Herausforderungen für Misch- und Aufbereitungsbetriebe „Rezepturen werden komplizierter“

Matthias Boening, Prokurist, Vertriebsleiter und Mitglied der Geschäftsführung bei Amixon, spricht über Anforderungen und Standards, die Misch- und Aufbereitungsbetriebe erfüllen müssen.

Bild: Amixon
19.06.2019

Im September dreht sich auf der Mischertagung von Amixon alles um die Welt der vertikalen Mischtechnologie. Die P&A sprach deshalb mit Matthias Boening, Prokurist, Vertriebsleiter und Mitglied der Geschäftsführung bei Amixon, über die Herausforderungen, die Misch- und Aufbereitungsbetriebe für trockene, feuchte und suspendierte Feststoffe heute und zukünftig meistern.

Wie haben sich die Anforderungen für Schüttgüter in den vergangenen Jahren verändert?

Als Stichpunkte lassen sich hier definite Fließeignung und Minimierung von Staub im Hinblick auf Hochleistungsverpackungsmaschinen nennen. Schüttgüter können nämlich nur dann automatisiert verarbeitet oder verpackt werden, wenn sie staubarm, besser noch staubfrei vorliegen.

Welche Branche ist die treibende Kraft für die veränderten Anforderungen?

Aus Sicht des Herstellers von Mischern, Granulatoren, Vakuumtrocknern und Aufbereitungsmaschinen sind die wesentlichen Anforderungen unabhängig von den Branchen weitgehend identisch. Hygieneanforderungen aus der Pharmazie sind im Verlauf der letzten zehn Jahre auch Standardanforderungen in der Nährmittelindustrie geworden. Aus unterschiedlichen Gründen gelten ähnlich hohe Hygieneanforderungen vermehrt auch in der Feinchemie und Pulvermetallurgie. Branchenübergreifend lauten die Anforderungen an moderne Mischer, Trockner und Granulatoren mehr oder weniger ähnlich. Dazu gehören unter anderem ideale Mischgüten, kurze Prozesszeiten, einfache Handhabung, restlose Entleerung und eine robuste Verfahrenstechnik, die mittels angepasster Betriebsweise Rohstoffschwankungen zu kompensieren vermag.

Wo liegt die Herausforderung beim Umsetzen dieser Anforderungen für Misch- und Aufbereitungsbetriebe?

Die Herausforderungen liegen in der Minimierung von Scherbeaufschlagung, Staudruck, Entmischung, Umwelteinflüssen und allem, was die Güter stressen könnte. Dies spiegelt sich unter anderem in den kurzen Reaktionszeiten vom Auftragseingang bis zur Auslieferung der verpackten und richtig gelabelten Fertigmischungen wider. One-Step-Operationen sollen möglichst mehrstufige Produktionsprozesse ersetzen, gleichzeitig soll der Prozessapparat bei verschiedensten Füllgraden gleichermaßen effektiv arbeiten. Weiter ist eine möglichst rückstandsfreie Restentleerung erwünscht, um die Reinigung zu vereinfachen und so kurz wie möglich zu halten – im Idealfall ist die Restentleerung so gut, dass auf die Reinigung sogar verzichtet werden kann.

Wie unterscheidet sich der Umgang mit trockenen, feuchten und suspendierten Feststoffen?

Sofern suspendierte Feststoffe pumpbar sind und nicht segregieren, können sie wie Flüssigkeiten behandelt werden. Solche Anlagen können durchspült oder gemolcht werden. In der Regel werden sie nicht getrocknet, bevor das nächstfolgende Produkt verarbeitet wird. Sind die Suspensionen aber teigartig und möglicherweise zähplastisch, ist deren Verarbeitung Knetern oder besonders robusten Mischern vorbehalten. In solchen Fällen wird versucht, die Prozessstrecke, in der die oben beschriebene Konsistenz vorherrscht, so klein wie möglich zu halten. Wenn irgend möglich wird dann eine kontinuierliche Verarbeitung angestrebt, wobei der Prozessapparat klein sein und einen möglichst hohen Füllgrad aufweisen sollte. So findet eine selbsttätige Selbstreinigung statt und der erhöhte Reinigungsaufwand kann auf kleine Bereiche eingeschränkt werden. Und aufgrund der deutlich schlechteren Fließeigenschaften von feuchten Feststoffen kommt der konstruktiven Ausgestaltung des Prozessapparates eine erhöhte Bedeutung zu.

Welchen Handlungsbedarf sehen Sie für Misch- und Aufbereitungsbetrieben in der Zukunft?

Rezepturen werden künftig komplizierter, wobei die Mengen pro Auftrag generell kleiner werden – hier sind sehr flexible, effiziente und reinigungsfreundliche Misch- und Aufbereitungsbetriebe klar im Vorteil. Außerdem eröffnen moderne Prozessapparate oftmals neue Perspektiven für die hauseigene Produkt- und Verfahrensentwicklung. Insofern ist es oftmals lohnend, Tests in den Werkstechnika der Apparatehersteller vorzunehmen.

Erfahren Sie mehr zu Amixons Mischertagung .

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