Maßnahmen gegen das Insektensterben PV-Anlage wird zum Schutzraum für bedrohte Bienenarten

Der Solarpark Kersch kurz vor der Fertigstellung: In Zukunft soll hier ein grünes Paradies für Bienen vorherrschen.

Bild: WI Energy
11.12.2020

Eine Photovoltaikanlage im rheinland-pfälzischen Kersch soll neben der Stromerzeugung künftig eine weitere Funktion erfüllen: Ein Hobbyimker und ein Energieunternehmen wollen die Fläche zum Schutzraum und zur Nahrungsquelle für Bienen herrichten.

Noch sieht es jahreszeitlich bedingt karg aus auf den Böden der Photovoltaikanlage in Kersch. Aber die Vorbereitungen für das zukünftige Bienenparadies laufen bereits. Daran beteiligt sind die Firma WI Energy und Matthias Reimann.

Reimann ist Hobbyimker und setzt sich schon seit mehreren Jahren gegen das Bienensterben ein. Als die Anfrage für eine bienenfreundliche Begrünung von WI eintraf, zögerte er nicht lange. „Es ist sinnvoll, erneuerbare Energie und Artenschutz zu vereinen, und ich bin immer daran interessiert, dies beratend zu unterstützen“, sagt er.

Der 2018 von WI erbaute Solarpark steht auf einem ehemaligen Steinbruch und verhält sich daher nicht in Konkurrenz zur konventionellen Landwirtschaft. Erst in diesem Jahr ist die Fläche des Parks um weitere 60 Prozent erweitert worden. Seitdem liefert er circa 3.150.000 kWh regenerativen Strom pro Jahr und kann damit in den kommenden 25 Jahren 61.000 t CO2 einsparen.

Bienensterben drängt zum Handeln

Während es im Jahr 1952 noch 2,5 Millionen Bienenvölker in Deutschland gab, sind es laut dem Imkerbund derzeit nur noch eine Million. „Ich habe selbst im letzten Jahr sechs von neun Bienenvölkern verloren“, berichtet Reimann. Laut dem Hobbyimker sei das „definitiv auf den Einsatz von Pestiziden zurückzuführen“.

Die chemischen Substanzen stören nämlich das Nervensystem der Bienen, „derart geschädigt finden sie den Weg nicht mehr nach Haus“, sagt Reimann. „Daher ist es wichtig, dass wir Inseln schaffen, auf denen die Bienen genügend unbelastetes Futter finden.“

Boden auf die Oase vorbereiten

Bevor die Bienen-Oase auf den Flächen der PV-Anlage in Kersch entstehen kann, bedarf der Boden einer besonderen Vorbereitung. „Wir beginnen im Herbst. Im ersten Schritt lockern wir den Boden auf und versuchen, bei den störenden Beikräutern den Druck rauszunehmen“, schildert Reimann. „Wenn der erste Frost kommt, schaffen es die meisten Kräuter nicht. Den Prozess wiederholen wir ein zweites Mal. In der Regel haben wir mit der zweiten Frostwelle die meisten Beikräuter aus dem Boden rausbekommen.“

Im dritten Schritt finde dann die Aussaat statt, wie der Bienenexperte erklärt. Je nach Region und Temperaturentwicklung variiere diese zwischen April und Mai.

Regionale Pflanzen verwenden

Reimann legt dabei Wert auf die Förderung heimischer und regionaler Pflanzen. Das Saatgut Riga, das in Kersch zum Einsatz kommt, beinhaltet Blumenarten wie die Königskerze, Buchweizen, Sonnenblume, Färberkamille, Glockenblume, Hornklee und viele weitere.

„Wir stellen unser Saatgut ganz individuell für die Regionen zusammen. Die Mischung beinhaltet bis zu 37 Wildpflanzenarten und 13 Kulturpflanzenarten. Dies gewährleistet, dass für alle Insekten Nahrung entsteht“, erklärt Reimann.

Nach etwa einem Jahr soll das Ergebnis dann sichtbar sein. Darauf freut sich der Hobbyimker schon sehr: „Es ist für mich immer wieder aufregend, das Saatgut in voller Blüte zu sehen.“

Bildergalerie

  • Wechselrichter unter einem PV-Modul

    Wechselrichter unter einem PV-Modul

    Bild: WI Energy

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