Michael Marhofer, Ifm Electronic Vom Hardware- zum Digitalunternehmen

Michael Marhofer ist Vorstandvorsitzender der ifm-Unternehmensgruppe. 1997 stieg er im Bereich Produktmanagement des Familienunternehmens ein und übernahm im Jahr 2001 in zweiter Generation die Leitung. Als einer der Pioniere des Bereichs Industrie 4.0 und mit weltweit über 8.100 Mitarbeitenden zählt die Unternehmensgruppe zu den Branchenführern.

Bild: ifm
28.10.2022

Ein Industrieunternehmen digitalisieren – das ist kein leichtes Unterfangen. Kein Wunder, dass so viele Unternehmen an einer solchen Veränderung scheitern oder sich den Herausforderungen nur zögerlich stellen wollen. Doch wie schafft man es, das Kerngeschäft nicht zu gefährden und gleichzeitig eine Transformation zu vollziehen?

Digitalisierung wird leider nach wie vor insbesondere bei Mittelständern stiefmütterlich behandelt. Dabei ist dies ein Thema, das keineswegs vernachlässigt werden sollte. Oftmals wird diese Aufgabe an eine Person delegiert, die sich völlig allein der Herausforderung stellen soll. Könnte es sein, dass diese Veränderungen maßlos unterschätzt werden und aus diesem Grund am Ende des Tages nicht den gewünschten Erfolg bringen?

Dass es so nicht weitergeht, zeigt auch die Aktualität des Themas: Im Rahmen der Klimaneutralität und der Veränderung der Indus­trie muss Digitalisierung endlich offensiver und dringlicher angegangen werden – und als entscheidendes Element eines großen Veränderungsprozesses darf sie nicht delegiert werden.

Sprechen wir von Digitalisierung, ist damit ja nicht einfach die Herstellung eines neuen Produktes gemeint. Vielmehr beinhaltet es tiefgreifende Transformationsprozesse, die das gesamte Unternehmen betreffen. Aber nur mit der richtigen Strategie lässt sich dieser Berg an Herausforderungen leichter erklimmen. Wer diesen mühsamen Weg unterschätzt und glaubt, er könne das einfach und schnell vollziehen, wird nicht erfolgreich sein. Und genau das ist der entscheidende Punkt, weshalb Unternehmen daran scheitern.

Strategie beinhaltet, Schritt für Schritt sämtliche Unternehmensprozesse zu digitalisieren, zu vereinheitlichen und so eine Basis zu schaffen. Fehlt diese Basis, wird man in einem mittelständischen oder größeren Unternehmen nicht in der Lage sein, digitale Produkte wettbewerbsfähig zu vermarkten und langfristig den Anschluss verlieren.

Ist diese Basis aber erst einmal geschaffen, ist der Weg für weitere Schritte geebnet: Hard- und Software müssen aufeinander abgestimmt werden und ineinandergreifen, um sie so für die Kunden interessant und anwendbar zu machen. Es ist unvorstellbar, dass ein Unternehmen in Zukunft in der Automatisierungstechnik – einer so innovativen und wachsenden Branche – bestehen kann, wenn Hard- und Software nicht kompatibel sind. Diese Transformationsprozesse müssen sich durch das gesamte Unternehmen ziehen, es vernetzen und somit vereinheitlichen. Gehen diese Produkte Hand in Hand, wird das ganze Unternehmen agiler und transparenter.

Digitalisierung ist keine schnelle Lösung. Es ist ein Kraftakt, der sehr viel Ausdauer und Geduld erfordert. So wie Hard- und Software Hand in Hand gehen müssen, müssen auch Geschäftsleitung und Entscheider vollkommen hinter der Strategie stehen, sie unterstützen und tragen. Eine gut und langfristig durchdachte Strategie untermauert die Relevanz aller Entscheidungen auf diesem Weg. Ohne die Unterstützung und das Durchhaltevermögen scheitern viele Projekte im Digitalisierungsbereich. Doch irgendwann ist die Transformation so weit fortgeschritten, dass auch die Früchte geerntet werden können und das nicht nur finanzieller Art:

Das Thema der Dekarbonisierung geht einher mit der Digitalisierung der Industrieprozesse. Die Vereinheitlichung indus­trieller IT-Systeme ermöglicht es, den Überblick über sämtliche Materialien, Prozesse und Produkte zu erhalten und so auch die richtigen Stellschrauben zu drehen. Digitalisierung ist und bleibt unausweichlich.

Dabei ist es egal, ob Nachhaltigkeit oder Wirtschaftlichkeit das primäre Ziel ist. Gehen wir diesen Schritt nicht und bieten diesen Mehrwert, werden wir irgendwann zwischen den asiatischen Herstellern im Preiskrieg zerrieben. Es geht nicht darum, die beste hardware-basierte Lösung bereitzustellen, denn dafür ist der Wettbewerb zu groß. Der relevante Mehrwert wird sein, dass man über künstliche Intelligenz, über Cloud-Lösungen oder Effizienzverbesserungen kundenspezifische Lösungen bieten kann und sich somit aus der Masse hervorhebt. Der Weg der Digitalisierung ist also unausweichlich. Es heißt nur noch: Den Schritt wagen oder zurückbleiben.

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