Grundlagen und Anwendungen von 5G- und 6G-Netzen Neue Funksysteme für die Industrie

Noch kann sich niemand die Kommunikationsnetze der Zukunft so richtig vorstellen, gearbeitet wird aber schon intensiv daran.

12.10.2020

5G ist in aller Munde, an 6G wird schon gearbeitet: Die Funknetze der Zukunft sind für Privatanwender interessant, doch für die deutsche Industrie sind sie überlebenswichtig. Die Anwendung neuer Netze gemeinsam mit der Industrie zu erforschen und zu testen, ist daher das Ziel des Projekts „Industrial Radio Lab Germany“ (IRLG).

Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) für 4,5 Jahre gefördert. Nachrichtentechnikerinnen und -techniker der Universität Bremen sind daran entscheidend beteiligt.

KMU-konkrete Funktechnologien

Noch kann sich niemand die Kommunikationsnetze der Zukunft so richtig vorstellen, gearbeitet wird aber schon intensiv daran. Auch die Arbeitsgruppe Nachrichtentechnik der Universität Bremen unter Leitung von Professor Armin Dekorsy forscht zu den Grundlagen und Anwendungen von 5G- und 6G-Netzen, die im industriellen Alltag immer wichtiger werden.

Jetzt ist die Arbeitsgruppe an einem neuen Forschungsprojekt beteiligt: Im „Industrial Radio Lab Germany“ (IRLG) wird sie vor allem zusammen mit klein- und mittelständischen Betrieben (KMU-konkrete Funktechnologien) für die Produktion und Fertigung entwickeln.

Mehr als 1,1 Millionen Euro Fördermittel

„Allein auf unsere Arbeitsgruppe entfallen in den 4,5 Jahren Förderzeitraum mehr als 1,1 Millionen Euro“, freut sich Professor Dekorsy. „Damit können wir die Stellen von zwei wissenschaftlichen Mitarbeitenden sowie von Studierenden finanzieren, die bei uns ihre Abschlussarbeiten schreiben.“

Konkret geht es im IRLG darum, das „Internet der Dinge“ für die deutsche Industrie zu nutzen. „Dadurch, dass künftig die Geräte und Komponenten in der Produktion immer stärker miteinander vernetzt werden, sind völlig neue Herstellungsketten möglich. Hochmoderne Funktechnologien sind dabei das Nonplusultra“, erläutert Dekorsy. Wie man diese Technologien in den Betrieben nutzen kann, ist Gegenstand des Projektes.

Dazu forschen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Laborverbund: Neben der Universität Bremen sind auch Arbeitsgruppen der TU Dresden, der TU Kaiserslautern und dem Institut für Automation und Kommunikation (ifak) in Magdeburg beteiligt.

Die Labore stellen Unternehmen ihre Ressourcen und ihre Infrastruktur zur gemeinsamen Forschung bereit. Zunächst wird den Unternehmen die effiziente Entwicklung von Demonstratoren und Produkten im Bereich Funkkommunikation, unter anderem auf der Basis von 5G, ermöglicht. Jedes der Labore hat eine individuelle Forschungsausprägung.

Industrie kann universitäre Forschungslabore nutzen

„Die kleinen und mittelgroßen deutschen Unternehmen sollen von unseren Lösungsansätzen profitieren, um ihre Innovationen schneller auf den Markt bringen zu können. Auch Innovationsansätze von Großunternehmen werden dabei einbezogen“, erläutert Frank Bittner, Forschungsmanager der Arbeitsgruppe Nachrichtentechnik.

„Die voranschreitende Digitalisierung ermöglicht eine Steigerung der Effizienz und somit Einsparung von Energie und Gütern. Sie bietet vor allem aber auch völlig neue Geschäftsansätze, indem industrielle Anwendungen und Produkte mit innovativen Datendiensten gekoppelt werden.“

Effizient, sicher und einfach nutzbar muss die Vernetzung zwischen Menschen, Maschinen und Produkten in den Produktionsstätten, zwischen Produktionsstätten und mit Servern im globalen Internet sein. „Der Einsatz funktionierender und sicherer Funkkommunikation ist hierbei ein wichtiger Innovationstreiber“, so Bittner. Branchen wie der Automatisierung, Robotik, Logistik, Luft- und Raumfahrt oder auch Wasserwirtschaft könnten davon schon kurzfristig profitieren.

Gemeinsame Arbeit im „Digital Hub Industry“

Im Rahmen des IRLG-Projektes kommt dabei in Bremen dem „Digital Hub Industry“ eine besondere Bedeutung zu. So heißt ein großer Gebäudekomplex im Technologiepark in unmittelbarer Nähe zur Universität, für den gerade der Grundstein gelegt wurde.

„Neben Industrieunternehmen und Startups aus der Hansestadt werden auch wir dort Räumlichkeiten beziehen“, sagt Professor Dekorsy. „Hier wollen wir im Rahmen des IRLG-Projektes Seite an Seite eng mit den Unternehmen zusammenarbeiten. Uns geht es um nichts Geringeres, als mit erstklassigen Anwendungslösungen die deutsche Vorherrschaft auf den Sektoren Automatisierung und Digitalisierung in der Industrie zu sichern.“

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