Smart Traffic & Mobility Strom aus der Ladesäule


Dr. Reiner Korthauer, Geschäftsführer ZVEI-Fachverband Transformatoren & Stromversorgungen

11.09.2013

Die Elektromobilität wird das Fortbewegungssystem der Zukunft, darin scheinen sich die Experten einig - aber nur dann, wenn auch genügend Ladepunkte vorhanden sind. Der bedarfsgerechte Ausbau der Infrastruktur ist ein wichtiger Faktor für einen erfolgreichen Ausbau der Elektromobilität in Deutschland.

Der Entwurf einer EU-Richtlinie zur Infrastruktur für alternative Kraftstoffe (aus dem Jahr 2013) enthält eine verbindliche Vorgabe nationaler Zielzahlen. So hätte die EU für Deutschland im Jahr 2020 gerne eine Mindestausstattung von 1,5 Mio. Ladepunkten - 150 Tausend davon im öffentlichen Raum. Der BDEW sieht dagegen in seiner Studie von 2010 einen Bedarf von 1,1 Mio. Ladestellen, davon 50.000 bis 80.000 im öffentlichen Raum. Die Nationale Plattform Elektromobilität (NPE) hat einen Gesamtbedarf von 980.000, davon 150.000 im öffentlichen Raum, ermittelt. Die Zahlen liegen also noch ein Stück weit auseinander, aber die weitere Entwicklung wird sicherlich verbesserte Prognosen für die nächsten Jahre ermöglichen.

Nutzt man das Elektrofahrzeug in erster Linie für den Einsatz auf der Kurzstrecke (Fahrt zum Dienstort, zum Einkaufen, zum Sport) mit Reichweiten von 50 bis 150 km, reicht die private Wallbox in der eigenen Garage für den nächtlichen Ladevorgang völlig aus. Die öffentliche Ladeinfrastruktur hat - dies haben alle bisherigen Projekte gezeigt - eine sehr schlechte Auslastung, und die Kosten von 4500 bis 9000 Euro pro Station bürden den Errichtern erhebliche Investitionssummen auf. Um größere Strecken elektrisch fahren zu können, wird mit DC-Schnellladesäulen eine verkehrsgünstig gelegene Infrastruktur aufgebaut, zum Beispiel an Autobahnen. In einer knappen halben Stunde hat man 80 Prozent der Kapazität der Batterie geladen. Und eine kleine Pause nebst einem Espresso tut jedem Reisenden gut.

Die Energiewende kann Deutschland dem Ziel ein Stück näher bringen, den Anteil erneuerbar erzeugter Energie im Jahr 2020 auf 35 Prozent zu erhöhen - wenn sie denn vernünftig umgesetzt wird, was heute leider noch nicht erkennbar ist. Auch für das Fahren mit Elektrofahrzeugen spielt der Energiemix eine maßgebliche Rolle: Regenerativ erzeugte Energien bringen den größten ökologischen Nutzen.

Wer allerdings nur die Fahrtkosten im Blick hat, springt zu kurz. Es muss eine ganzheitliche Betrachtung des Lebenszyklus jedweden Fortbewegungsmittels erfolgen. Gerne werden die Produktion am Anfang und die Demontage am Lebensende vergessen. Sie erfordern jedoch bei modernen Leichtbaukarosserien einen hohen Energieeinsatz und bieten nicht immer die Möglichkeit eines energieeffizienten, vollständigen Recyclings.

Wie auch immer: Die Akzeptanz der Elektromobilität steigt und fällt sicher nicht zuletzt mit dem Angebot geeigneter Infrastruktur. Es kommt jetzt darauf an, Ladestationen einzurichten und dabei seitens der Netzbetreiber sowohl für die eigentliche Hardware als auch für das notwendige Tarifmodel der heimischen Wallbox attraktive Angebote zu unterbreiten. Akzeptanz ist das Schlüsselwort, um die Elektromobilität zu einem Erfolgsmodell werden lassen und im Jahr 2020 entsprechend den Zielen der Bundesregierung eine Million Elektrofahrzeuge auf unseren Straßen zu finden.

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