Fachbeitrag Ringen um die Technologie der Zukunft

Einzelkämpfer im Verbund: Ein von Wärtsilä geliefertes Ensemble aus zwei Dutzend Gasmotoren reagiert in Pearsall (Texas) durch Zu- oder Abschalten einzelner Aggregate auf schwankende Wind-Einspeisungen. Dadurch lässt sich die Anlage praktisch immer mit maximaler Effizienz betreiben.

Bild: Wärtsilä
03.06.2014

„Navigation the Power-Transition“ war das Motto der Power-Gen Europe in Köln Anfang Juni. Der Kampf der Systeme wird erst durch das Marktdesign entschieden.

Zur Eröffnung von Messe und Kongress lobte der Vorstandsvorsitzende von RWE Generation Matthias Hartung moderne Kohlekraftwerke, deren Flexibilität auf ähnlichem Niveau wie die von Gas- und Dampfanlagen sei. Anders sah das naturgemäß Vesa Riihimaki, Chef der Wärtsilä Power Plants. Die Finnen haben in Texas eine aus 24 Gasmotoren bestehende „Wind Enabler“-Anlage geliefert (Fotos oben), die nach Bedarf einzeln anspringen, wenn Windstrom fehlt. „Ich würde nicht auf Kapazitätsmärkte setzen, weil sie dazu führen, dass existierende Kraftwerke länger am Leben bleiben“, sagte er im Gespräch mit Energy 2.0. Stattdessen forderte er ein europaweit abgestimmtes Marktmodell, das neben der Capacity auch die Capability (Flexibilität der Leistungsbereitstellung) berücksichtigt. Dr. Martin Giesen, CEO von Advanced Power, brachte die „Dis-intermediation“ ins Gespräch: Statt in EVUs zu investieren würden Geldgeber heute Energieprojekte lieber direkt finanzieren um volle Kontrolle zu behalten.

In einer Podiumsdiskussion bekräftigte EUTurbines-Generalsekretär Matthias Zelinger vom VDMA-Fachverband Power Systems, dass der Markt in der EU „zurückkommen werde“. Ansonsten verkündete GE bei dem Anlass den Verkauf einer 9HA-Gas-Turbine in Kombination mit einer Dampfturbine von Toshiba an den japanischen Energieversorger Hokkaido Electric Power (Hepco). Das System werde einen Wirkungsgrad von 62 Prozent bei einer Maximalleistung von rund 600 MW aufweisen und ab Ende 2015 gebaut. Opra Turbines hat auf der Power-Gen in Köln die für niederkalorische Gase und flüssige Brennstoffe geeignete Turbine OP16-3C vorgestellt, die 1,85 MW elektrische Leistung liefert.

Als neue Melde-Klasse hat Siemens zwei „Trip-Stopp-Buttons“ in sein überarbeitetes Leittechniksystem eingeführt. Sie erleichtern es dem Bediener in kritischen Situationen zu reagieren. Für den Fernzugriff auf eine Flotte unterschiedlicher Kraftwerke mit heterogener Leittechnik lässt sich das SPPA-T3000 nun in einer Mehrblockkonfiguration einsetzen, die in einem Feldtest mit 27 Gasturbinen (auch anderer Anbieter) an acht Standorten soeben ihre Feuerprobe bestanden hat. Voith präsentierte Antriebskomponenten für die Energiebranche, darunter regelbare Planetengetriebe, BHS-Planetengetriebe, digitale Turbinenregler, drehmomentbegrenzende Kupplungen, Hirth-Stirnverzahnungen und einen autarken Linearantrieb (ohne Hydraulikaggregat).

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    Bild: Wertsilä

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