Branchenreport Spirituosen Whiskey statt Korn

publish-industry Verlag GmbH

Bild: iStock
09.02.2015

Der deutsche Spirituosenmarkt ist der größte in Europa. Rund 700 Mio. 0,7-Liter-Flaschen werden jährlich verkauft. Eine Zahl, die seit Jahren stagniert – und doch wird die Vielfalt auf dem Markt immer größer: Immer neue Geschmacksangebote müssen es sein – und am besten ­ready-to-drink. Die Abfüllanlagenhersteller setzen trotz dieser Geschmacksneuheiten weiterhin auf bewährte Technik.

Alles was zu Spirituosen zählt, ist bei den Deutschen beliebt. Innerhalb Europas ist der deutsche Spirituosenmarkt der Größte: 2013 wurden laut Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure (BSI) rund 700 Mio. Flaschen à 0,7 l verkauft. Die Zahlen für die Vorjahre sehen ähnlich aus. Der BSI beschreibt die Entwicklungen der Spirituosenbranche 2013 als „relativ stabil": Das Pro-Kopf-Konsum stagnierte 2013 auf Vorjahresniveau bei 5,5 l. Und auch die Käuferreichweite ist nach Marktforschungsanalysen konstant: 67 Prozent aller Haushalte in Deutschland haben ein Mal im Jahr eine Spirituose gekauft.

Doch auch wenn das Gesamtvolumen des deutschen Spirituosenmarkts stagniert, Bewegungen gibt es trotzdem. Torsten Paßmann von der Berentzen-Gruppe weiß: „Die Verbraucher legen immer mehr Wert auf Convenience und Innovationen." Was der Referent für Unternehmenskommunikation meint: Die Konsumenten wünschen sich neue Geschmacksangebote. Die Berentzen-Gruppe hat deshalb 2013 verschiedene Produkte auf den Markt gebracht, die dieser Entwicklung entsprechen. So steckt hinter dem Namen „White Apple" ein Apfellikör mit Calvados-Note, der Wodka „Puschkin Whipped Cream" schmeckt nach geschlagener Sahne. 2014 folgen weitere Produkte wie die Puschkin Brazil Edition speziell zur Fußball-Weltmeisterschaft oder der Berentzen Apple Bourbon, der ab Juli fruchtigen Apfellikör mit Kentucky Straight Bourbon kombiniert. Eine Gemeinsamkeit: Die Produkte lassen sich pur als Shot oder als Longdrink genießen. Auch damit richtet sich die Berentzen-Gruppe nach dem Konsumenten: Der Verbraucher bevorzugt laut Torsten Paßmann nämlich Spirituosen, die mit wenig Aufwand zuhause als Longdrink zubereitet werden können.

Für unterwegs bevorzugt der Konsument Ready-to-Drink-Mixe. „Fertig gemixte Varianten auf Spirituosenbasis sind auf Wachstumskurs", so Jan Rock, Pressesprecher von der Henkell & Co.-Gruppe. Die Unternehmensgruppe führt verschiedene Spirituosen. So unter anderem Wodka Gorbatschow. Für die Ready-to-Drink-Variante Gorbatschow & Lemon kann das Unternehmen zweistellige Zuwächse verzeichnen. 2014 kam daher die fruchtig-herbe Line-Extension Gorbatschow & Orange auf den Markt.

Whiskey, Rum und Wodka gehören zu den gefragtesten Spirituosen am Markt. Vor allem Erstere ist auf dem Vormarsch. Von amerikanischen Bourbon über irischen und schottischen Whiskey bis hin zu asiatischen Abfüllungen weisen alle Ländersegmente stetig steigende Umsatzzahlen auf. Der Absatz und Umsatz mit klassischen Spirituosen wie Korn und Weinbrand gehen hingegen zurück. Bei Campari Deutschland spiegelt sich der Whiskey-Boom nicht nur in Saison-Spezialitäten, beispielsweise mit Honig, wider, sondern auch in der wirtschaftlichen Struktur: So hat das Unternehmen, neben seinen eigenen Marken Glen Grant Single Malt und Wild Turkey Bourbon, verschiedene Distributionspartnerschaften geknüpft – unter anderem mit William Grant & Sons, die unter anderem die Whiskey-Marken Tullamore Dew und Glenfiddich führen, sowie mit Morrison Bowmore Distillers, bekannt für die Whiskeybrennereien Bowmore und Yamazaki.

Likör mit belgischer Schokolade

Der Whiskey-Boom kommt auch den Brennereien zugute. Die Welsh Whisky Company, die erste Brennerei in Wales, setzt in ihrer neuen Gwalia-Brennerei in Penderyn auf einen Schnelldampf­erzeuger von Clayton – und verbindet so die traditionelle Methode der Whiskeyherstellung mit moderner Technologie. Das neue Gerät versorgt die Destillationsanlage nach Bedarf mit Dampf. Da die Anlage schubweise arbeitet, verwendet sie den Dampf mit Unterbrechungen. Der Schnelldampferzeuger kann innerhalb von fünf Minuten aus einem kalten Zustand hochfahren und die notwendige Betriebstemperatur erreichen. Der Dampf ist somit spontan verfügbar und kann im Bedarfsfall an die Destillationsanlage gefördert werden.

In der Geschmacksvielfalt setzt der Verbraucher ganz klar auf Premiumprodukte. „Qualität, Herkunft und Herstellungsverfahren spielen dabei eine besondere Rolle", so Tobias Gerlach, Corporate Relation Director bei Diageo Germany. Die Unternehmensgruppe hat deshalb für einige Marken eine neue Verpackung designt. Bestes Beispiel für die Premiumisierung ist die neue Likör-Sorte „Baileys Chocolat Luxe" mit mehr als 30 g echter belgischer Schokolade je Flasche.

Dank der immer neuen Geschmacksneuheiten sowie der große Vielfalt an Flaschen und Verschlüssen gehören Spirituosenabfüller zu den anspruchvollsten Branchen für den Getränkemaschinenbau. Stefan Kraus, Produktmanager für Abfüll- und Verpackungstechnik/Fülltechnik bei Krones, spricht von höchsten Anforderungen an Abfüll- und Verschließmaschinen. Krones bietet hierfür einfache Lösungen, gute Füllhöhengenauigkeiten und kurze Rüstzeiten. „In der Abfülltechnik für Spirituosen werden Parameter wie Usability, Maschinen- und Anlagenverfügbarkeit und bestes Füllergebnis der Produkte künftig den Markt prägen", ist sich Kraus sicher.

Bildergalerie

  • Bild: Krones

Verwandte Artikel