraßen geroutet, es gibt spezielle Routenempfehlungen für Lkw und man kann sich bei Großveranstaltungen zum Parkplatz und nicht zum Haupteingang führen lassen. Aber es besteht immer noch Bedarf an einvernehmlich optimierten digitalen Straßenkarten zwischen Kartenanbietern und Städten. Dies gilt insbesondere hinsichtlich der Schwer- und Gefahrguttransporte sowie den Aktualisierungsabständen.

Elektromobilität

Elektromobilität kommt und das ist auch gut so. Endlich wird die Luft in den Städten sauberer und vor allem wird es leiser - wenn die Hersteller hoffentlich darauf verzichten ihre Fahrzeuge mit permanenten künstlichen Motorgeräuschen auszustatten. Hierzu ist natürlich auch eine flächendeckende Ladeinfrastruktur in einer Stadt zu installieren. Stellt man sich in der Zukunft zum Beispiel in Gründerzeitvierteln oder Altstadtquartieren alle paar Meter eine solche Ladesäule im auffallenden Corporate Identity eines Energieversorgers vor, so wird schon jetzt klar, dass das nicht die Lösung sein kann. Hier müssen schon jetzt dringend andere Lösungsmöglichkeiten entwickelt werden. Der Verkauf von Pedelecs boomt und diese Entwicklung wird zukünftig weitergehen. Die zeitliche Grenze für eine Pendlerfahrt mit dem Fahrrad liegt bei etwa einer halben bis einer Stunde, was heute bei einer Geschwindigkeit von 12km/heiner Entfernung von rund 6 bis 12km entspricht. Die Durchschnittsgeschwindigkeit eines Pedelec-Fahrers wird sich aber in etwa verdoppeln und somit auch die zukünftig mögliche Distanz. Hierfür werden die derzeitigen Fahrradinfrastrukturen der Städte nicht mehr ausreichen. Das Straßenbild wird sich zukünftig maßgeblich verändern und innovative Lösungen müssen jetzt schon gemeinsam gesucht werden. Mischverkehre mit Fußgängern werden nicht mehr möglich sein. Vielmehr sind breite Fahrradschnellwege gefragt und am Ziel müssen für diese hochwertigen teuren Fahrzeuge ausreichend sichere Abstell- und Lademöglichkeiten geschaffen werden.

Carsharing und Vernetzung

„Benutzen statt besitzen“ so heißt das neue Schlagwort im Zusammenhang mit den unterschiedlichsten Formen des Carsharing. Nachdem das Modell mittlerweile auch von den großen Automobilherstellern angeboten wird, erlebt es ein echtes Comeback. Aus Sicht der Stadtplanung ist dies zu begrüßen, denn es wird langfristig dazu führen, dass weniger innerstädtischer Parkraum benötigt wird. Doch in der wahrscheinlich nicht kurzen Übergangszeit stehen wir vor erheblichen, auch verkehrsrechtlichen Problemen diese Fahrzeuge im Straßenraum verträglich unterzubringen. Werden diese Carsharing-Fahrzeuge dann hoffentlich auch noch elektrisch betrieben, so kommen wir automatisch zu den oben beschriebenen Problemen der Ladeinfrastruktur.Auch die Vernetzung von Autos mit anderen Verkehrsteilnehmern und der Infrastruktur - Car-to-X-Kommunikation - wird unsere Mobilität in der Zukunft wesentlich verändern. Bis wir beim autonomen Fahren für jedes Fahrzeug angelangt sind, ist sicher noch ein langer Weg. Vielleicht wird, wie heute auch schon angedacht, autonomes Fahren aus Sicherheitsgründen in der Stadt zur Pflicht. Die Auswirkungen auf den öffentlichen Raum und Lebensqualität in der Stadt wären enorm. Denkt man dies konsequent weiter, könnte man sich öffentliche Räume ohne Schilder und Ampeln vorstellen. Auch die Trennungen von Straßenräumen durch Poller und Bürgersteige könnten letztendlich entfallen. Alle Verkehrsteilnehmer bewegen sich in einem sicheren Miteinander im öffentlichen Raum. Wenn es dann noch gelingt, dass die Fahrzeugflotte, die sich in der Stadt bewegt, zum größten Teil aus elektrisch betriebene Carsharing-Fahrzeugen besteht, die autonom zum Besteller kommen und ihn autonom wieder zum nächsten Einsatz oder zum Zwischenparken in einem Hochregallager verlassen, hätten wir das Parkplatzproblem in den Städten endlich gelöst. Sicherlich ist diese Vorstellung noch Utopie - aber erreichbar.

Planen mit allen Betroffenen

Alle oben aufgeführten Lösungen bergen große Chancen, die Verkehrs- aber auch Lebensverhältnisse in urbanen Räumen zu verbessern. Und es wäre unverantwortlich, wenn wir sie nicht nutzen würden. Die Liste könnte sicherlich noch erweitert werden. Doch schon aus dem Obigen wird schnell klar: Zum Umsetzen der Lösungen ist es notwendig, einen integrierten Planungsansatz zu entwickeln, in dem alle Betroffenen miteinbezogen werden, die womöglich mit negativen Auswirkungen rechnen müssen. Sonst besteht die Gefahr, dass die Lösungen sich nicht durchsetzen und letztendlich scheitern.

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