Bessere Verteilung von Funkspektren Satellit ermittelt Auslastung von Frequenzbändern im All

Integration des Nanosatelliten Salsat auf der Rakete: Dem Start steht nun nichts mehr im Weg.

Bild: TU Berlin
01.10.2020

Vom Mobilfunkstandard 5G über Breitbandinternet bis hin zur Live-Berichterstattung im Fernsehen – alles ist an ein bestimmtes Frequenzspektrum gebunden. Doch die Bänder sind schon jetzt weitgehend ausgelastet. Um die Verteilung von Funkfrequenzen künftig effizienter zu gestalten, ist nun der Nanosatellit Salsat ins All geschossen worden.

Am 28. September 2020 um 13:20 Uhr startete der Nanosatellit „Spectrum Analysis Satellite“ oder kurz „Salsat“ vom russischen Weltraumbahnhof Plesetsk aus seinen Weg ins All. In einem sogenannten sonnensynchronen Orbit in 575 km Höhe ermittelt er fortan die Auslastung des Funkspektrums. Dadurch sollen Wege gefunden werden, die kostbaren Frequenzbänder nachhaltiger zu nutzen, vor allem im Hinblick auf zukünftige Technologien wie 5G.

Spektrumanalysator als Kernstück

Die Salsat-Mission soll unter anderem Antworten auf folgende Fragen liefern: Wie nutzen Satelliten während des Betriebes die Funkfrequenzen? Wie ausgelastet sind diese entsprechenden Spektren? Können Frequenzen an bestimmten Orten mehrfach belegt und damit bestimmte Bänder entlastet werden?

Hierzu erfasst und analysiert der Kleinsatellit wissenschaftliche Daten zur globalen Nutzung von Frequenzspektren. Außerdem sucht und lokalisiert er „Störer“ in den Bändern. Für deren Detektion und zur Missionsanalyse werden Algorithmen entwickelt.

Die Hauptnutzlast von Salsat besteht dabei aus dem Spektrumanalysator Salsa, der im gleichnamigen Projekt entwickelt und qualifiziert wurde. Das Instrument untersucht auf Basis eines sogenannten Software Defined Radio (SDR) die weltweite Frequenznutzung in Amateurfunk- und wissenschaftlichen Bändern. Die während der Betriebsphase gesammelten Daten werden frei zugänglich auf einer Internetplattform zur Verfügung gestellt.

„Salsat liefert somit einen wichtigen Beitrag zur effizienten und nachhaltigen Nutzung des Funkspektrums für die Zukunft der Satellitenkommunikation“, sagt Dr. Siegfried Voigt, Salsat-Projektleiter im DLR-Raumfahrtmanagement. Der Satellitenbus stammt dabei von der TU Berlin und baut auf dem Satellitenbus einer Vorgängermission auf.

Satellitenstart trotz Covid-19-Pandemie

Trotz Behinderung durch die Corona-Pandemie konnte das Flugmodell an der TU Berlin rechtzeitig fertiggestellt und den entsprechenden Funktionstests unterzogen werden. In den ersten beiden Septemberwochen montierten die Forscher den Satelliten auf dem Adapterrahmen für die Oberstufe. Alle Subsysteme und Sekundärnutzlasten wurden ausgiebig getestet und verifiziert.

Der Erstkontakt zum Satelliten fand noch kurz vor Mitternacht mitteleuropäischer Zeit am 28. September 2020 statt. Beim nächsten Überflug über Berlin um 1:11 Uhr am 29. September 2020 konnten dann die ersten Telemetriedaten empfangen werden.

Das war die Bestätigung dafür, dass der Satellit erfolgreich im Zielorbit ausgesetzt und nun der Betrieb aufgenommen werden kann. Voigt betont: „Das Team an der TU Berlin hat in den vergangenen Monaten unter den deutlich erschwerten Randbedingungen der Covid-19-Pandemie hervorragende Arbeit geleistet.“

Die Mission der TU Berlin wird vom Raumfahrtmanagement des Deutschen Zentrums für Luft- Raumfahrt (DLR) mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) in Höhe von 2,1 Millionen Euro aus dem Nationalen Raumfahrtprogramm gefördert. An Salsat ist neben der TU Berlin auch das Deutsche Zentrum für Satellitenkommunikation (DeSK) zur Unterstützung beim Betrieb des Satelliten beteiligt.

Bildergalerie

  • Aufatmen im Berliner Kontrollraum: In der Nacht vom 29. September empfangen Mitarbeiter die ersten Signale von Salsat.

    Aufatmen im Berliner Kontrollraum: In der Nacht vom 29. September empfangen Mitarbeiter die ersten Signale von Salsat.

    Bild: TU Berlin

  • Ausgiebige Tests: Vor seinem Weltraumflug wurde der Kleinsatellit sowohl Akzeptanz- als auch Betriebsprüfungen unterzogen.

    Ausgiebige Tests: Vor seinem Weltraumflug wurde der Kleinsatellit sowohl Akzeptanz- als auch Betriebsprüfungen unterzogen.

    Bild: Tobias Rosenberg, TU Berlin

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