Schaufensterfabrik 4.0 Zu Gast bei Industrie 4.0

Alle sprechen darüber, doch nur wenige packen das Thema Industrie 4.0 bisher an. Die praktische Umsetzung demonstriert SEW Eurodrive in Bruchsal.

Bild: SEW
24.11.2016

Alle sprechen darüber, doch nur wenige packen das Thema Industrie 4.0 bisher an. Die praktische Umsetzung demonstriert SEW Eurodrive in Bruchsal. Interessant bleibt das Wie, das auch die Teilnehmer des P&A-Management-Roundtables vor Ort ergründen wollten.

Wenn Johann Soder über Industrie 4.0 spricht, spüren seine Zuhörer, dass er für das Thema brennt. Seine Vision rund um die Fertigung der Zukunft erläutert der Geschäftsführer Technik bei SEW-Eurodrive mit viel Herzblut bei verschiedenen Veranstaltungen. Im Oktober 2016 hingen auch die Teilnehmer des P&A-Management-Roundtables an Soders Lippen. Unter dem Motto „Von der Vision zur Realität“ nahm er die Vertreter der Prozessindustrie mit auf eine Reise durch die Geschichte der Fertigung in Deutschland, von der Linienfertigung über CIM bis hin zur Lean Production. Die Erfahrungen aus den verschiedenen Ansätzen fließen nun in Überlegungen zum Thema Industrie 4.0 ein.

Ohne den Menschen geht es nicht, lautet eine wichtige Erkenntnis. Damit sprach Soder auch gleich eine Hürde für Industrie 4.0 an: Die Angst vor der menschenleeren Fabrik. Anstatt jedoch Roboter an die Stelle des Menschen in der Produktion zu setzen, sollen die Maschinen dem Menschen dienen und in seiner Tätigkeit unterstützen. Schwere körperliche Arbeiten oder die Aufgabe, Material in der Fabrik zu verteilen, sollen intelligente und mobile Assistenten übernehmen. Über allem steht der Dirigent der Wertschöpfung – so heißt bei SEW derjenige Mitarbeiter, der die Vorgänge in der Produktion zentral und ergebnisorientiert verwaltet. Das Ziel dabei: Los­größe 1 zu Preisen einer Massenproduktion.

Besuch in der Schaufensterfabrik

Was im Vortrag so spannend klang, durften die Teilnehmer des P&A-Management-Roundtable dann auch live erleben – in der SEW-Schaufensterfabrik in Graben-Neudorf, in der bereits im Stil von Industrie 4.0 produziert wird. Dass SEW hier so schnell eine eigene Fabrik umstellen konnte, ist dem Produktportfolio des Unternehmens geschuldet. Doch Johann Soder ermutigt auch Unternehmen aus ganz anderen Branchen, sich mit Industrie 4.0 zu beschäftigen.

Damit die Änderungen im Unternehmen von allen Mitarbeitern getragen werden, sei es wichtig, sie einzubeziehen und ihre Kreativität zu fördern, selbst auf unkonventionelle Weise. In einer Ecke der Schaufensterfabrik warten zum Beispiel Pappkartons darauf, entsprechend der Mitarbeiterwünsche in Form gefaltet zu werden. In der Bastelecke dürfen die Angestellten aus Pappe ihren Traumarbeitsplatz modellieren.

Doch auch die Frage der Sicherheit und Normen interessierte die Teilnehmer der Veranstaltung. Dr. Christian Schlögel, Mitglied der Geschäftsführung der Kuka Roboter und CTO Kuka Group, blickt optimistisch in die Zukunft. Er sieht in der neu entstehenden Datenwelt die Chance für neue Geschäftsmodelle. Als Schlüsseltechnologie für Industrie 4.0 nannte er Fog Computing, das im Gegensatz zur Cloud direkt in den Produktionsstätten angesiedelt ist.

Gunther Koschnick, der Geschäftsführer des Fachverbands Automation und Führungskreis Industrie 4.0 beim ZVEI, stellte das Referenzarchitektur-Modell Industrie 4.0 vor, auf dessen Basis jede Industrie 4.0-Komponente konzipiert werden kann. Darüber hinaus sprach Hartmut Leistner, Vertriebsleiter Deutschland, Österreich und Schweiz bei Hima, über modulare Automation in der Prozessindustrie sowie die ersten dahingehenden praktischen Ansätze. Der Tag bei SEW brachte also viel Inspiration, um das Zukunftsthema schlechthin schon heute anzugehen.

Bildergalerie

  • Mobiler Assistent: In der Fabrikhalle der Zukunft tummeln sich intelligente Helfer, die Material dorthin bringen, wo es benötigt wird.

    Mobiler Assistent: In der Fabrikhalle der Zukunft tummeln sich intelligente Helfer, die Material dorthin bringen, wo es benötigt wird.

    Bild: SEW

Firmen zu diesem Artikel
Verwandte Artikel