Umfrage-Ergebnisse Unzufrieden mit der Energiewende 2015

Energy 2.0-Umfrage vom 13. Januar 2015: „Wie wird die Umsetzung der Energiewende 2015 vorankommen?“

19.01.2015

Wie Energy 2.0-Leser – auch aus dem Ausland – die Aussichten für die Energiewende beurteilen.

Nicht gerade prickelnd – das sind die Aussichten im neuen Jahr für die Umsetzung der Energiewende nach Einschätzung unserer Leser. Wir hatten vergangene Woche die Frage gestellt: „Wie wird die Umsetzung der Energiewende 2015 vorankommen?“ Die unübersehbare Tendenz des Stimmungsbildes: „Mittelmäßig“ lautet die Einschätzung der überwiegenden Mehrheit (61%).

Ein Leser formuliert als Grund für die abwartende Haltung, die oft anzutreffen sei: „Zuviel Bürokratie, Auflagen und negative Presse verunsichern die Auftraggeber.“ Insbesondere die Politik wird oft als Hauptschuldiger gesehen: „Zu große bürokratische Hürden“ oder „Die Regierung unternimmt zu wenig“, heißt es da oder konkreter: „Windkraft wird ausgebremst und der Wärmebereich vernachlässigt“, benennt ein anderer Leser den Handlungsbedarf.

„Der Bund steht zu sehr auf der Bremse“, meint auch ein anderer Leser und sieht die Unterstützer der Energiewende heute überwiegend in den Reihen kleiner und mittelständischer Unternehmen (Projektierer, Genossenschaften etc.) und zu einem Teil in den Ländern und Kommunen. Vom Bund dagegen fehlt klares Handeln zur Stärkung des Emissionshandels, es gebe keine deutliche Reduzierung der Vergünstigungen beim Stromkauf und die Erneuerbaren werden durch aktuelle Gesetze und Ausschreibungsverfahren ausgebremst.

Die Rolle der Unternehmen

Aber nicht gibt es Lob für die KMU: „Energiemanagementsysteme in Unternehmen kommen nur sehr schleppend im Mittelstand zur Anwendung. Energieeinsparung ist für die Mehrheit der Unternehmen nicht wirklich ein Thema“, diagnostiziert ein Leser, ein anderer sieht die großen Energieversorger als Problem: „Weil nach wie vor zu viel Rücksicht auf die Interessen der vier großen Energieversorger genommen wird, deren Zeit jedoch zu Ende geht.“

Ähnlich argumentiert ein anderer: „Weil in die fossilen Energieträger immer noch viel zu hohe Subventionen vergeben werden, insbesondere in die Kohle (Braunkohle). Und auch die Kernkraftbefürworter geben nicht auf.“

„Da die Umweltschäden fossiler Energie nicht eingerechnet werden, erscheinen die neuen Energien vermeintlich teurer“ beklagt unser Leser Hubert Schnurr. „Zudem ist der Ölpreis dermaßen günstig geworden, dass dies auch nicht Investition in erneuerbare Energien verhilft. Weltweit werden die Erneuerbaren allerdings nicht zu stoppen sein“.

Wenig Unterstützung für Privatleute

„Schlechte Rahmenbedingungen für Privatleute durch die EEG-Änderungen für Onshore-Windkraft“ sieht ein Leser.
Ein anderer hat den Wärmemarkt im Blick: „Private Sanierungsmaßnahmen werden zu gering bezuschusst. Der Sanierungsbestand an Wohngebäuden ist zumeist in der Hand älterer Selbstnutzer, die nicht glauben, dass sich eine Investition für sie noch amortisiert.“

Was sich ändern muss

„Zum Aufbau eines sicheren Energieversorgungssystems muss die Vergütung für regenerative Energie geändert werden. Die Vergütungssätze sollten sich an der Jahresverfügbarkeit unterschiedlicher Anlagen orientieren“, fordert ein Leser in einer detaillierten Stellungnahme.

Die Betreiber regenerativer Erzeugeranlagen können seiner Meinung nach die Verfügbarkeit ihres Leistungsangebotes und somit ihre Vergütungssätze durch einen Verbund mit Speichersystemen oder Anteilen an konventionellen Kraftwerken erhöhen. „So finanzieren sie aus ihren Erträgen die Versorgungssicherheit“, ergänzt er und folgert: „Der Ausbau weiterer regenerativer Anlagen würde sich selber begrenzen; es würde sich ein Optimum der drei Systeme (Anlage, Speicher, Kraftwerk) entwickeln.“

„Die entscheidende Zutat ist: ein Preis für den CO2-Ausstoß, der marktrelevant ist, da kontinuierlich steigend“, bringt es Martin Delker in unserer Umfrage auf den Punkt.

Positive Einschätzung

Aber es gibt auch verhalten positive Einschätzungen – „sehr gute“ Aussichten für 2015 sieht ja kein einziger der Energy 2.0-Leser, die an der Umfrage teilgenommen haben, 22% Prozent bewerten die Aussichten als „gut“ – etwas mehr als mit „schlecht“ oder „sehr schlecht“ geantwortet hatten (zusammen 18%).

Und einer bringt zum Ausdruck: „Die Zahlen von 2014 motivieren, und endlich wird über das gesamte Energiesystem – Stichwort ‚Grünbuch‘ – diskutiert und damit der erforderliche Zusammenhang hergestellt. Das schafft Transparenz und Perspektive, auch für die Klimaziele ‚vor Paris‘“, differenziert Klaus Rave.

Blick aus dem Ausland

Auch ein Kommentar aus einem unserer Nachbarländern war dabei: „Ich nehme nicht Teil an der deutschen Wirtschaft“, schreibt der Belgier Tom Vissers. „Dennoch hoffe ich, dass die aktuelle Energierevolution weitergeht. Belgien sollte die erneuerbaren Energien unterstützen“, fordert er – schon weil er in diesem Bereich einen Arbeitsplatz sucht.

Also, liebe Leser: Wenn Sie gerade Verstärkung suchen, melden Sie sich bei der Redaktion (energy2.0@publish-industry.net) – wir leiten Ihre Angebote gerne weiter.

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