Neues Verfahren zur Materialprüfung Physiker erzeugen Terahertz-Wellen mit Spin-Stromfluss

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Das Team Evangelos Papaioannou hat neues Verfahren zur Materialprüfung entwickelt.

Bild: TUK/Thomas Koziel
26.02.2018

Um Passagiere und Gepäck am Flughafen zu durchleuchten, kommen oft Terahertz-Wellen zum Einsatz. Auch in anderen Bereichen, etwa bei der Materialprüfung in der Industrie, sind sie gefragt. Physiker der Technischen Universität Kaiserslautern (TUK) haben nun ein neues Verfahren entwickelt, um solche Wellen zu erzeugen.

Dazu nutzen sie einen quantenmagnetischen Stromfluss, einen sogenannten Spinstrom, in magnetischen Metall-Nanostrukturen. Die kostengünstige und materialsparende Technik könnte etwa in der Industrie Anwendung finden. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlicht.

Für das Auge stromartige, unsichtbare Wellen

Terahertz (THz)-Wellen liegen im elektromagnetischen Spektrum zwischen Mikrowellen und Infrarotstrahlung. Für das menschliche Auge sind sie nicht sichtbar. Da sie energiearm sind, sind sie für die Gesundheit unbedenklich. Heutzutage spielen sie unter anderem in der Medizin- und Kommunikationstechnik eine Rolle, aber auch bei der Materialprüfung. So kamen sie zum Beispiel zum Einsatz, um die Kunststoffisolierung am Space-Shuttle zu untersuchen. Allerdings bedarf es leistungsfähiger Strahlungsquellen, sogenannten Emittern, um die Wellen zu erzeugen. Dies ist meist mit hohem Energieaufwand und Kosten verbunden.

Elektron, dreh dich im Kreisel!

Ein sehr effizientes und gleichzeitig kostengünstigeres Verfahren haben nun Kaiserslauterer Forscher entwickelt: Sie nutzen dabei einen sogenannten Spinstrom. Dieser ist analog zum elektrischen Strom, bei dem elektrische Ladungen, nämlich Elektronen, fließen. „Ein Spin bezeichnet den Eigendrehimpuls von Quantenteilchen wie zum Beispiel Elektronen“, sagt der Forscher Evangelos Papaioannou. „Er bildet die Grundlage für alle magnetischen Phänomene. Vereinfacht gesagt dreht sich ein Elektron wie ein Kreisel links- oder rechtsherum um seine Achse.“

Laserimpulse regen Spinstrom an

Für die Technik hat das Team um Papaioannou eine spezielle Nanostruktur entwickelt. „Sie besteht aus einer Metall-Doppelschicht aus dem magnetischen Eisen und dem nichtmagnetischen Platin“, beschreibt der Physiker den Aufbau der Struktur. „Dabei handelt es sich um hauchdünne Schichten, die nur wenige Nanometer dick sind.“

Um die Terahertz-Wellen zu erzeugen, verwendet die Arbeitsgruppe um Juniorprofessor Papaioannou einen Femtosekundenlaser, der äußerst kurze Laserpulse aussendet. In der Folge passiert nun: „Die Pulse treffen auf die Nanostruktur. Hier regen sie im Eisen die Elektronen an, wodurch ein Spinstrom entsteht“, so der Forscher. Dieser Strom fließt in die danebenliegende Platinschicht. Hier kommt es nun zu einem bestimmten physikalischen Phänomen, dem inversen Spin-Hall-Effekt. Für Platin ist dieser Effekt schon länger bekannt. Er entsteht aufgrund der atomaren Struktur des Metalls. „Die Atomkerne von Platin lenken Elektronen mit links- und rechtsdrehendem Spin in entgegengesetzte Richtungen ab, was zur Umwandlung des Spinstroms in einen ultraschnellen Ladungsstrom führt, der dann die Quelle der Terahertz-Wellen ist“, sagt Papaioannou.

Als Besonderheit des Versuchsaufbaus ist auf der Struktur eine kleine Linse aus Silizium angebracht. „Damit bündeln wir die Wellen“, so der Juniorprofessor weiter. Auf diese Weise könnten die Terahertz-Wellen bei künftigen Anwendungen einfach und effizient weitergeleitet werden.

Maximale Effizienz des neuen Forschungsgebietes

In ihrer nun veröffentlichen Arbeit haben die Forscher unter anderem untersucht, wie die Schichtdicken und die Anordnung der Materialien am besten gestaltet sein müssen, um die THz-Wellen zu erzeugen. Das Forschungsgebiet der THz-Spintronik-Technik ist noch recht neu. Erst letztes Jahr haben Berliner Forscherkollegen erstmals gezeigt, dass sich Terahertz-Wellen mittels Spinstrom erzeugen lassen. Die Arbeit der Kaiserslauterer Forscher zeigt nun, wie die Strahler so optimiert werden können, dass sie ihre maximale Effizienz erreichen können. Dies macht sie kostengünstiger und für verschiedene Anwendungsfelder interessant, beispielsweise für Sicherheitstechniken, Materialprüfung und Informationstechnologien, aber auch für die Grundlagenforschung.

Das Team um Papaioannou ist Teil des Landesforschungszentrums für Optik und Materialwissenschaften (OPTIMAS), welches vom Land Rheinland-Pfalz finanziert wird. An der Studie waren auch Professor Dr. René Beigang und Dr. Garik Torosyan vom Photonic Center Kaiserslautern beteiligt. Beide Forscher sind Experten auf dem Gebiet der Terahertz-Wellen.

Bildergalerie

  • Die Abbildung zeigt, wie die Technik funktioniert: Die Laserpulse treffen auf die Nanostruktur, in der es zur Umwandlung von Spinstrom zu THz-Wellen kommt. Eine kleine Linse bündelt die Wellen.

    Die Abbildung zeigt, wie die Technik funktioniert: Die Laserpulse treffen auf die Nanostruktur, in der es zur Umwandlung von Spinstrom zu THz-Wellen kommt. Eine kleine Linse bündelt die Wellen.

    Bild: Papaioannou

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