Digitale Dienstleistungen Schritt für Schritt zu Industrie 4.0

Endress+Hauser (Deutschland) GmbH+Co.KG

Statt eines revolutionären Umsturzes verfolgt Endress+Hauser bei der Digitalisierung vielmehr ein evolutionäres Vorgehen Schritt für Schritt.

Bild: iStock, Neustockimages
18.03.2019

Die Digitalisierung treibt die Branche um. Manchen Anwender verunsichert das Thema auch. Ein Anbieter von Messgeräten zeigt mit neuen digitalen Dienstleistungen, wie sich das Potenzial von Industrie 4.0 ohne Umrüstung bestehender Anlagen einfach nutzen lässt.

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Ist zuhause alles in Ordnung? Wie stehen meine Aktien? Und wie viele Fitness-Punkte habe ich heute gesammelt? Ein Blick aufs Smartphone genügt – und wir sind über viele Dinge des täglichen Lebens sofort im Bilde. Während die digitale Vernetzung für Millionen Menschen im privaten Bereich längst selbstverständlich ist, bedeutet sie für große Teile der Industrie noch Zukunftsmusik. Wer mehr über ein bestimmtes Feldgerät in seiner Anlage wissen will, muss sich oft selbst vor Ort begeben und nachschauen.

Wenn es nach Steffen Ochsenreither geht, soll der digitale Komfort bald auch in der Prozessindustrie Einzug halten. Der Business Development Manager bei Endress+Hauser arbeitet am industriellen Internet der Dinge (IIoT). Sein Ziel ist, die Daten sämtlicher Sensoren eines Industriebetriebs ohne Aufwand von überall her zugänglich zu machen. Viele Anwender sprechen deshalb auch von Industrie 4.0, der vierten industriellen Revolution: Nach der Mechanisierung, Elektrifizierung und Automatisierung kommt jetzt die (digitale) Vernetzung.

Überall und jederzeit alle Feldgeräte im Blick

Einen revolutionären Umsturz hat Steffen Ochsenreither allerdings nicht im Sinn, vielmehr ein evolutionäres Vorgehen Schritt für Schritt. „Im Rahmen unserer IIoT-Strategie entwickeln wir ganz konkrete Anwendungen, die sich nahtlos in die bestehende Anlagentechnik einfügen und dem Anwender sofort einen Zusatznutzen bieten.“ Die erste, bereits realisierte Anwendung nennt sich Endress+Hauser Analytics und ermöglicht eine digitale Bestandsaufnahme der installierten Basis. Nach einem ersten erfolgreichen Feldtest bei einem Stahlhersteller steht sie nun den Anwendern zur Verfügung.

Mit Endress+Hauser Analytics lassen sich sämtliche Feldgeräte einer Anlage – auch solche von Fremdherstellern – einfach katalogisieren und analysieren. Ein im Netzwerk installierter Schnittstellenbaustein – in diesem Fall ein sogenanntes Edge Device – erkennt die verschiedenen Gerätetypen selbstständig und legt digitale Zwillinge in einem cloudbasierten Hub an. Alternativ lassen sich die Typenschilder der Geräte mit der Endress+Hauser-Scanner-App erfassen und die Informationen automatisch in den Hub hochladen. Dort werden sie mit der Gerätedatenbank des Messtechnikherstellers abgeglichen und ergänzt.

Der Zeitaufwand für eine Bestandsaufnahme reduziert sich mit dieser Anwendung auf einen Bruchteil der bisher für die manuelle Erfassung benötigten Zeit. Über die übersichtliche, von mobilen Endgeräten ebenso wie vom Büro-PC aufrufbare Oberfläche der Anwendung können Anwender Gerätedaten und -dokumente wie Kalibrierzertifikate oder Reparaturberichte einsehen. Darüber hinaus erhalten sie Informationen zur Kritikalität von Messstellen, zu Möglichkeiten der Standardisierung oder – falls ein Gerät ersetzt werden muss – zu Nachfolgeprodukten. Wie bei Apps aus dem privaten Umfeld üblich, ist das Basis-Paket kostenlos; erst darüber hinaus fallen Nutzungsgebühren an.

Ein Ökosystem für die digitale Welt

Damit sind die zentralen Elemente des IIoT-Ökosystems von Endress+Hauser auch schon genannt: der cloudbasierte Hub, Schnittstellenbausteine für die Konnektivität sowie die Gerätedatenbank. Mithilfe dieser Elemente wird das Potenzial der intelligenten Messgeräte ausgeschöpft und die Grundlage geschaffen für Algorithmen, welche die vorhandenen Geräte- und Prozessdaten verknüpfen und so – in Form digitaler Applikationen – einen Mehrwert für die Anwender generieren.

An der Messtechnik selbst sind keine Anpassungen nötig. Genutzt wird einfach die vorhandene Gerätekommunikation über HART, WirelessHART, Profibus oder GSM; künftig auch über weitere Schnittstellen. Die Cloud-Daten liegen sicher verschlüsselt in zertifizierten Rechenzentren.

Weitere Applikationen auf Basis des IIoT-Ökosystems sollen bald schon marktreif sein. Eine Anwendung für das Asset Health Monitoring wird den Zustand der installierten Basis überwachen und soll später einmal vorausschauende Wartung ermöglichen. In dieselbe Richtung geht Endress+Hauser Smart Metrology: Mit dieser noch in der Konzeptphase befindlichen Applikation lassen sich künftig die Kalibrierintervalle von pH-Sensoren optimieren. Eine weitere Anwendung rund um das Thema Wasserqualität wird ein einfaches und kostengünstiges Fernmonitoring von Wasserständen ermöglichen.

„Die Wasserqualitätsanwendung werden wir als Komplettsystem mit GSM-Gateway und Smartphone-App im Online-Vertrieb anbieten, wahlweise auch mit Memosens-Sensor und Liquiline-Messumformer“, kündigt Steffen Ochsenreither an. Damit werde neben der Akzeptanz der digitalen Dienstleistung auch der in der Prozessindustrie noch wenig verbreitete Direktvertrieb getestet: „Das IIoT-Ökosystem eröffnet uns die Möglichkeit, mit unseren Kunden in eine neuartige Beziehung zu treten, die über den Verkauf von Produkten hinausgeht. Wir wollen sie bei ihren Aktivitäten begleiten und ihnen neue Wege aufzeigen, wie sie ihre Prozesse effizienter gestalten können.“

Bildergalerie

  • Direkt vom Schreibtisch: Der Hub bietet Zugriff auf alle relevanten Daten der eingesetzten Messgeräte.

    Direkt vom Schreibtisch: Der Hub bietet Zugriff auf alle relevanten Daten der eingesetzten Messgeräte.

    Bild: Endress+Hauser

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