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Neue Versuchshallen Erweitertes Innovationslabor transformiert Logistik zur Social Networked Industry

Prof. Dr. Michael ten Hompel von der TU Dortmund (links) zeigt Bundesministerin Karliczek (2.v.r.) den IoT Service Button.

Bild: Fraunhofer IML
11.07.2018

Das Innovationslabor „Hybride Dienstleistungen in der Logistik“ des Fraunhofer IML und der TU Dortmund untersucht neue Formen der Zusammenarbeit von Mensch und Technik. Im dazu gehörigen Anwendungszentrum können sich Unternehmen anhand von fünf Showcases in den Bereichen Handel, Produktionslogistik, Transport, Instandhaltung und Virtual Training ein praxisnahes Bild von neuen Methoden und Technologien machen.

Längst haben Roboter, Fahrerlose Transportfahrzeuge und intelligente Regale Einzug in Forschung und Industrie gehalten. Die Frage, die sich dabei stellt: In welcher Form werden Mensch und Technik künftig in einer Social Networked Industry zusammenarbeiten? Unbekanntes Terrain, das das Fraunhofer IML und die TU Dortmund im „Innovationslabor Hybride Dienstleistungen in der Logistik“ erschließen wollen.

„Eine moderne Logistik ist für Deutschland als Exportnation und rohstoffarmes Land entscheidend und bietet für das Ruhrgebiet eine Zukunftsperspektive als attraktiver und wettbewerbsfähiger Standort. Das neue Innovationslabor wird die Region stärken. Es bringt Wirtschaftsunternehmen und gut ausgebaute Forschungseinrichtungen wie das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik oder die Technische Universität Dortmund schneller zusammen. Dieser lebendige Transfer wird auch eine kreative und innovative Start-up-Landschaft unterstützen«, sagte Bundesforschungsministerin Karliczek bei der Eröffnung.

Intelligente Technologien werden mit betriebswirtschaftlichen Anforderungen verknüpft

Das Innovationslabor ist ein interdisziplinäres Forschungsprojekt, in dem intelligente Technologien für die Social Networked Industry erforscht, mit betriebswirtschaftlichen sowie arbeits- und sozialwissenschaftlichen Anforderungen verknüpft und zu hybriden Dienstleistungen ausgestaltet werden. Die zentrale wissenschaftliche Frage, die dabei im Vordergrund steht: Wie lassen sich die ureigenen Fähigkeiten von Menschen, wie Intelligenz, Kreativität oder Motorik, bestmöglich mit den Fähigkeiten technischer Assistenzsysteme vereinen? In den beiden hochmodern ausgestatteten Hallen – einem Forschungs- und einem Anwendungszentrum – testen und veranschaulichen die Forscher die Entwicklungen der Mensch-Technik-Interaktion. Unternehmen erhalten dabei die Möglichkeit, die Versuchsanordnungen für eigene Entwicklungen zu nutzen.

„Digitalisierte Produktionstechnologien und Logistiklösungen beeinflussen Geschäftsmodelle und verändern Marktstrukturen. Es entstehen in rasanter Geschwindigkeit spannende, völlig neue Perspektiven, Produkte und Anwendungen. Mit dem Innovationslabor in Dortmund wollen wir als Fraunhofer-Gesellschaft gemeinsam mit der universitären Forschung Innovationen soziotechnisch weiterentwickeln und nachhaltig in die hiesigen Arbeitswelten von Logistik und Produktion einbetten“, erklärt Prof. Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft.

Wissenschaftliche Grundlagen für Mensch-Maschine-Schnittstellen

„Mit dem Innovationslabor leisten wir dank der Unterstützung des BMBF gemeinsam mit der TU Dortmund einen wichtigen Beitrag zur Debatte um die verantwortliche Digitalisierung menschlicher Arbeit. Gleichzeitig schaffen wir die wissenschaftlichen Grundlagen für eine neue Generation der Mensch-Maschine-Schnittstelle und behalten dabei auch die Anforderungen kleiner und mittlerer Unternehmen im Blick«, betont Prof. Michael ten Hompel, geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer IML.
Im Forschungszentrum unterstützen neueste Hightech-Technologien die Wissenschaftler dabei, die Mensch-Technik-Interaktion neu zu definieren. Dazu zählen vor allem das europaweit größte Motion-Capturing-System und ein Laserprojektionssystem, mit denen sich Prozesse in Echtzeit erfassen, analysieren und simulieren lassen. Hinzu kommen unter anderem autonome Transportroboter und autonome Transportdrohnen, die sich im Schwarm selbst organisieren. Zukünftig werden diese Systeme noch von einem intelligenten Fußboden ergänzt, den die beteiligten Wissenschaftler durch ein in den Boden eingelassenes drahtloses Sensornetzwerk zum Leben erwecken. „Die Universität stärkt mit dieser einzigartigen Forschungsinfrastruktur ihren Profilbereich Material, Produktionstechnologie und Logistik. Hier gestalten wir Zukunftsperspektiven für die Industrie 4.0“, sagt Prof. Ursula Gather, Rektorin der TU Dortmund.

Showcases für fünf Bereiche

Parallel zum Forschungszentrum können sich Unternehmen im Anwendungszentrum ein praxisnahes Bild von neuen Methoden und Technologien machen. In der Modellumgebung ist der in einem produzierenden Unternehmen typischerweise vorzufindende Materialfluss abgebildet. Dazu haben die Wissenschaftler Anwendungsfälle, sogenannte Showcases, in fünf Bereichen entwickelt: Handel, Produktionslogistik, Transport, Instandhaltung und Virtual Training. Der Showcase „Handel“ demonstriert beispielsweise die komplette Wertschöpfungskette – vom Kommissionieren bis zum Warenausgang. Auf diese Weise können Unternehmen den Einsatz neuer Technologien vor Ort im betrieblichen Kontext „live“ erleben.

Mit dem „Innovationslabor Hybride Dienstleistungen in der Logistik“ haben sich das Fraunhofer IML und die TU Dortmund zum Ziel gesetzt, neue Technologien für die Industrie 4.0 zu entwickeln – mit besonderem Fokus auf die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt das Vorhaben über eine Laufzeit von drei Jahren mit insgesamt 10 Millionen Euro. Durch gezielte Transferprojekte von Wissenschaft und Wirtschaft soll der Weg in den Markt für Unternehmen kürzer werden, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen. Das soll die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen erhöhen und die Arbeitsplätze am Standort Deutschland sichern.

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