Antimikrobielle Oberflächentechnologie Säureschutzmantel für Oberflächen tötet Keime ab

Unsichtbare Keime umgeben uns zu jeder Zeit. Gerade ihre Mutationen, die resistent gegen aktuelle Antibiotika sind, können potenziell gefährlich werden.

Bild: Amistec
02.07.2020

Das Jahr 2020 hat die ganze Welt für das Thema Mikroben sensibilisiert. Doch das neuartige Coronavirus ist nicht die einzige mikrobielle Bedrohung: Es gibt zahlreiche Keime, gegen die kein Antibiotikum wirkt. Ein Unternehmen aus Österreich wählt deswegen einen anderen Ansatz.

Neben einer Vielzahl an neuen Viren sind es vor allem Bakterien, gegen die kein Antibiotikum mehr wirkt. Namhafte Forschungseinrichtungen, Institute und Pharmakonzerne beschäftigen sich deshalb mit der Neu- und Weiterentwicklung von Antibiotika. Gleichzeitig nehmen aber auch die Resistenzen stetig zu.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) teilt die aktuell vorhandenen Antibiotika in drei Kategorien ein:

  • Kategorie 1: Medikamente, die bei einer ernsthaften Infektion gezielt beim Patienten zum Einsatz kommen.

  • Kategorie 2: Medikamente, die im Gesundheitssystem auf Vorrat gehalten werden, jedoch nur in Ausnahmefällen und bei bestimmten Infektionen verabreicht werden dürfen.

  • Kategorie 3: Medikamente, die bei lebensbedrohlichen Infektionskrankheiten eingesetzt werden, für die es keine andere Form der medikamentösen Behandlung mehr gibt und dies als letzter Ausweg für eine Therapierung gesehen wird.

Neuartige Technologie zur Keimbekämpfung

Um der raschen Verbreitung von Bakterien und derer Mutationen Herr zu werden, will das Unternehmen Amistec aus Österreich noch einen Schritt weitergehen. Prof. Dr. Josef Peter Guggenbichler, Gründer und Geschäftsführer der Firma, hat dazu eine neuartige Technologie entwickelt, die auf dem Modell des natürlichen Säureschutzmantels der menschlichen Haut basiert.

Die Technologie dient dazu, Kunststoffe, Farben und Lacke, Keramik, Metalle, Textilien, Papier und weitere Stoffe antimikrobiell auszustatten. Vor allem im Gesundheitswesen ließe sich hierdurch das Risiko von nosokomialen Infektionen beziehungsweise einer Erkrankung an multiresistenten Keimen, Viren oder Pilzen eindämmen.

Doch was in Krankenhäusern und Pflegeheimen funktioniert, kann ebenfalls in zahlreichen weiteren Branchen eingesetzt werden. Dazu zählen das Verkehrswesen (Bus, Bahn, Flugzeug, Schiff), die Lebensmittelindustrie, das Hotel- und Gastronomiewesen, die Reinraumtechnik oder auch industrielle Anwendungen.

Funktionsweise der Technologie

Übergangsmetalloxide, die in unterschiedliche Werkstoffe eingebracht werden, erzeugen mit der Luftfeuchtigkeit direkt an der Oberfläche einen Säurefilm. Indem er die Zellwand von Bakterien, Viren und Pilze zerstört, tötet er diese in kürzester Zeit ab. Erreicht wird ein pH-Wert von etwa 4,5 bis 5,5 – analog dem Säuremantel der Haut.

An der Oberfläche der entsprechend antimikrobiell ausgestatteten Materialien bewirken die H+-Ionen eine Koagulationsnekrose der Fibrien und Flagellen. Die Bakterien sterben ab, da sie gegen den pH-Gardienten ankämpfen. Zusätzlich wird auch die Adhärenz der Keime blockiert, was die Biofilmbildung verhindert.

Amistec beschreibt die wesentlichen Vorteile der Technologie folgendermaßen:

  • Die Keimtötung erfolgt an der Oberfläche, ohne dass hierfür ein Biozid in die Umwelt freigesetzt werden muss.

  • Die extrem lange und permanente Wirksamkeit schont die Umwelt, da keine aggressiven Reinigungs- und Desinfektionsmittel vonnöten sind.

  • Das Aktivitätsspektrum ist unabhängig von Antibiotikaresistenzen und damit sehr breit.

  • Der Film ist nicht wasserlöslich, nicht alkohollöslich und unempfindlich gegenüber Abrasion.

  • Der Film wird nicht durch Schweiß und Protein zerstört.

Gerade der letzte Punkt ist dabei für den Praxiseinsatz sehr relevant. Nach Angaben von Amistec wurde die Haut- und Schleimhautverträglichkeit der Technologie in zahlreichen Tests bestätigt.

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