Sammelschienensystem Standardisierte Stromverteilung

Das Sammelschienensystem RiLine Compact minimiert Raumverlust.

Bild: Rittal
10.09.2017

Auch bei kleinen Steuerungsanlagen ist eine Standardisierung möglich. Das beweist ein neues Sammelschienensystem. Damit lassen sich verschiedene Schalt- und Schutzgeräte in einem individuellen Stromverteilungssystem einsetzen sowie Engineering- und Montagezeit einsparen.

Hohe Leistungsanforderungen und Sicherheitsstandards bei immer kleinerem Platzbedarf sind die Herausforderungen bei der Planung und dem Aufbau von Stromverteilungssystemen. Um die Sicherheit auch bei individuellen Steuerungs- und Schaltanlagen zu gewährleisten und dokumentieren zu können, ist eine Standardisierung mit einer geprüften Stromverteillösung unumgänglich. Die oben genannten Anforderungen betreffen aber auch zunehmend kleinere Steuerungen, zu denen eine entsprechende Dokumentation über die sichere Ausführung zu liefern ist. Daher ist die Umstellung zu standardisierten Systemen interessant, zumal weitere Vorteile wie Aufwandsminimierung im Engineering und in der Montage hinzukommen.

Nicht alle Hersteller von Steuerungsanlagen sehen den Aufbau nur noch in separat aufgestellten Schränken. Vielmehr ist eine direkte Zuordnung zur Maschine erwünscht. Um das zu realisieren, muss das System kompakt gebaut sein. Diesem Wunsch ist Rittal mit dem neuen RiLine Compact Sammelschienensystem nachgekommen, das für kleine Steuerungsanlagen mit einem maximalen Strombedarf von 125 A ausgelegt ist. Damit steht ein kleines System mit hohem Sicherheitsstandard zur normgerechten Stromverteilung bereit. Der Technologieansatz eignet sich für kleine Schalt- und Steuerungsanlagen sowie für die direkte Integration in Anlagen und Maschinen.

Der Bereich bis 125 A ist heute vorwiegend von der konventionellen Verdrahtung sowie von der Kammschienen-Technik geprägt. Die konventionelle Verdrahtung hat einen hohen Verdrahtungsaufwand durch viele Einzelleitungen und einen unübersichtlichen Gesamtaufbau zur Folge. Gerade im Fehlerfall oder bei der Instandhaltung sind die großen Mengen an Kabeln schwierig in der Handhabung sowie zeitaufwändig in der Zuordnung. Die Kammschienen-Technik dagegen ist besser im Überblick und eignet sich gut beim Aneinandersetzen komplett gleicher Geräte. Bei überschüssigen Kammschienenabgängen ist eine zusätzliche Abdeckung erforderlich. Diese Technik ist allerdings hersteller- und bauformgebunden. Bei der Montage von unterschiedlichen Gerätetypen muss daher zwischenverdrahtet werden. Das heißt, es fehlt eine durchgängige Systemlösung. Daher kommen Sammelschienensysteme bisher selten bis überhaupt nicht zum Einsatz.

Sammelschienensystem mit Berührungsschutz

Bei der Systemlösung RiLine Compact handelt es sich um eine Produktlinie mit klar verständlichem Portfolio an Komponenten, welche den Auswahl- und Planungsprozess erleichtern. Die Basis bildet ein rundherum berührungsgeschütztes Board inklusive der benötigten Sammelschienen. Durch den von Beginn an vorhandenen Berührungsschutz ist der Anwender vor spannungsführenden Teilen geschützt. Dies unterstützt die steigenden Sicherheitsanforderungen, die in Normen, zum Beispiel der Maschinenrichtlinie oder der IEC 61439, immer höhere Beachtung finden, beispielsweise in Form von präzisen Prüfvorgaben.

Die Abdeckung mit durchgängigem Kontaktraster ermöglicht eine vollständige Überbaubarkeit des Systems. Eine beliebige Positionierung der Komponenten ohne Abnehmen des Schutzes ist möglich. Es sind keine zu setzenden Halter zu berücksichtigen. Gleichzeitig erfüllt die geschlitzte Abdeckung die Schutzanforderungen gegen das Berühren mit dem Finger nach IP2X. Das vorgefertigte Board beinhaltet bereits die Sammelschienen inklusive dem 4,5-mm-Kontaktraster und erfüllt damit die Halterfunktion.

Das Komplettangebot des Boards erspart dem Schaltanlagenbauer den aufwändigen Arbeitsschritt des Auslegens von Kurzschlussfestigkeiten. Wie auch bei konventionellen Sammelschienensystemen, bei welchen die Halter auf der Montageplatte befestigt werden, besteht die Möglichkeit das komplette Board auf der Montageplatte zu verschrauben. Eine zweite Möglichkeit der Befestigung ist die Lösung des simplen, werkzeuglosen Aufsetzens des Boards auf einer standardmäßigen DIN-Tragschienenleiste.

