Kommentar Vernetzen oder verlieren

Phoenix Contact Deutschland GmbH

Torsten Janwlecke ist seit 2016 Mitglied der Geschäftsleitung und Präsident der Business Area Device Connectors bei Phoenix Contact. Zuvor war der Diplom-Ingenieur (Elektrotechnik) in führenden Positionen bei Metz Connect, der Bosch-Gruppe und Olympus Optical Europe beschäftigt.

Bild: Phoenix Contact
30.07.2019

Wer Digitalisierung als Buzzword abschreibt, denkt zu kurz. Traditionelle Geschäftsmodelle haben ihre Halbwertszeit überschritten. Hersteller, die ihre Kundenschnittstellen und Prozesse heute nicht konsequent digitalisieren, werden in wenigen Jahren nicht mehr wettbewerbsfähig sein. Übertrieben? Wann haben Sie das letzte Mal aus dem Katalog per Telefon bestellt?

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Torsten Janwlecke war mit diesem Beitrag im E&E-Kompendium 2019/2020 als einer von 100 Machern der Elektronikwelt vertreten.

Stellen Sie sich vor, Sie sind Entwicklungsingenieur und suchen für Ihre Steuerung einen Leiterplattensteckverbinder. Allein in diesem Bereich umfasst unser Produktprogramm mehr als 60.000 Artikel. Würden Sie Ihren Wunschartikel gerne in einem Printkatalog suchen und telefonisch bestellen? Oder Ihren individuellen Anschluss bequem online konfigurieren, Varianten ausprobieren, CAD-Daten direkt in Ihre Entwicklungsoberfläche laden und sich einen Musterartikel zusenden lassen?

Die Digitalisierung hat unsere Kundenbeziehungen grundlegend verändert. Noch vor wenigen Jahren prägten Standardartikel die Wertschöpfungskette. Vom Auftragseingang über die Produktion bis hin zu Logistik und Aftersales waren alle Prozesse stark darauf ausgerichtet, bereits ausgeprägte und ab Lager verfügbare Artikel an unsere Kunden zu liefern.

Heute sind wir schon vor dem eigentlichen Designprozess viel stärker mit unseren Kunden vernetzt – und der Kunde viel stärker mit unserer Wertschöpfungskette. Ob Bedruckungen, Farbvarianten, individuell zusammengestellte Elektronikgehäuse, spezielle Kabelkonfektionen oder Produktmuster: Kundenspezifische Lösungen sind der neue Standard. Damit sind die Endanwender gewissermaßen zum Co-Entwickler ihrer eigenen Lösung geworden.

Wir streben Arbeit 4.0 an

Die wirklich disruptive Veränderung findet allerdings in unserem Geschäftsmodell sowie auch in unserer Organisationsform statt. In zahlreichen Leuchtturmprojekten entwickeln und erproben unsere Mitarbeiter neue Vertriebsmodelle, vernetzte Kundenschnittstellen, effiziente Produktions- und Beschaffungsprozesse und vieles mehr. Diese Projekte bilden ganz konkrete Orientierungspunkte für unsere digitale Transformation. Die Vision dahinter: durch den gezielten Einsatz neuester Technologien die Vernetzung unserer Welt entscheidend prägen.

Der Schlüssel für den Erfolg von Phoenix Contact als Innovationstreiber sind aber nicht die Technologien, sondern unsere Mitarbeiter. Wir streben ein völlig neues Verständnis von Arbeit und Zusammenarbeit an: Arbeit 4.0, sozusagen. Dieses Verständnis gemeinsam zu erarbeiten, braucht Mut und Vertrauen. Ich bin stolz und dankbar, dass wir als Gesamtorganisation unsere eigene digitale Transformation so engagiert angehen und alle Mitarbeiter in den Abteilungen Marketing, Vertrieb, Produktion, Logistik und Administration einbinden.

Hier zeigt sich, wie weitgefasst wir Vernetzung heute und künftig verstehen müssen. Die technologische Vernetzung – das Internet der Dinge, 5G, Big Data – ist letzten Endes Wegbereiter für ein neues, umfassendes Verständnis von zwischenmenschlicher Vernetzung. Ob in Form neuer Kommunikationsmethoden, neuer Kollaborationsmodelle oder neuer Kooperationen: So schaffen wir gemeinsam mit und für unsere Mitarbeiter eine innovative Zukunftsperspektive.

Denn ich bin überzeugt: Wer sich nicht vernetzt, verliert.

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