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Hilfestellung bei der Produktentwicklung Von einer Produktidee zum erfolgreichen Start-up

Junge Entrepreneure sind die großen Visionäre dieser Zeit, darum ist eine enge Zusammenarbeit mit ihnen so wichtig.

Bild: iStock; den-belitsky
24.11.2021

„Kennen Sie den Moment, in dem wie aus dem Nichts eine Idee in Ihrem Kopf entsteht und Sie ganz aufgeregt werden? Das ist der Augenblick purer Schöpfungskraft in Ihnen, wenn Sie Kreativität, Wissen und das ethisch Gute zu einem neuen Produkt verbunden haben, auf das die Welt gewartet hat.“, sagt Dr. Ralf Hasler, CEO von Lacon. Doch in den allermeisten Fällen wird nichts draus. Warum eigentlich nicht?

Europa hat mit über 180.000 Patentanmeldungen 2020 großes Potenzial und nach wie vor viele Menschen, die ihre Ideen unternehmerisch umsetzen wollen. Oft sind kleine Teams hochmotiviert, etwas Einzigartiges und Neues von Wert zu schöpfen, um neben der Profitorientierung tatsächlich einen sozialen Nutzen, Umweltgedanken oder das Zusammenleben zu verbessern.

„Unsere Start-ups haben immer eine ethisch motivierte, positive Grundhaltung, unsere Welt ein klein wenig besser zu machen.“, meint auch Dr. Ralf Hasler, CEO von Lacon, der sich persönlich um das Onboarding der hidden champions bei Lacon kümmert.

Hasler hat in den letzten Jahren mehr als 40 Hardware-Start-ups persönlich begleitet: „Bei manchen haben wir nur eine Erdungslitze angebracht, bei anderen haben wir das komplette Engineering zusammen umgesetzt, also Geräte entwickelt und auch in Serie produziert. Nicht aus allen dieser Start-ups sind erfolgreiche Unternehmen geworden – aber wie es funktioniert und warum, dafür haben wir inzwischen ein sehr gutes Gefühl entwickelt. In den allermeisten Fällen stimmt die Idee, das daraus entstandene Produkt passt und der gemeinsame Spirit schwingt. Keine Frage.“

Deutschland braucht Start-ups

Und das ist auch nötig: Denn Deutschland braucht dringend Start-ups. Warum? Kernbranchen Deutschlands wie die Automobilindustrie schlittern in eine immer tiefere Krise: Die Ursachen sind vielfältig, einige von ihnen auch nicht beeinflussbar - doch fehlende Innovationen in Zukunftstechnologien, mangelndes Unternehmertum, überbordende Bürokratie und rückgratloser Untertanengeist sind nicht nur in deutschen Automotive-Konzernen weit verbreitet.

Außerdem führen Start-ups dazu, dass der Wettbewerb in anderen Ländern zum Überholen ansetzt – oder es schon längst getan hat. Denn Deutschland ist im internationalen Vergleich eines der Schlusslichter, was die Neugründung von Unternehmen betrifft. Platz 41 von 43 - diesen Platz nimmt Deutschland bei Neugründungen im internationalen Vergleich ein laut dem „Global Entrepreneurship Monitor“.

Die Studie wurde vom RKW-Kompetenzzentrum, einer Beratungsorganisation für den Mittelstand, zusammen mit der Leibniz-Universität Hannover für das Bundeswirtschaftsministerium erstellt.

Hasler: „Es ist für den Standort deshalb überlebensnotwendig, dass wir endlich vom Reden zum Handeln kommen und die Politik nicht nur Studien, Förderprogramme und Budgets bereitstellt.“ Dazu kommt: Deutschland ist bei den Gründungen von Start-ups zwar bereits in einer schlechten Position – doch die Tendenz zu Neugründungen ist in Deutschland nicht zu-, sondern abnehmend. Während in den USA über 15 Prozent der 18- bis 64-jährigen sich im letzten Jahr mit einer Unternehmensgründung beschäftigten, sind es hierzulande nur noch weniger als 5 Prozent.

