Smart-Meter-Rollout Umfassender Austausch zu relevanten Themen des Messstellenbetriebs

In Arbeitsworkshops werden konkrete Betriebsmodelle und Prozesse gemeinsam abgestimmt.

Bild: iStock, Orbon Alija
19.03.2021

Der Smart-Meter-Rollout ist ein Mammutprojekt für Netzbetreiber und Energieversorger. In der Voltaris Anwendergemeinschaft Messsystem arbeiten derzeit 40 regionale und überregionale Stadtwerke-Partner an der strukturierten Ausgestaltung des intelligenten Messstellenbetriebs erfolgreich zusammen. Verstärkt im Fokus stehen derzeit Mehrwertdienste.

Insgesamt übernimmt Voltaris für die Anwendergemeinschaft die Betreuung von 1,3 Millionen Zählpunkten und den BSI-konformen Betrieb von mehr als 175.000 intelligenten Messsystemen (iMSys) als Full-Service-Dienstleistung. In den gemeinsamen Veranstaltungen – derzeit als Online-Formate – werden die Teilnehmer regelmäßig zu den aktuellen Gesetzen, Verordnungen und aktuellen Entwicklungen in der Branche informiert. Durch die aktive Mitarbeit des IT-Unternehmens in zahlreichen Expertenrunden und Gremien, zum Beispiel dem Forum Netzbetrieb /Netztechnik im VDE (FNN) haben die Mitglieder einen entscheidenden Wissensvorsprung. Mögliche neue Geschäftsmodelle mit dem intelligenten Messsystem sowie Leitfäden für die Kundenkommunikation sind von besonderem Interesse für die Teilnehmer, denn der Kundennutzen und die Akzeptanz der Letztverbraucher sind entscheidende Erfolgsfaktoren für das Gelingen des Rollouts.

In Arbeitsworkshops werden konkrete Betriebsmodelle und Prozesse gemeinsam abgestimmt. Zudem werden die Rollout-Manager der Stadtwerke zu den neuen Prozessen geschult, beispielsweise zur Umsetzung der sicheren Lieferkette für die Smart-Meter-Gateways (SiLKe).

Ende Januar fand die SiLKe-Schulung mit mehr als 50 Teilnehmern erstmals komplett digital statt – inklusive Theorieteil, praktischer Einweisung per Video und Abschlusstest über die Voltaris E-Learning-Plattform. Durch die Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen Metering-Dienstleister und Gateway-Administrator auf der einen Seite und den Stadtwerken auf der anderen Seite ist ein umfassender Austausch zu allen relevanten Themen des Messstellenbetriebs gewährleistet.

Exklusive Video-Tutorials

Voltaris hat exklusiv für Mitglieder der Anwendergemeinschaft Video-Tutorials entwickelt, zum Beispiel zur Handhabung der Transparenz- und Display-Software TruDi und des Webfrontends zur Prozess-Integration. Die Anleitungsvideos helfen den Sachbearbeitern dabei, die operativen Aufgaben schnell und effizient auszuführen. Bei Bedarf kann der Voltaris-Projektleiter über Websessions die Bedienung des Webfrontends mit dem Projektmanager des Stadtwerkes besprechen und live üben.

Ebenfalls exklusiv für die Mitglieder wurde ein Handbuch zur Installation und Inbetriebnahme der iMSys erarbeitet. Es enthält auf mehr als 30 Seiten die Abbildungen aller einzelnen Komponenten, Installationsschritte in Bild und Text sowie eine ausführliche Antennenübersicht. Das Montagehandbuch ergänzt das Prozess- und Arbeitshandbuch, das bereits seit einem Jahr aktiv im Einsatz ist. Dieses enthält alle relevanten Prozesse des grundzuständigen Messstellenbetreibers im Rahmen des Smart-Meter-Rollouts – von der Mengenplanung und Zählpunktauswahl über die Beschaffung und Disposition bis hin zur Installation, Inbetriebnahme und dem Störungsmanagement.

Im Rahmen von Online-Workshops und Videokonferenzen werden die bisherigen Lessons Learned beim Smart-Meter-Rollout regelmäßig diskutiert und dokumentiert. Die Handbücher werden anhand dieser Erfahrungen kontinuierlich überarbeitet und optimiert.

Prozessintegration mit dem Webfrontend

Eine besondere Herausforderung stellt die Integration der neuen Prozesse des intelligenten Messstellenbetriebs in die Systemlandschaften der Stadtwerke dar. Standen bisher die Abrechnungssysteme und das Energiedatenmanagement im Fokus, muss nun auch die Smart-Meter-Gateway-Administration in die IT-Landschaft integriert werden. Neben der rechtskonformen Abbildung der neuen Prozesse ist die automatisierte Prozessabwicklung und Systemintegration die Voraussetzung für neue Geschäftsmodelle wie zum Beispiel monatliche Abrechnungen oder zeit- und lastvariable Tarife.

