Frank Jüngst im Interview „So einfach wie der Wechsel einer SIM-Karte“

Frank Jüngst, Sales Director Industry CER, Danfoss

Bild: Danfoss
12.01.2015

Der kommende VLT Midi Drive bietet gegenüber der Vorgängergeneration deutlich erweiterte Funktionen, beispielsweise ein Speichermodul für vereinfachte Parametrierung. Frank Jüngst von Danfoss erläutert, welche Vorteile die Neuerungen im Einsatz bringen.

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Wie unterscheidet sich der Midi Drive von der Vorgängergeneration?

Frank Jüngst:

Die wichtigsten Neuerungen gegenüber dem VLT 2800 sind umfassend: eine neue Steuerkarte, MMI sowie das für IE-Klassen optimierte Leistungsteil. Dazu unterstützt er Feldbusse wie Profinet und ermöglicht einen sicheren Stopp. Aber auch der steckbare Speicherbaustein ist eine Innovation, die es in unserem Portfolio bislang nicht gab. Die wird erstmals beim Midi Drive sowie beim FCP 106, einem motormontierten Umrichter, eingesetzt.

Wie wurde der sichere Stopp bislang realisiert?

Der Anwender musste in der Vergangenheit durch externe Sicherheitskomponenten den Motor in einen sicheren Zustand versetzen. Der jetzt integrierte sichere Stopp (STO, Safe Torque off) gewährleistet, dass der Antrieb zwar nicht galvanisch getrennt ist, aber der Midi Drive kein Drehfeld am Motor nach EN IEC 61800-5-2 bewirken kann. Und das ohne Wegschalten der Spannung. Bei anderen Geräteserien von Danfoss, wie dem AutomationDrive, ist das schon seit ungefähr zehn Jahren integriert. Nur im Medium-Bereich fehlte diese Funktion bislang.

Welchen Vorteil bietet der integrierte Speicherbaustein?

Der sitzt leicht zugänglich am Gehäuse oberhalb der Klemmen. Damit lässt sich das Gerät parametrieren, Sie können so aber auch ein neues Firmware-Release übertragen. Der große Vorteil ist, dass Sie diesen Speicherbaustein direkt am PC beschreiben können. Dafür gibt es einen Adapter mit USB-Anschluss für den PC, in den wird der Speicher eingesteckt und die Daten übertragen. Anschließend steckt man den Baustein einfach in den Umrichter und lädt die Parameter herunter. Denken Sie beispielsweise an Anwendungen, wo der Midi Drive nur schwer zugänglich ist. Da können Sie alle Einstellungen bequem am Arbeitsplatz erledigen und müssen dann nur den leicht erreichbaren Speicherbaustein stecken. Oder Sie können eine einmal gewählte Konfiguration leicht auf andere Umrichter übertragen, bei Anwendungen, die eine hohe Anzahl von Antrieben erfordern.

Die Parametrierung kann doch auch übers Netz erfolgen, oder?

Bei Anlagen mit vielen Frequenzumrichtern, die beispielsweise mit Profinet vernetzt sind, nutzt man üblicherweise den Parameterkanal des Feldbusses. Dies wird in der SPS programmiert. Dennoch ist bei der Inbetriebnahme oder im Servicefall der Speicherbaustein eine interessante Alternative. Sie können das mit einem Smartphone vergleichen. Das wäre so, als würden Sie ein neues Modell bekommen, und mit dem Einlegen der SIM-Karte haben Sie alle Ihre Daten auf ihrem neuen Gerät.

Gibt es den Midi Drive in verschiedenen Varianten?

Wie der AutomationDrive ist der Midi Drive modular aufgebaut und kann je nach Anforderung konfiguriert werden. Da ist zunächst der Leistungsteil, den es in fünf verschiedenen Gehäusegrößen, von 0,37 bis 22 kW, gibt, für 230 sowie für 400 V. Dann stehen wiederum fünf verschiedene Steuerkarten mit Standard-​I/Os, mit Profibus, Profinet, CANopen oder Ethernet IP zur Verfügung. Alle Varianten haben den Safe Stop integriert.