Der erfahrene Start-up-Coach bleibt pragmatisch: „Doch neue Unternehmen und Lösungen entstehen nicht durch das Bereitstellen von Geldern, sondern indem man Start Ups reale Unterstützung bietet, für ihre Ideen einen kreativen Raum schafft, in dem neue Konzepte entstehen und ausprobiert werden können.“

Industrialisierung einer Produktidee als größte Hürde

Dabei zeigen die jungen Entrepreneure Ihre Stärken in ihrer Agilität und Flexibilität, sich auf neue Situationen einzulassen und leben ein inspirierendes kreatives Chaos, aus dem Neuheiten entstehen. Dabei haben sie eine beeindruckende Detailkenntnis über die Zusammenhänge des zu lösenden Problems und kennen genau den Weg, wie die optimale Strategie aussieht, das Ziel Produktinnovation zu erreichen.

Allein, die Realität lehrt, dass die wenigsten bis zum Status eines Minimum Viable Products (MVP) kommen. Aber genau das liegt meistens nicht an der Idee, der Schaffenskraft oder der Fachkenntnisse der Pioniere, sondern an der unterschätzten Herausforderung einer Überleitung in Produktionsprozesse – dem Industrial Engineering. Somit stellt sich weniger die Frage nach dem Innovationspotential und der Risikofreude oder selbst nach der Marktfähigkeit von Ideen, sondern vielmehr, ob die passende Herangehensweise der Industrialisierung von Produkten, vor allem in der Elektronik, gewählt wurde.

Die Hürde, Industrialisierung zum MVP, meistern

Bright and smart – keine Frage, sind alle Ideengeber, welche mit viel Pragmatismus bei minimaler Ausstattung ihre Prototypen erstellen und die erste Geschäftsplanung noch in Excel machen. Die entscheidenden Herausforderungen beginnen erst von dem Moment an, ab dem klar wird, dass aus der Idee ein marktfähiges Produkt entstehen kann und dies im industriellen Maßstab gefertigt werden soll.

In anderen Worten, der systematische Industrialisierungsprozess hin zum MVP begegnet den meisten Pionieren als bürokratisches und produktionstechnisches Monster, für das in der Regel nicht schnell auf benötigte zum Teil kapitalintensive Ressourcen zurückgegriffen werden kann. Es beginnt die Challenge der Produktrealisierung in der Elektronik und Elektromechanik.

Während der spezielle Problembereich geradezu genial beherrscht wird, fehlen oft die ebenso notwendigen handwerklichen oder planerischen Fertigkeiten in der Wertschöpfungskette hin zum fertigen Produkt. Jede und jeder mache sich klar, dass die Industrialisierungskette folgende Punkte berücksichtigen muss:

  • Design & Engineering, zum Beispiel Hardware Design, Software, gegebenenfalls Embedded Computing, IoT und KI-Themen

  • Industrial Engineering, hier wird vor allem auf die Projektierung Wert gelegt, BOM, Wiederbeschaffungszeiten, der gesamte Einkauf, aber auch der Produktionsablauf durch die Gewerke und zuletzt das Qualitätsmanagement spielen eine wichtige Rolle. Die neuen Champions sollten auf eine Ausstattung mit den Schlagworten FAIR, FMEA, PDCA oder Design-to-Cost Wert legen und sich nicht scheuen, nach Arbeitstechniken unter Zuhilfenahme von Inventor, AutoCAD, Eagle, Altium, EPlan, Silicon Expert oder PCB-Investigator zu fragen.

  • Produktion über alle Stufen hinweg, zum Beispiel Kabelkonfektionierung und Leiterplattenbestückung SMT und THT, Schutz der Elektronik vor Umwelteinflüssen oder starker Beanspruchung (Lackierung, Hotmelt, Verguss), Gerätebau als Zusammenführung aller Komponenten und Baugruppen hin zum Auslieferungszustand inkl. kompletter Dokumentation und natürlich Qualitätssicherung, zum Beispiel durch automated optical inspection systems (AOI), ICT und weitere elektronische Testverfahren.