Auch im Anschluss zeigt das System seine Stärken. Das Board selbst wird über die Adaptertechnik mit Energie versorgt, sowohl eingangsseitig als auch abgangsseitig. Die Einspeisung erfolgt werkzeuglos über einen Anschlussadapter, der mit Zugfedertechnik ausgestattet ist. In die geöffnete Federklemmtechnik lassen sich die Anschlussleitungen einführen. Das Schließen der Klemmen erfolgt seitlich am Anschlussadapter durch Umlegen eines kleinen Hebels. Zusätzlich ist das Schließen der Klemmen auch frontal durch Drehen eines Schließmechanismus mit Schraubendreher möglich. Das findet Anwendung, wenn seitlich keine Möglichkeit besteht die einzelnen Hebel zu betätigen. Für eine sichere Verbindung wird die Anschlusstechnik normgerecht auf ihre maximalen Zugkräfte getestet. Das bietet den Vorteil des schnellen Anschlusses und der wartungsfreien Kontaktstelle. Das Nachziehen von Schrauben sowie das Beachten von Drehmomentangaben entfallen und erleichtern die Instandhaltung.

Geräte unterschiedlicher Hersteller kombinieren

Zum Aufbau von Schutz- und Schaltgeräten diverser Hersteller werden die RiLine-Compact-Geräteadapter verwendet. Es gibt eine Ausführung mit der Baubreite von 22,5 mm und zwei weitere Varianten in 45 mm Baubreite. Die Geräteadapter sind in zwei Ausführungen verfügbar: Basic und Comfort. Die Basic-Variante mit fester Hutschienenaufnahme ist für die schnelle Adaptierung von Einzelgeräten wie zum Beispiel Motorschutzschalter, geeignet. Die Comfort-Ausführung hingegen hat eine variable Hutschiene, welche individuell auf das Gerät angepasst positioniert werden kann.

Auf beide Varianten werden diverse Typen von Schutz- und Schaltgeräten aufgebaut und gleichzeitig mit elektrischer Energie versorgt. Unterschiedliche Fabrikate der größten Gerätehersteller sowie Geräte mit verschiedenen Abmaßen können miteinander kombiniert werden. Auch der Geräteadapter mit der Baubreite von 22,5 mm lässt sich in vielen Anwendungen bis 16 A nutzen. Aufgebaut werden können zum Beispiel Sicherungsautomaten und Relais. Die geringe Baubreite ermöglicht eine hohe Packungsdichte.

So wie bei dem Board selbst die Möglichkeit des Aufsteckens auf eine Hutschienenleiste besteht, werden auch alle Aufbaukomponenten mit Hilfe von Stecktechnik auf dem Board befestigt. Durch das Rastermaß von 4,5 mm und die Führungen auf der Rückseite der Komponenten ist ein fehlerhaftes Befestigen der Komponenten ausgeschlossen. Der werkzeuglose Aufbau durch Stecktechnik sowie das übersichtliche Portfolio machen Planung und Montage leicht verständlich. Das Gesamtpaket mit modularem Aufbau bietet eine standardisierte und normgerechte Systemtechnik.

Vorteile der Crossboard-Technologie

Das neue RiLine Compact steht für einen innovativen Technologieansatz: die Crossboard-Technologie. Sie definiert sich unter anderem durch wartungsfreie Federklemmtechnik, vollständige Überbaubarkeit sowie durch die feste Kontaktierung von modular steckbaren Baugruppen unter Beibehaltung des vollen Berührungsschutzes. All dies verringert am Ende den Planungs- und Durchführungsaufwand beim Kunden und stellt ihm ein hochwertiges Sammelschienensystem zur Verfügung.

Weiterhin besteht das System aus einem kleinen universellen Portfolio. Die einzelnen Artikel können in modulare Baugruppen gegliedert werden: Boards, Adaptertechnik und Zubehör. Im Laufe des Jahres ergänzt Rittal dieses Portfolio noch durch weitere Komponenten, unter anderem mit Funktionsmodulen. Dabei handelt es sich um Motorsteuergeräte bis 9 A und Leistungsschaltgeräte für die Anwendung im IEC- und UL-Bereich.

Bildergalerie

  • Die Basis des RiLine-Compact-Systems ist ein Board mit integrierten Leiterbahnen und einem durchgängigen Kontaktraster.

    Die Basis des RiLine-Compact-Systems ist ein Board mit integrierten Leiterbahnen und einem durchgängigen Kontaktraster.

    Bild: Rittal

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