Praxisnahe Tests Startschuss für Quantencomputing in Deutschland gefallen

Deutsche Messe AG

An einem IBM Quantum System One kann jetzt unter deutschem Recht anwendungsbezogene Quantensoftware entwickelt werden.

Bild: IBM
12.04.2021

IBMs erster europäischer Quantencomputer steht Unternehmen und Forschung ab sofort zur Verfügung. Sie können die Plattform nahe Stuttgart nutzen, um anwendungsbezogen Quantenalgorithmen zu entwickeln. Das Angebot soll die Lücke einer sicheren Umgebung für praxisnahes Quantencomputing schließen.

Der erste IBM Quantum System One in Europa steht jetzt zum anwendungsbezogenen Entwickeln von Quantenalgorithmen bereit. In einem Gemeinschaftsprojekt mit IBM betreibt die Fraunhofer-Gesellschaft den in Ehningen gelegenen Quantencomputer unter hiesigem Datenschutzrecht. Das Angebot wird auf der digitalen Hannover Messe vorgestellt.

Was zum Quantencomputing bisher fehlte, war eine sichere Forschungsplattform, auf der Unternehmen und Institutionen quantenbasierte Rechenstrategien ausprobieren, auf ihre Anwendungsbereiche hin optimieren und die nötigen Kompetenzen beim „Training on the System“ aufbauen können. Diese Lücke soll der Quantencomputer füllen.

„Für Baden-Württemberg ist der Quantencomputer ein wichtiger Schritt auf dem Weg, die entscheidenden Zukunftstechnologien und Herausforderungen des digitalen Zeitalters erfolgreich zu gestalten“, sagt der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann. „Wir leisten damit einen Beitrag für ein deutsches Quantentechnologie-Ökosystem mit internationaler Strahlkraft und schaffen einen Meilenstein für die technologische Souveränität Deutschlands und Europas.“

Zugang per Nutzungsvertrag

Zentrale Anlaufstelle für die Nutzung des Quantencomputers ist das Fraunhofer-Kompetenznetzwerk Quantencomputing, bestehend aus mehreren regionalen Kompetenzzentren mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Voraussetzung für den Zugang ist ein Nutzungsvertrag mit Fraunhofer, das Preismodell basiert auf einem monatlichen Ticket. Alle verarbeiteten Daten bleiben lokal in Ehningen gespeichert und unterliegen deutschen Datenschutzbestimmungen.

„Wenn wir die rasante Entwicklung im Quantencomputing aktiv mitgestalten wollen, müssen wir in Deutschland jetzt die nötige anwendungsbezogene Expertise aufbauen, passende Algorithmen und vor allem neue Geschäftsmodelle entwickeln“, erklärt Prof. Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft. „Wir bieten allen Unternehmen und Forschungseinrichtungen die Möglichkeit, diese Zukunftstechnologie aktiv voranzutreiben, sich umfassend für das Quanten-Zeitalter zu qualifizieren und die gewonnenen Fähigkeiten nutzbringend einzusetzen.“

Ergänzend dazu sagt Gregor Pillen, General Manager von IBM Deutschland, Österreich und Schweiz: „Bei IBM sind wir davon überzeugt, dass offene Technologien, eine aktive und globale Gemeinschaft von Entwicklern, Wissenschaftlern und Experten aus Industrie, Regierung und Hochschulen der Schlüssel zum Erfolg des Quantencomputers sind. Die erste Installation eines IBM Quantum System One in Europa wird den Fortschritt auf diesem Gebiet beschleunigen und den Zugriff auf die Technologie für Unternehmen jeder Größe ermöglichen, während sie sich auf die Ära der Quantencomputer vorbereiten.“

Die offizielle Einweihung des Quantencomputers vor Ort in Ehningen wurde wegen der Corona-bedingten Einschränkungen verschoben; der neue Termin wird noch bekanntgegeben.

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