  • Qualitätsmanagement, dieser Bereich verdient nochmal besondere Aufmerksamkeit, weil es insbesondere im Industriegütersektor keine gute Idee ist, bei hochwertigen Produkten eine Qualitätsstichprobe zu ziehen, um ein bestimmtes Qualitätsniveau zu schätzen (2 Sigma Konfidenzniveau). Jede einzelne Baugruppe muss geprüft, im Fall maximaler Anforderungen sogar auf eine Traceability auf Einzelkomponentenebene hingearbeitet werden. Hinzu kommt ein potentes Obsoleszenzmanagement/ Life Cycle Management, um Planungssicherheit für alle verwendeten Bauteile über des anvisierten Produktlebenszyklus inklusive Last-Time-Buy oder Langzeitlagerung zu bekommen. Die aktuellen Lieferengpässe machen wieder einmal deutlich, wie wichtig dieser wenig geliebte Bereich industrieller Produktionsplanung ist. In einer Welt des „Alles Just-in-Time“ bricht allerdings bei der geringsten Störung des Systems sofort die Produktion zusammen – oder schlimmer noch, gleich das Unternehmen.

Hinzu kommen je nach Produktidee in Europa und den anderen großen Weltmärkten erhebliche Herausforderungen in Bezug auf Konformitätsanforderungen, Zertifizierungen und Einhaltung verschiedenster gesetzlicher Regelungen und Ordnungsrahmen. Eine marktkonforme Fertigung kann oft nur erfolgen, wenn dem Fertigungsbetrieb, neben der Standard 9001 Norm, weitere Zertifikate wie beispielsweise für Medizintechnik DIN EN ISO 13485 oder die ATEX-Zertifizierung zuerkannt wurde.

Alles in allem wird deutlich, dass viel zu viele Ideen nur deshalb nicht erfolgreich umgesetzt werden, weil die Komplexität des Industrialisierungsprozesses überfordert und eben nicht weil die Idee schlecht ist.

Industrial Hacks

Es geht also nicht um die unternehmerische Energie, sondern um das Zusammenspiel Industrialisierungsprozess – Entrepreneurial Onboarding und stabile Serienproduktion/ globale Wettbewerbsfähigkeit. Dies allerdings sind genau die Erfolgsfaktoren, die neben der brillanten Idee und Problemlösungskompetenz bei jungen Start-ups wie auch bei etablierten Unternehmen, die sich neue Wachstumsbereiche erschließen, eine Herausforderung sind.

Aus diesen Gedanken heraus wird der Begriff des Industrial Hacks verständlich: Innovationsbereiche fokussieren sich auf ihre Stärken und kooperieren mit genau den Business Coaches, die Industrialisierungsprozesse perfekt beherrschen, quasi die Abkürzung der Produktrealisierung, ohne selbst ein Systemwerk zu besitzen, das die gesamte Wertschöpfungskette abdeckt und in Serie produzieren kann.

In anderen Worten erfüllt der Systemlieferant genau die Kompetenzbereiche, die für den wirtschaftlichen Erfolg des neuen Produktes so entscheidend wichtig sind. Es ist ein ODM – Original Design Manufacturer, der das Minimum Viable Product garantiert, Time-to-Market radikal verkürzt und geschickt Produktkosten senkt beziehungsweise den Life Cycle im Griff hat.

Keine eigene Produktion zu haben ist also aus Sicht eines modernen, agilen Managementansatzes eine Stärke, weil mit dem Einzug des ODM-Gedankens bereits Systemwerke zu 90 Prozent fix und fertig in der Nachbarschaft stehen – das ist ein echter Industrial Hack. Selbstverständlich müssen sich alle Unternehmen von morgen auf ein professionelles ERP (Enterprise Ressource Planning) verlassen, das den Planungs- Beschaffungs- und Produktionsprozess präzise koordiniert, überwacht und alle Akteure aktiv vorausschauend informiert, um eventuelle Schwierigkeiten frühzeitig zu erkennen, Reaktionszeiten zu minimieren und Alternativlösungen zu ermöglichen.

