Ackermanns Seitenblicke Nebel zwischen Wolke und den Dingen

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Solange es die Elektronikindustrie gibt, begleitet Roland Ackermann sie. Unter anderem als Chefredakteur, Verlagsleiter und Macher des „Technischen Reports“ im Bayrischen Rundfunk prägt er die Branche seit den späten 1950er-Jahren mit.

Bild: Roland Ackermann
06.10.2016

Was denn nun? Doch nicht alles über die Cloud? Die anfängliche Wolken-Euphorie ist etwas abgekühlt und vor allem im industriellen Umfeld einer nüchternen Betrachtungsweise gewichen. Kaum verwunderlich, denn die sogenannten Nebel-Rechner haben sich dazwischen gedrängt.

Bei diesen Fog- oder auch Edge-Computern, wie sie im Fachjargon bezeichnet werden, handelt es sich um eine dezentralisierte, horizontale Computer-Infrastruktur auf Systemebene, in der die Computing-Ressourcen und Anwendungsservices logisch und effizient an jedem Punkt des Things-to-Cloud-Kontinuums verteilt sind und mehrere vertikale Einsatzgebiete und Applikationsdomänen unterstützen.

Die Nebel-Rechner sollen sowohl die Effizienz verbessern und die Reaktionszeit in den Mikrosekundenbereich verschieben als auch die Datenmenge reduzieren, die zur Verarbeitung, Analyse und Speicherung an die Cloud gesandt werden muss. Das System bringt Autonomie, Skalierung und Rechenleistung direkt an die Elemente der Industrielandschaft, wofür eine schnelle, flexible und pervasive Datenverfügbarkeit Voraussetzung ist. Zudem spielen Gründe der Sicherheit und Compliance in diese neuen nebulösen Lösungswege hinein.

Die intelligente Software, die dieses komplexe Gebilde steuert, muss auch im Feld an der Kante, der Edge, sitzen. Es stehen weder Zeit noch Bandbreite noch vernünftige Gründe zur Verfügung, Daten von diesen Geräten an eine zentrale Stelle zu schicken. Der Computer muss zu den Geräten kommen. Was wie ein Rückschritt in vergangene Zeiten klingt, ist im Rahmen des M2M sowie der IIoT-Thematik doch wieder eine durchdachte Verfeinerung der Problemlösung.

Ein Großteil der Datenverarbeitung findet in einem Daten-Hub auf einem smarten Mobilgerät oder an der Edge des Netzwerks in einem smarten Router oder einem anderen Gateway-Gerät statt. Der verteilte Lösungsansatz gewinnt wegen des Internet der Dinge und der immensen Datenmengen, die Sensoren und Sensorbündel generieren, mehr und mehr an Beliebtheit. Die Edge-Geräte besitzen typischerweise eine GPS-Standorterkennung und unterstützen Mobilität – auch wenn der Knoten stationär sein kann. Wie die Geräte und Dienstleistungen aufgeteilt sind, hängt dabei vom Anbieter und von der Anwendung ab.

Denn Real-World-Projekte, die diese Lösung brauchen, um in Sekundenbruchteilen reagieren zu können, gibt es viele. Dazu gehören Smart Cities und Smart Transportation einschließlich autonomer Fahrzeuge, Notdienste, die Robotik, die Virtuelle Realität ebenso wie intelligente Drohnen, die Smart-Grid-Stromversorgung, automatisierte Luftverkehrskontrolle oder vernetzte medizinische Geräte.

Kurzum: Bei Milliarden Devices spart Fog Computing Netzwerkbandbreite, indem Rechenoperationen näher an sie herangeführt werden. Außerdem kann die Latenz, die für einen Gamer höchstens nervig, aber noch erträglich ist, in der Fahrzeug-zu-Fahrzeug-Kommunikation oder im Schienenverkehr durchaus lebensbedrohlich sein.

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