Smart Production Sonnige Zeiten für MAN

Perfekte Gegend für Photovoltaik: In der Region um Durban scheint an 300 Tagen im Jahr die Sonne.

Bild: Michael Jung/iStockphoto, MAN
24.09.2015

In südlichen Ländern kann Photovoltaik ganze Industriebetriebe versorgen. Im südafrikanischen Pinetown produziert MAN auf dem Dach mehr Strom, als der Standort im Jahr verbraucht. Das erspart dem Unternehmen Produktionsausfälle.

Die Region rund um die Hafenmetropole Durban ist mit mehr als 300 Sonnentagen im Jahr gesegnet. Die Verantwortlichen am Produktionsstandort von MAN Truck & Bus (MTB) machen sich das zunutze. Sie haben dort seit Dezember 2014 eine 580-kW-Photovoltaikanlage installiert – und sparen durch die Umstellung auf regenerativen Strom jährlich 860 Tonnen CO2 ein. Damit ist der Standort das erste CO2-neutrale Nutzfahrzeugwerk in Afrika.

Die Photovoltaikanlage befindet sich auf den Dächern einer Fabrik, in der 160 Mitarbeiter Lkw- und Bus-Chassis produzieren. Die Anlage hat nicht nur in Südafrika Pionierstatus, sondern auch im weltweiten MAN-Produktionsverbund. Im Jahr 2011 wurde bei MAN eine gruppenweite Klimastrategie verabschiedet. Ziel ist, die jährlichen CO2-Emissionen bis zum Jahr 2020 an allen Produktionsstandorten um 25 Prozent gegenüber dem Basisjahr 2008 zu reduzieren. Das sind jährlich insgesamt rund 135.000 Tonnen CO2 weniger, und das entspricht in etwa den Emissionen einer deutschen Kleinstadt mit 15.000 Einwohnern. 2014 hat der MAN-Konzern bereits mehr als 105.000 Tonnen CO2 im Vergleich zu 2008 eingespart.

Um CO2-Emissionen zu vermindern, wurde eine Vielzahl von Maßnahmen eingeleitet, die über den Einsatz erneuerbarer Energien hinausgehen. Im Teilkonzern MAN Truck & Bus wurde dazu das Vier-Säulen-Energiekonzept E4 entwickelt und implementiert. An erster Stelle steht die Verbesserung der Energieeffizienz der Produktionsstandorte. Der Fokus liegt auf innovativen LED-Beleuchtungs- und Druckluftkonzepten sowie auf dem konsequenten Einsatz von Wärmerückgewinnung, Gebäudeautomation und energieeffizienter Produktion. Bei der zweiten Säule geht es um den Einsatz von erneuerbaren Energien. Hier wird standortspezifisch auf die regenerativen Optionen gesetzt, die den besten Ertrag liefern. Die Bandbreite reicht von Photovoltaik und Solarthermie über Biogas und Biomasse bis hin zu Windkraft und Geothermie. Das größte Potenzial sieht MAN bei der dritten Säule, der Eigenenergieerzeugung. Dabei werden an allen Standorten Blockheizkraftwerke mit eigenen Motoren eingesetzt. Der ganzheitliche Ansatz des Projekts wird mit der Entwicklung eines organisatorischen und strategischen Energiemanagements abgerundet, das angelehnt ist an die ISO 50001. Mit diesem Konzept entwickelt MAN speziell für jedem Standort eine eigene CO2-Roadmap.

Auch in Pinetown fand das Konzept Anwendung. Um den Energieverbrauch zu reduzieren und die optimale Photovoltaikanlagengröße zu finden, wurde die Beleuchtung umgestellt. Die renovierten Dächer erhielten Oberlichter. Nach entsprechenden Audits wurde zudem in einen wesentlich effizienteren Druckluftkompressor investiert. Dank der Optimierungen reichen die rund 810.000 kWh PV-Strom nun aus, um den gesamten Energiebedarf eines Jahres zu decken. So konnten nicht nur die Kosten gesenkt werden – es wurde auch mehr Strom produziert als nötig. Den überschüssigen Strom speist die Fabrik ins öffentliche Netz ein. Da das südafrikanische Stromnetz seit Jahren mit Stabilitätsproblemen zu kämpfen hat und auch die Industrie die kontrollierten Stromabschaltungen zu spüren bekommt, genießen Projekte dieser Art eine breite Unterstützung der öffentlichen Hand: Der Bürgermeister hat die Anlage eröffnet und öffentliche Werbung für das Projekt gemacht. Die Verantwortlichen hoffen, mit der ersten CO2-neutralen Nutzfahrzeugproduktion in Afrika nicht nur innerhalb des Konzerns ein Zeichen zu setzen, sondern auch ein Umdenken in Südafrika anzustoßen.

Klimaschutz rechnet sich

Durch die Kombination der Photovoltaik-Anlage mit einem Notstromaggregat kann der Standort in Zukunft auch in den Zeiten produzieren, in denen der Strom abgeschaltet ist. Die Energie liefert dabei weitestgehend die Photovoltaik-Anlage, für die Sicherung der Netzstabilität und Bedarfslücken wird ein Aggregat aus eigener Herstellung eingesetzt. Die wenigen Betriebsstunden des Dieselaggregats lassen sich mit Biodiesel umweltfreundlicher darstellen. Neben den reduzierten Energiekosten gibt es einen weiteren betriebswirtschaftlichen Vorteil: Versorgungssicherheit. Die Produktion muss nicht mehr angehalten werden, wenn die öffentliche Stromversorgung ausfällt. Bis Ende des Jahres soll das Aggregat in Betrieb gehen. Die Vision einer CO2-neutralen und energieautarken Fabrik ist damit umgesetzt. Das Projekt zeigt, dass Klimaschutz auch wirtschaftlich sinnvoll ist.

Bildergalerie

  • CO2-neutrale Produktion in Afrika: Auf den Dächern der MAN-Fabrik in Pinetown befindet sich seit Dezember 2014 eine 580-kW-Photovoltaikanlage.

    CO2-neutrale Produktion in Afrika: Auf den Dächern der MAN-Fabrik in Pinetown befindet sich seit Dezember 2014 eine 580-kW-Photovoltaikanlage.

    Bild: MAN

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