Innogy und Kiwigrid vertiefen Zusammenarbeit Startschuss für smarte Energiedienstleistungen

Carl-Ernst Giesting (Leiter B2B, Innogy), Tim Ulbricht (Geschäftsführer, Kiwigrid), Martin Herrmann (COO Vertrieb, Innogy), Carsten Bether (Beirat und Gründer Kiwigrid) und Matthias Hertel (Geschäftsführer Kiwigrid) im Service- und Operationbereich von Kiwigrid (v. l. n. r.)

Bild: Innogy
30.10.2017

Das Energieunternehmen Innogy und das Dresdener Softwareunternehmen Kiwigrid vertiefen ihre Zusammenarbeit und haben die ersten gemeinsamen Projekte gestartet. Den Anfang bilden ein Energiemonitoring-System und ein Projekt für bidirektionales Laden.

Innogy hat vor kurzem einen strategischen Konzernrahmenvertrag mit Kiwigrid geschlossen, der die Zusammenarbeit mit dem Dresdener Unternehmen vertiefen soll. Kiwigrid entwickelt und betreibt eine modulare und sichere Plattform für intelligentes Energiemanagement.

Mit dem industriellen Energiemonitoring-System Bit.B und dem Innovationsprojekt für Elektromobilität Greenfuel wurden nun die ersten gemeinsamen Projekte gestartet. Weitere Lösungen sollen in den kommenden Monaten folgen – unter anderem in den Bereichen Smart Home und der Vermarktung von aggregierten Kleinstflexibilitäten.

Flexibel einsetzbares Energiemonitoring-System

Ein gemeinsames Projekt ist Innogys industrielles Energiemonitoring-System Bit.B, das auf die Kiwigridplattform migriert wird. Bit.B ist ein Prozess- und Energiemonitoringsystem für Gewerbebetriebe und Industrieunternehmen im Sinne der DIN EN ISO 50001. Mittels Sensoren werden verschiedene Daten wie Produktions-, Umwelt- oder Energiedaten auf Maschinenebene oder in Haupt- und Unterverteilungen erhoben, miteinander verknüpft und ausgewertet. Ziel ist es, den Unternehmen Daten zu liefern, mit deren Hilfe sich die Energieeffizienz erhöhen und die Produktionsprozesse optimieren lassen.

Das System ist flexibel einsetzbar, wobei die Referenzen vom internationalen Reifenproduzenten über Hotelleriebetriebe bis hin zum regionalen Schuhfilialisten reichen. Gemeinsam mit Kiwigrid soll das System um intelligente Aktoren erweitert werden, um damit unter anderem Spitzenlastmanagement und solare Eigenverbrauchsoptimierung zu ermöglichen. „Mit Bit.b erhalten unsere Kunden deutlich mehr Transparenz über ihre Betriebsprozesse. Das System ist einfach und schnell zu installieren und zeigt rasch Ergebnisse in Euro und Cent“, sagt Innogy-Vorstand Martin Herrmann.

Projekt für bidirektionales Laden

Beim zweiten Projekt handelt es sich um Innogys Forschungs- und Entwicklungsprojekt Greenfuel. Unter anderem arbeitet das Forschungsteam an der intelligenten Einbindung von Elektrofahrzeugen ins Stromnetz. Konkret handelt es sich um Elektrofahrzeuge mit einer Methanolbrennstoffzelle als Reichweitenverlängerer

Kiwigrid hat hierfür eine bidirektionale Ladelösung entwickelt („vehicle to home“). Damit kann das Fahrzeug zum Beispiel zu Hause aus der eigenen Solaranlage geladen werden. Sollte gerade keine Sonne scheinen, kann das Fahrzeug wiederum das Haus mit Strom versorgen, der aus der Methanolbrennstoffzelle gewonnen wird. Bidirektionales Laden auf der Basis von Netzzustandssignalen und komplexer Erzeugungs- und Verbrauchsprognosen wird ein entscheidender Erfolgsfaktor für die erfolgreiche Integration von Elektrofahrzeugen in die Stromnetze sein.

Immer komplexerer Energiemarkt

Bereits heute sind über 1,3 Millionen dezentrale Erzeugungsanlagen und Speichersysteme an die deutschen Verteilnetze angeschlossen. Sinkende Preise für Solar- und Speichertechnologien werden diese Entwicklung beschleunigen. Die Energiesysteme verlagern sich damit zum Endkunden; die Wertschöpfung im Energiemarkt wird komplexer.

Innogy sieht in diesem Wandel große Wachstumschancen für das Energiedienstleistungsgeschäft. „Durch die Zusammenarbeit mit Kiwigrid setzt Innogy auf Zukunftstechnologie. Auch die Energiewirtschaft wird zunehmend digitaler. Automatisierung und Robotorisierung machen Abläufe einfacher – auch für unsere Kunden“, sagt Martin Herrmann, verantwortlicher Vorstand Vertrieb bei Innogy.

Das Vernetzen von Millionen kleiner dezentraler Energieanlagen zu einem „Internet der Dinge“ ist eine der größten technischen Herausforderungen der Energiewende. „Unsere Hard- und Software versteht über 1.000 verschiedene Gerätetypen aller bekannten Hersteller. Dazu gehören in erster Linie Photovoltaikanlagen, Batteriespeicher und Ladestationen für Elektrofahrzeuge, aber auch steuerbare Großverbraucher wie Wärmepumpen und Nachtspeicherheizungen“, erklärt Kiwigrid-Geschäftsführer Matthias Hertel.

Neue Energiedienstleistungen entwickeln

„Auf unserer Plattform managen wir bereits über eine halbe Million Datenpunkte angebundener dezentraler Geräte. Gemeinsam mit Innogy werden wir diese Daten in skalierbare Geschäftsmodelle übersetzen. Dabei gewährleisten wir Ende-zu-Ende-Sicherheit – angefangen bei der Anbindung der Geräte in Gebäuden, über unsere Cloud-Infrastruktur bis hin zu Kundenapplikation“, fährt Hertel fort.

Getrieben von der Dezentralisierung und Digitalisierung erlebt die Branche derzeit ein weiteres Phänomen: die Sektoren Strom, Mobilität und Wärme verschmelzen. Der Energiemarkt wird dadurch neu definiert. Innogy und Kiwigrid adressieren diesen Trend, indem sie die sektorspezifischen Technologien intelligent miteinander vernetzen. „Wir wollen Innogy dabei helfen, marktrollen- und sektorenübergreifend neue innovative Energiedienstleistungen zu entwickeln und international zu vermarkten“, erläutert Tim Ulbricht, Geschäftsführer für die Bereiche Produkt, Vertrieb und Marketing bei Kiwigrid.

Seit Anfang des Jahres besitzt Innogy Anteile am Dresdner Softwareunternehmen. Das Energieunternehmen plant die auf der Kiwigrid-Plattform entwickelten Produkte auch in ihren internationalen Märkten auszurollen.

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