„In der Elektronikindustrie ist ein Hack ganz einfach: Ein Hardware-Start-up sollte sich nicht mit Themen wie Produktion, Supply-Chain, ERP-Systemen und dergleichen befassen, sondern das Produkt auf den Markt bringen. Und für alles andere sind wir da. Hier steht schon eine Fertigung, hier steht schon eine bewährte Organisation, hier stehen erfahrene Leute. Wir können das, und wir können das ziemlich schnell. Wir können das in Klein, als Prototyping, und wir können das in Groß, in Serienproduktion.“, beschreibt Hasler das einfache Konzept.

Mehr Vertrauen der Konzerne in Start-ups wird benötigt

Die Eingangs beschriebenen Probleme der deutschen Autoindustrie haben viele Konzerne inzwischen selbst erkannt und bemühen sich deshalb um Partnerschaften mit Start-ups. Allerdings funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Konzernen und jungen Unternehmen oft nicht wie erhofft, und die Ursachen liegen genau in den Problemen der Konzerne: Unflexibel, bürokratisch, innovationsfeindlich und vor allem fehlt eine Vertrauensbasis mit dem persönlichen Kontakt.

Lacon Chef Hasler: „Start-up Gründer wissen oft nicht, wo und wie sie anfangen sollen, wie sie ihr Unternehmen organisieren, ihre Produkte fertigen, sich auf dem Markt beweisen sollen und suchen sich deshalb größere Industriebetriebe. Größer heißt aber leider nicht freundlicher, besser oder wirklich zu einer organisationalen Unterstützung bereit.“

Denn häufig liegen die Probleme nicht bei der generellen Zielsetzung der Kooperation oder den verschiedenen Ansätzen hinsichtlich des Innovationsmanagements, sondern entstehen vielmehr durch eine falsche Erwartungshaltung und die Kommunikation zwischen den Spielern, normalerweise fachlich spezialisierten Projektleitern und der jungen Geschäftsführung – und genau so sollte es nicht sein.

Der beste Weg, etwas zu lernen, ist, es zu tun. Egal, ob es um Fahrradfahren, Wirtschaft, Produktion oder Zusammenarbeit geht. Man übt und engagiert sich in der realen Welt. „Start-up Gründer sollten Zeit verbringen mit anderen, die viel Erfahrung in Produktion und Management haben, um mit ihnen zu arbeiten und von ihnen zu lernen und auf Augenhöhe mit Ihnen partnerschaftlich zusammenarbeiten wollen. Auf diese Weise erlangt man Meisterschaft und lernt, Werte zu schaffen.“, nimmt Hasler seine Business Coaching Rolle ernst.

Aber dazu muss ein Industrialisierer auch bereit sein, denn ein Coaching vermittelt Werte und schenkt Vertrauen. Die psychologische Didaktik entwickelte den passenden Begriff des Cognitive Apprenticeship für systemische Sequenzierungen in anspruchsvollen Lernumgebungen, die hier auf Top-Level Niveau wertvolle Impulse für die Innovatoren geben sollen. „Das ist echtes Blended Learning auf CEO Ebene.“, freut sich Hasler über seinen ODM to the Galaxy Ansatz.

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  • Europa hat im Jahr 2020 über 180.000 Patentanmeldungen zu verschreiben.

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    Bild: EPO.org

  • Für jede Phase in der Realisierung des Produktes und der Unternehmenssituation wird der Systemwerk-Ansatz angepasst.

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    Bild: Lacon

  • Komplemente der Produktrealisierung auf industriellem Niveau

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    Bild: Lacon

  • Start-Ups erfolgreich machen: Persönliche Begegnung ist alles.

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    Bild: iStock; Milos Dimic

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