Für die schnittstellenarme, sichere Integration der neuen Prozesse hat Voltaris ein schlankes, mehrmandantenfähiges Frontend entwickelt, welches auch die Folgeprozesse zu externen Marktteilnehmern und zum Gateway-Administrator steuert. Die Kunden müssen daher kein eigenes ERP-Schnittstellenprojekt aufsetzen, was Zeit und Kosten spart. Die Dateneingabe erfolgt via Webformular oder Massenupload via Datei – einfach, verständlich und benutzerfreundlich. Zudem ist die Anwendung auch auf mobilen Endgeräten nutzbar. Innerhalb der Anwendergemeinschaft werden außerdem Interessensgruppen zur Anpassung der kundeneigenen ERP-Systeme für eine Vielzahl möglicher Systeme, wie etwa Schleupen, SIV, SAP, XAP, IS-Soft und Wilken organisiert.

Neue digitale Geschäftsmodelle

Für eine wirtschaftliche Umsetzung des Rollouts reichen die Standardleistungen innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Preisobergrenzen nicht aus. Die neue intelligente Messtechnik ermöglicht jedoch interessante Mehrwertdienste – ohne Preisbindung und auch außerhalb des lokalen Netzes. Die Herausforderung für Stadtwerke liegt nun darin, ihr Kerngeschäft mit der Umsetzung der neuen digitalen Prozesse und den Ansprüchen ihrer Kunden zusammenzubringen. Innerhalb der Anwendergemeinschaft werden daher verstärkt die Entwicklung von Mehrwertdiensten mit dem iMSys vorangetrieben.

Submetering als Marktchance für Stadtwerke

Seit Anfang des Jahres kann anstelle des Anschlussnutzers der Gebäudeeigentümer (Anschlussnehmer) den Messstellenbetreiber frei wählen, wenn dieser anbietet, alle Strom-Zählpunkte der Liegenschaft mit iMSys auszustatten und mindestens einen zusätzlichen Messstellenbetrieb der Sparten Gas, Fernwärme oder Heizwärme über das Smart-Meter-Gateway zu bündeln (sog. „Liegenschaftsmodell“ nach §6 MsbG).

Spätestens jetzt wird Submetering zu einem essenziell wichtigen neuen Geschäftsfeld für Stadtwerke, da damit weitere Marktfelder erschlossen werden können, beispielsweise die Fernauslesung oder Abrechnung von Heizkosten in größeren Immobilien. Stadtwerke können hier ihre Vorteile ausspielen, da sie im Gegensatz zu den branchenfremden Anbietern die energiewirtschaftlichen Prozesse kennen. Außerdem haben sie als Messstellenbetreiber für Strom und Gas den Zugriff auf die Zähler und verfügen über bereits bestehende Geschäftsbeziehungen mit den Haushaltskunden und der Wohnungswirtschaft.

Gerade Mehrfamilienhäuser mit mehreren Messstellen und Verbrauchern eignen sich besonders für einen optionalen iMSys-Einbau und die Bereitstellung von Mehrwertdiensten. Die regionalen Versorger genießen ein hohes Vertrauen bei den Verbrauchern und sind kommunal eng verzahnt. Auch die Wohnungswirtschaft ist meist lokal verankert und bietet einen großen Absatzmarkt für die dezentrale Stromerzeugung und Elektromobilität.

Submetering-Pilotprojekte in der Umsetzung

Voltaris betreibt derzeit mit Partnern die ersten Submetering-Pilotprojekte. Das darauf basierende Produktangebot wird die Gerätetechnik sowie White-Label-Lösungen für Submetering und Abrechnung beinhalten. Das Konzept verfolgt dabei einen ganzheitlichen Ansatz, der die Mehrspartenauslesung, das Submetering und Mehrwertdienste vereint. Mittels der LMN-Schnittstelle werden nicht nur die abrechnungsrelevanten Messdaten der Hauptmessungen für Strom, Wasser, Wärme und Gas über das Smart-Meter-Gateway an externe Marktteilnehmer bereitgestellt, sondern über die CLS-Schnittstelle auch die Messdaten der Untermessungen, wie die von Heizkostenverteilern oder Wärmemengenzählern. Darüber hinaus können über die CLS-Schnittstelle weitere digitale Mehrwertdienste angeboten werden. Dazu zählen die Anbindung von Rauchwarnmeldern, Türkontakten, Raumklimasensoren sowie auch Füllstandsensoren für Müllcontainer.

Bildergalerie

  • Die Mehrspartenauslesung spielt eine Schüsselrolle im intelligenten Messwesen.

    Die Mehrspartenauslesung spielt eine Schüsselrolle im intelligenten Messwesen.

    Bild: Voltaris

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