Energieautarke Kläranlage Größte solarthermische Klärschlammtrocknung entsteht in NRW

An der B224 baut die Emschergenossenschaft auf dem Gelände ihrer Kläranlage die weltweit größte solarthermische Klärschlammtrocknung.

Bild: Team Vermessung; EGLV
06.10.2020

Was aussieht wie Gewächshäuser, ist in Wahrheit die größte solarthermische Klärschlammtrocknung der Welt. An der B224 im Grenzgebiet zwischen Essen und Bottrop entsteht die neue Anlage, die die Klärschlammentsorgung in Deutschland maßgeblich voranbringen soll.

Die Emschergenossenschaft baut auf dem Gelände ihrer Kläranlage die mit einer Fläche von rund 61.000 m2 weltweit größte Anlage zur solarthermischen Klärschlammtrocknung (STT). Sie ist ein Bestandteil des Gesamtpakets „Hybridkraftwerk Emscher“ und wird 32 Trocknungshallen mit einer Netto-Trockenfläche von 40.000 m2 aufweisen.

„Die neue Anlage wird erheblich zur Steigerung der Energieeffizienz beitragen und den Stand der Klärschlammentsorgung in Deutschland maßgeblich weiterentwickeln“, sagt Dr. Emanuel Grün, Technik-Vorstand der Emschergenossenschaft. In Betrieb gehen soll sie im Frühjahr 2021.

Solar- und Abwärmeenergie trocknet Klärschlamm

Der nachhaltige Umgang mit Klärschlamm ist enorm wichtig für die klimaschonende Energiegewinnung. Der Schlamm enthält zudem wertvolle Ressourcen, die sich mittelfristig weiternutzen lassen.

„Bislang müssen dem Klärschlamm, der vor Ort thermisch verwertet wird, jährlich 20.000 t Kohle zugesetzt werden, um einen ausreichenden Brennwert zu erreichen“, erklärt Grün. „Dieser Schritt entfällt in Zukunft, der Klärschlamm wird in den ,Gewächshäusern‘ mittels Sonnen- und Abwärmeenergie getrocknet.“

Anlage ist Teil von „Hybridkraftwerk Emscher“

Moderne Abwasserreinigung ist sehr stromintensiv: Die Wasserwirtschaftsbranche stellt einen der größten kommunalen Energieverbraucher dar. Darum müssen sich die Abwasserverbände um innovative Verfahren bemühen, die die CO2-Bilanz senken und richtungsweisend für die Wasserwirtschaft sind. „Wasserwirtschaft ist mehr als nur Abwassereinigung: Sie kann eine entscheidende Rolle beim Gelingen der Energiewende spielen“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft.

Der Stromverbrauch der Kläranlage Bottrop, der etwa dem einer 30.000-Einwohner-Stadt entspricht, lässt sich mittlerweile komplett nachhaltig decken. Die solarthermische Klärschlammtrocknung ist dabei nur ein Bestandteil dieses sogenannten Hybridkraftwerks, mit dem die Emschergenossenschaft die benötigte Energie selbst erzeugt.

Zum Gesamtpaket „Hybridkraftwerk Emscher“ gehören vier weitere erneuerbare Energieträger, die zusammen mit der STT bis zu 70.000 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen sollen:

  • eine Windenergieanlage mit 3,1 MW Leistung (im April 2016 eingeweiht, neue Rotorblätter seit Anfang Februar 2018)

  • vier neue Blockheizkraftwerk-Module mit jeweils etwa 1,2 MW Leistung (im Februar 2017 in Betrieb genommen)

  • eine Photovoltaikanlage auf einer Dachfläche von circa 500 m2 (ebenfalls im Februar 2017 in Betrieb genommen)

  • eine neue Dampfturbine mit mindestens 4 MW Leistung (im Dezember 2017 umgesetzt)

Bildergalerie

  • In der neuen Anlage wird Klärschlamm auf einer Fläche von 40.000 m2 mithilfe von Solarenergie und Abwärme getrocknet, sodass keine Kohle notwendig ist.

    In der neuen Anlage wird Klärschlamm auf einer Fläche von 40.000 m2 mithilfe von Solarenergie und Abwärme getrocknet, sodass keine Kohle notwendig ist.

    Bild: Team Vermessung; EGLV

  • Besichtigen die größte STT-Anlage der Welt (von links): Prof. Dr. Torsten Frehmann (Betriebsmanager Mittlere Emscher), Peter Reese (Projektleiter), Prof. Dr. Uli Paetzel (Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft) und Dr. Emanuel Grün (Technik-Vorstand der Emschergenossenschaft).

    Besichtigen die größte STT-Anlage der Welt (von links): Prof. Dr. Torsten Frehmann (Betriebsmanager Mittlere Emscher), Peter Reese (Projektleiter), Prof. Dr. Uli Paetzel (Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft) und Dr. Emanuel Grün (Technik-Vorstand der Emschergenossenschaft).

    Bild: Anne-Kathrin Lappe, EGLV

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