Video: Steuerbarkeit am digitalen Netzanschluss Rollout für steuerbare Lasten und steuerbare Einspeisung beginnt

VIVAVIS AG

Anschauliche Beschreibung der gesamten Steuerungskette.

Bild: Vivavis

09.02.2021

Künftig sollen Netzbetreiber in der Lage sein, die Leistung, also Strombezug und -einspeisung, am Netzanschluss zu steuern. So können sie bei netzkritischen Situationen rasch eingreifen. Ziel ist die interoperabel durchgängige Steuerung einer Liegenschaft am Netzanschlusspunkt.

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Im Rahmen des Förderprojektes C/sells zeigten die Projektpartner, Stadtwerke Schwäbisch Hall, Vivavis, Schleupen, Fraunhofer IEE und KEO, erstmals eine praktische Lösung zu den aktuell geplanten Erweiterungen des §14a des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG), dessen Entwurf voraussichtlich zum Jahresende veröffentlicht wird, und des aktuellen Entwurfs zur Novelle des §9 des Erneuerbare-Energien-Gesetztes (EEG) von September 2020. Im Kern geht es um die interoperabel durchgängige Steuerung einer Liegenschaft über einen digitalen Netzanschluss mit Smart Meter Gateway (SMGW), einer digitalen Steuerbox des Netzbetreibers sowie mit lokalem Energiemanagementsystem (EMS) im Gebäude.

Erster Praxistest der neuen VDE-Anwendungsregel

Als Demozelle dient das Autonomie Lab in Leimen, welches über die entsprechenden Erzeugeranlagen, wie zum Beispiel eine Solaranlage, und flexiblen Verbraucher, wie zum Beispiel eine Ladeeinrichtung verfügt. Eingesetzt wurde eines der ersten verfügbaren Muster der Vivavis-Steuerbox nach dem FNN-Standard inklusive der digitalen EEBUS-Schnittstelle zusammen mit dem SMGW von der PPC, einem Energiemanagementsystem (EMS) des Fraunhofer IEE sowie einer Wallbox von Mennekes. Die Kommunikation zwischen allen beteiligten Komponenten basiert auf der auch aus C/Sells mitgestalteten VDE 2829-6, einer Anwendungsregel für die Kommunikation am Netzanschlusspunkt, welche auf den EEBUS-Spezifikationen basiert. Die Demozelle des Prosumer und Projektentwickler Andreas Kießling (energy design) ist damit der erste Praxistest der neuen VDE-Anwendungsregel und zugleich der erste Anwendungsfall der zum Jahresende 2020 veröffentlichen FNN-Lastenheft zur Steuerbox.

Über interoperable Prozesse der Systemarchitektur wurde neben der Beeinflussung der Erzeuger- und Verbrauchsleistung durch die Leitwarte der Stadtwerke Schwäbisch Hall auch in einem vorherigen Versuchsaufbau am gleichen Ort die Inselfähigkeit bei externer Störung getestet. Damit wurde der Nachweis erbracht, dass Prosumer dem Netzbetreiber mit verfügbarer, standardisierter Technik Flexibilitäten anbieten und zugleich Vorteile für die Versorgung ihres Gebäudes erzielen können. Das lokale Energiemanagementsystem im Gebäude gewährleistet durch Steuerung der einzelnen Geräte und Anlagen die Einhaltung der gewünschten Leistungswerte am Netzanschlusspunkt, ohne dass der Netzbetreiber auf einzelne Geräte zugreifen muss.

Standardisierung und Technik für die Energiewende

Die Steuerbarkeit der Leistung am Netzanschluss ist nicht nur für eine einzelne Liegenschaft wichtig: Seitens der Netzbetreiber wird vermehrt nach Lösungen für Quartiere gefragt, welche sich aus Liegenschaften mit unterschiedlichsten Verbrauchs- und Erzeugungseigenschaften zusammensetzten. Mehrere Liegenschaften mit Solaranlagen erzeugen einen Überschuss an Strom, welchen der Netzbetreiber wiederum im Sinne der Netzstabilität lokal verteilen muss und dafür nach Abnehmern sucht. Die aktuelle VDE 2829-6 beschreibt auch, wie der Netzbetreiber über die Steuerbox der Liegenschaft an das EMS einen vorhandenen Stromüberschuss im lokalen Netz signalisiert und Anreize gibt, die Leistungsaufnahme des Gebäudes durch das Einschalten flexibler Verbraucher und Speicher zu erhöhen. So kann über Häusergrenzen hinweg das Elektroauto mit verstärkter Leistung laden oder die Wärmepumpe bereits vor der ursprünglich geplanten Zeit den Wärmespeicher füllen.

Weitere Demozellen in C/sells haben gezeigt, dass marktgetriebene, präventive Mechanismen auf Basis von Flexibilitätsanbietern und Flexibilitätsplattformen zur Stabilisierung der Netze beitragen können. Diese Mechanismen sollen nun schrittweise in der EEBUS-Initiative spezifiziert und anschließend in die VDE 2829-6 übernommen werden. Zusammen mit der in Leimen demonstrierten kurativen Eingriffsmöglichkeit des Netzbetreibers, als Lösung bei kritischen Netzsituationen, möchte C/sells mit der Blaupause einen wesentlichen Beitrag für die zukünftigen, intelligenten Stromnetze leisten.

Vivavis-Steuerbox nach dem FNN-Standard

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