Gibt es weitere Optionen?

Als weitere Auswahlmöglichkeiten ist das Bedienelement zu nennen. Standard ist ein Blind Cover als Schutz, dann signalisieren Leuchtdioden den Betriebszustand. Dieser lässt sich auch über den Feldbus auslesen. Zur Bedienung gibt es auch ein alphanumerisches Display, das an jedem Gerät aufgesteckt werden kann. Wenn also beispielsweise zehn Umrichter im Schaltschrank verbaut sind und einer eine Störung signalisiert, dann können Sie dort die Abdeckung entfernen und stattdessen das Display einsetzen, um sich die benötigten Informationen anzeigen zu lassen. Und dann gibt es noch die komfortable Option, ein grafisches Display von außen sicht- und bedienbar in die Tür des Schaltschranks einzubauen.

Und wie steht es bei der Verdrahtung?

Wir bieten die Versorgung mit 24 VDC als Option. Dies ermöglicht eine Kommunikation mit der Umrichtersteuerung auch dann, wenn die Versorgungsspannung komplett abgeschaltet wird oder ausfällt. Wir haben Kunden, die aus Gründen der Energieeffizienz beispielsweise nach Schichtende oder in Arbeitspausen die Netzversorgung abschalten. Dennoch bleibt der Zugriff auf Betriebsdaten und Parameter erhalten. Ein wichtiges Feature sind auch die einfach steckbaren Leistungs- und Steuerklemmen.

Da gibt es also jede Menge Kombina­tions­möglichkeiten…

Ja, damit können wir praktisch alle Kundenwünsche gut abdecken. Und auf der anderen Seite bleiben die Themen Einkauf und Lagerhaltung, die auch Konstrukteure und Instandhalter betreffen, überschaubar. Denn es gibt fünf Leistungsteile und fünf Steuerungskarten als primäre Unterscheidungsmerkmale. Display und 24 V-Option lassen sich jederzeit nachrüsten. Damit ist die Variantenzahl deutlich geringer als bei Highend-Geräten wie dem AutomationDrive.

Wie unterstützen Sie Maschinen- und Anlagenbauer beziehungsweise -konstrukteure bei der Einführung des Midi Drive?

Die üblichen Tools und Software-Unterstützung, wie E-Plan-Dateien, GSD/GSDML-Dateien für Profibus/Profinet und ­alles Weitere wird es rechtzeitig zur Markteinführung geben. Das ist Standard bei Danfoss. Darüber hinaus gewährleisten wir die technische Abwärtskompatibilität unserer Geräte. Kennen Sie eines, dann kennen Sie alle – auch das ist eine wichtige Unterstützung für unsere Kunden. So sind beispielsweise die Klemmen 12 und 13 immer der Ausgang für die 24 V-Spannungsversorgung, die Klemme 18 ist für das Startsignal, die 27 ist für das Stoppsignal und so weiter. Das setzt sich fort bei der Menüstruktur und den Variablenbezeichnungen für die Parametrisierung. Auch hier gilt Kontinuität, die Konstrukteuren, Kunden und Instandhaltern zugute kommt.

Für welche Anwendungen ist der Midi Drive besonders geeignet?

Die Hauptanwendungen liegen im industriellen Bereich, also bei Maschinen­anwendungen, in Förderanwendungen, und natürlich im Bereich Lebensmittel & Getränke. Gerade Fördertechnik ist ein sehr weites Feld. Beispielsweise legt ein Auto in der Produktion etliche Kilometer zurück, von dem Punkt, an dem die ersten Bleche geschweißt werden, bis zur Endmontage. Wenn man sich vorstellt, dass auf diesem Weg alle paar Meter ein Antrieb benötigt wird, weiß man in etwa, welche Stückzahlen da zusammenkommen. Einen Teil der Anwendungen erwarten wir auch bei Pumpen im Bereich Wasser und Abwasser.

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