Urbaner CO2-Ausstieg Was braucht die post-fossile Stadt?

Gutes Beispiel: Ein auf Solar-Energie-Gewinnung optimiertes neues Stadtviertel in Freiburg ist ein Beispiel für eine „good practice“ im Sinne des post-fossilen Umbaus von Städten.

Bild: Andrewglaser/commons.wikimedia.org
17.06.2015

IRS-Wissenschaftler benennen Vorreiter und formulieren Vision für Zukunftsstädte

Im Januar 2014 gestartet ist das Forschungsprojekt Pocacito (Post-Carbon Cities of Tomorrow – foresight for sustainable pathways towards liveable, affordable and prospering cities in a world context) gestartet. Es bringt 13 wissenschaftliche Einrichtungen aus zehn EU-Ländern zusammen und untersucht Problemfelder in den Energiesystemen, der Wasserversorgung, dem Verkehr, der Abfallwirtschaft, den regionalen Wirtschaftskreisläufen, dem Wohnen, dem Umweltschutz sowie der politischen Steuerung und Bildung.

Wissenschaftler am Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) haben nun die Arbeiten an zwei Teilprojekten des EU-Projekts Pocacito abgeschlossen. Prof. Dr. Kristine Kern und Dr. Ross Beveridge erstellten eine ausführliche Übersicht über Vorreiter einer post-fossilen Zukunft und formulierten ausgehend vom CO2-Ausstieg eine umfassende Vision für Städte von morgen. Diese können handlungsleitend für Städte sein, die einen sozial, ökologisch und wirtschaftlich nachhaltigen Umbau anstreben.

Ergebnisse der Teilprojekte

Kern und Beveridge stellten als Baustein in der ersten Projektphase eine Übersicht über bereits existierende Vorhaben zum nachhaltigen Umbau von Städten in Europa zusammen. Diese Arbeit brachte wichtige Erkenntnisse, die Städten bei ihren Vorhaben nutzen können.

Die Klima- und Umweltfrage sei in den letzten Jahrzehnten auf der Prioritätenliste vieler Städte nach oben gerückt. Ein Wandel der Stadtentwicklungspolitik unter ökologischen Gesichtspunkten sei jedoch keineswegs nur eine Frage der technischen Realisierbarkeit einer CO2-Reduzierung – soziale, ökonomische und politische Aspekte müssen Hand in Hand mit ökologischen gedacht werden.

Die Inventur der Forscher hat gezeigt, dass die Stadt nicht gänzlich neu erfunden werden muss, um fit für die Zukunft zu sein. Viele existierende Ideen könnten unter bestimmten Bedingungen bereits in andere Kontexte übertragen werden. Um diesen Prozess zu unterstützen, haben die Wissenschaftler eine Typologie der Praktiken erstellt und sie in Interventionsfelder unterteilt – von Energie bis zur Stadtplanung. Darüber haben sie einen fünftstufigen Idealprozess für die Initiierung und die Durchführung einer „post-carbon transition“ erarbeitet und diesen wiederum mit Praxisbeispielen unterlegt.

Dabei handele es sich nicht um reine „best practices“, sondern eine umfassendere, kontext-sensiblere Bestandsaufnahme. Nicht jede Praxis sei in jeder europäischen Stadt die eindeutig beste Herangehensweise, eine Reihe von Kontextfaktoren – angefangen bei Größe und Wirtschaftskraft – bestimmen, was im jeweiligen Fall ein vielversprechendes Vorgehen sei.

Acht europäische Fallstudien geplant

Mit diesen Vorarbeiten geht das Pocacito-Projekt in seine weiteren Projektphasen, in denen in acht europäischen Städten detaillierte Fallstudien erstellt werden. In diesen Fallstudien soll unter Einbeziehung der Politik und der Bürger eine Vision und eine Roadmap für den Zeitraum bis zum Jahr 2050 entwickelt werden. Darüber bauen die Projektpartner einen sogenannten „Marketplace of Ideas“ auf, der als Ressource für Städte aus Europa und dem Rest der Welt erhalten bleibt.

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