Kommentar von Eckard Eberle, CEO von Siemens Process Automation Siemens und die Prozessindustrie

Zentrale Datendrehscheibe: Prozessleittechnik verbindet verschiedene Produktionsstandorte und Unternehmensebenen für einen effizienten Anlagenbetrieb.

Bild: Siemens
18.05.2020

Die Prozessleittechnik von Siemens gehört seit mehreren Jahrzehnten fest zur Ausstattung vieler verfahrenstechnischer Anlagen. Eckard Eberle, CEO von Siemens Process Automation, erzählt im Folgenden vom Werdegang und den Zukunftsplänen des deutschen Konzerns in der Prozessindustrie.

Siemens und die Prozessindustrie – diese Partnerschaft ist geprägt von der Erfahrung mehrerer Jahrzehnte, der Marktführerschaft einer starken Marktposition in der Prozessleittechnik und der konstanten Weiterentwicklung und Innovierung der dazugehörigen Produkte.

Damit stellen wir sicher, dass unsere Kunden für die enormen Herausforderungen der Branche bestens aufgestellt sind: hohe Anlagenverfügbarkeit, geringe, ungeplante Stillstandszeiten, einfache Wartung und vor allem Investitionsschutz. Denn nur so lässt sich die eigene Produktion profitabel, innovativ und zukunftsfähig gestalten. Dafür bieten wir unseren Kunden für alle Bereiche der Prozessindustrie ein breit aufgestelltes Portfolio, das natürlich im Laufe der Zeit verändert beziehungsweise erweitert und den wachsenden Herausforderungen der Branche angepasst wurde.

Manueller Betrieb ist Geschichte

Schließlich möchte heute sicher niemand mehr wie in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts Prozessanlagen manuell betreiben und Messgrößen vor Ort ablesen. Auch sind wir glücklicherweise über die Phase hinaus, in der ab den 1960er-Jahren pneumatische oder elektrische Regeleinrichtungen einige Werte elektrisch gemessen und an eine Vorstufe der heutigen Leitwarten übertragen haben.

Durch die Einführung der Mikrocontroller war es zehn Jahre später erstmals möglich, Abläufe zu automatisieren. Eine zentrale Steuereinheit konnte selbstständig Aktionen durchführen, zum Beispiel gewisse Prozesszustände auswerten und daraufhin die gewünschten Maßnahmen einleiten.

Dezentrale Systeme folgten dann wenige Jahre später. Gemeinsam mit unseren Kunden haben wir die Prozessleittechnik die letzten Jahrzehnte zur zentralen und elementar wichtigen Daten- und Informationsdrehscheibe innerhalb der Produktion, zwischen Produktionsstandorten und verschiedenen Unternehmensebenen weiterentwickelt.

Prozessleitsystem für Big Data

Heute steht für uns die Digitalisierung der Branche im Fokus und damit der digitale Zwilling als Hebel für mehr Produktivität und Wertschöpfung. Gleichzeitig geht es um einfache Bedienbarkeit der Anlagen, schnellen und sicheren Datenzugriff, Flexibilität, Skalierbarkeit, hohe Prozesssicherheit und kurze Reaktions- sowie Ausfallzeiten.

Für all diese Aufgaben liefern wir die passende Leittechnik in Form unseres bewährten, zukunftssicheren Prozessleitsystems Simatic PCS 7, aktuell in Version 9. Durch die stetige Erweiterung des Systems und die Integration von Lösungen, wie Comos im Anlagenbau, Simit für Simulationen und die Realisierung des digitalen Zwillings, haben wir mit Simatic PCS 7 eines der führenden Prozessleitsysteme geschaffen.

Die zuverlässige Kommunikation mittels Profinet ermöglicht eine durchgängige Diagnose, Überwachung und Auswertung prozessrelevanter Daten, also genau das, was die Anlagenbetreiber in Zeiten von Big Data benötigen. Automatisch initialisierte Feldgeräte und eine hochskalierbare Peripherie runden Simatic PCS 7 ab.

Wie soll es weitergehen?

Nun stellt sich die Frage, wohin die Reise in Zukunft führt. Der Trend geht hin zu disruptiven Ökosystemen und vernetzten Plattformen, die einen zuverlässigen Datenaustausch sowie den geschützten Zugriff auf die Anlagen weltweit sichern. Wir begegnen dieser Entwicklung einerseits mit der neuen Version von Simatic PCS 7, das uns sicher noch viele Jahre begleiten wird.

Andererseits bieten wir mit Simatic PCS Neo eine vollkommen neu entwickelte Systemsoftware, die den Unternehmen der Prozessindustrie völlig neue und effiziente Arbeitsweisen im Zeitalter der Digitalisierung erschließt: ein vollständig auf HTML5- und damit webbasiertes Leitsystem mit integrierten Multi-User-Fähigkeiten.

Über eine geschützte Internetverbindung haben Anwender direkten und sicheren Zugriff auf alle relevanten Informationen und können weltweit parallel an Projekten arbeiten. Ein zentrales, objektorientiertes Datenmanagement sorgt dabei für konsistente Daten und schnelle sowie sichere Entscheidungen. Mit einer einzigen Arbeitsumgebung für alle Disziplinen und seinem intuitiven GUI lässt sich Simatic PCS Neo auch über mobile Endgeräte einfach bedienen.

Aufgrund seiner flexiblen Skalierbarkeit eignet sich das System für kleinste Applikationen ebenso wie für World-Scale-Anlagen. Prozessmodule können ebenfalls effizient in bestehende Systeme integriert werden. Simatic PCS Neo bietet mit seinem flexiblen Lizenzmodell zusätzliche Transparenz und Wirtschaftlichkeit und orientiert sich dabei an neuesten Standards moderner Software-Lizenzierung. Dies wird unterstützt durch die „My Simatic PCS Neo“-Web-Plattform, die eine ganz neue Welt des Informationsmanagements über den gesamten Projekt- und Anlagenlebenszyklus bietet.

An der Seite unserer Kunden

Was bedeuten diese Entwicklungen für die Anwender und die Zukunft der Prozessleittechnik? Zum einen sind die Systeme skalier- und erweiterbar. Zum anderen bieten wir unseren Kunden die Wahl: Für welches Prozessleitsystem er sich entscheidet, bleibt ihm überlassen und hängt von bestimmten Voraussetzungen und Fragestellungen ab.

Geht es beispielsweise um einen Green- oder Brownfield-Approach? Welches System hat der Anwender bereits im Einsatz? Welche Pläne, auch in Sachen Investition, hat er für die Zukunft? Hier begleiten wir unsere Kunden seit über 20 Jahren, gehen den Weg der digitalen Transformation mit ihnen und werden auch in Zukunft allen möglichen Herausforderungen mit entsprechenden Innovationen begegnen.

Bildergalerie

  • Eckard Eberle arbeitet seit 1992 für Siemens und ist derzeit CEO des Geschäftsbereichs Process Automation.

    Eckard Eberle arbeitet seit 1992 für Siemens und ist derzeit CEO des Geschäftsbereichs Process Automation.

    Bild: Siemens

  • Das Prozessleitsystem Simatic PCS 7 befindet sich aktuell in der Version 9 und wird fortlaufend erweitert.

    Das Prozessleitsystem Simatic PCS 7 befindet sich aktuell in der Version 9 und wird fortlaufend erweitert.

    Bild: Siemens

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