Kommentar Zukunft produzieren

Seit 2009 ist Bernhard Müller Mitglied in der Sick-Geschäftsleitung und dort seit Juli 2015 verantwortlich für das Thema Industrie 4.0. Seit mehr als 25 Jahre beschäftigt er sich mit der Qualifizierung der Datenübertagung in den weltweiten Netzen verschiedener Telekom-Anbieter. Bereits seit seinem Studium der Elektrotechnik und später als Geschäftsführer diverser Unternehmen begleitet ihn die vernetzte Kommunikation.

Bild: Sick
15.11.2019

Die Potenziale von Transparenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette sind längst als Wettbewerbsfaktor erkannt worden. Und Daten aus Maschinen, über die Produktion oder von Transporten liefern die notwendigen Informationen, Effizienzpotenziale zu lokalisieren.

Bernhard Müller war mit diesem Beitrag im A&D-Kompendium 2019/2020 als einer von 100 Machern der Automation vertreten.

Die Vernetzung und Steuerung von Maschinen und Abläufen mithilfe von Informations- und Kommunikationstechnologien verändern die Produktionsprozesse gravierend. Wer die Performance seiner Prozesse kennt, kann nicht nur optimieren. Ihm eröffnet sich die Möglichkeit, eine neue Fertigung aufzubauen, die von Losgröße 1 bis zur Massenproduktion maximale Flexibilität ermöglicht. Einen solchen Leuchtturm haben wir bei Sick in unserer 4.0 Now Factory in Freiburg geschaffen.

Dezentral und selbstständig

Im Produktionsprozess kann die Reihenfolge der Modulnutzung je nach Anforderung variieren. Die Materialzufuhr erfolgt über fahrerlose Transport-Carts, die durch die Gänge fahren. Alle Abläufe steuert eine hochleistungsfähige Software, die bei Sick entwickelt wurde.

In diesem System sind alle Informationen zum jeweiligen Auftrag hinterlegt, zum Beispiel Produkteigenschaften, Stückzahl und Angaben dazu, welche Fertigungsschritte an welchem Modul notwendig sind. Das System sendet die Informationen an die Maschinen und erhält umgekehrt ständig Rückmeldungen.

Alle Akteure – Sensoren, Maschinen und Menschen – sind dezen­tral organisiert, vernetzt und tauschen sich kontinuierlich aus. Viele Prozesse steuert das System dabei vollkommen selbstständig. Das passiert alles hinter den Kulissen unserer Fertigung in Freiburg Hochdorf (Baden-Württemberg). Hier produzieren wir unsere Produkte nach Industrie-4.0-Prinzipien.

An Industrie 4.0 weiter wachsen

Aktuell stellen wir hier fünf Produktfamilien her, geplant sind zukünftig zwölf, denkbar sind sogar über 500.000 Produktvarianten. Bei dieser Art der Fertigung sind den Varianzen nahezu keine Grenzen gesetzt. So können wir extrem gut auf Kundenwünsche eingehen, die immer vielfältiger und individueller werden. Selbst kleine Stückzahlen fertigen wir on demand – und das bezahlbar für unsere Auftraggeber.

Die enormen Chancen von Industrie 4.0 haben wir schon früh erkannt und wollen sie mit der Fertigung in Freiburg Hochdorf jetzt voll ausschöpfen. Mehrere Jahre Vorlauf und eine hohe Investitionssumme stecken in dem Großprojekt, mit dem wir einmal mehr eine Vorreiterrolle einnehmen. Wir haben sehr weit vorausgedacht. Unsere Anlagen sind in der Lage, Produkte zu fertigen, die wir heute noch gar nicht kennen.

Wir haben mit Freiburg die idealen Voraussetzungen geschaffen, um mit und an Industrie 4.0 zu wachsen: Wir sammeln hier jeden Tag wertvolles Know-how, um diese Art der Produktion weiter ausbauen und verbessern zu können.

Dabei geht es nicht nur um die Abläufe und Prozesse in der digital vernetzten Fabrik, sondern auch um die laufende Optimierung der eigenen Produkte, Lösungen und Dienstleistungen und die Vermarktung dieser – schließlich sind Sensoren als Datenlieferanten für die Steuerungssysteme das Fundament eines jeden Industrie-4.0-Szenarios.

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