Kommentar Nachhaltige Verpackungen – wer macht mit?

Dr. Stefan König ist seit März 2021 Geschäftsführer der Optima Packaging Group. Zuvor war er CEO und CTO bei Bosch Packaging Technology (heute: Syntegon Technology). König absolvierte sein Maschinenbau-Studium am KIT Karlsruhe, promovierte an der Universität Stuttgart und ist seit 1997 in der Bosch-Gruppe tätig.

Bild: Bosch Packaging Technology
21.10.2019

Laut Greenpeace landen noch immer rund 12,7 Millionen t Kunststoffmüll pro Jahr in den Weltmeeren, darunter auch Verpackungsmüll. Wir brauchen daher endlich nachhaltigere, regional wirksame Verpackungskonzepte. Doch die kann keiner im Alleingang entwickeln.

Dr. Stefan König war mit diesem Beitrag im P&A-Kompendium 2019 als einer von 100 Machern der Prozessindustrie vertreten. Alle Beiträge des P&A-Kompendiums finden Sie in unserer Rubrik Menschen .

Initiativen wie Zero Waste und verpackungsfreie Supermärkte werden zwar immer populärer, doch der Verbraucher wird nicht vollständig ohne Verpackungen auskommen. Denn Verpackungen haben zahlreiche Zusatzfunktionen: Produktschutz gegen Verderben, Transportschutz, Information und so weiter.

Stattdessen braucht es neue Konzepte, die für den nachhaltigeren Umgang mit natürlichen Ressourcen und Rohstoffen sorgen. Es benötigt dazu einen Innovationspakt von Verpackungsdesignern, Materialspezialisten, Maschinenbauern, Nahrungsmittelherstellern, Handel, Politik, Entsorgungsunternehmen und dem Verbraucher selbst.

Verpackungsideen für Arzneiprodukte und Nahrungsmittel

Bei Bosch Packaging Technology engagieren wir uns mit Beiträgen zur Nachhaltigkeit seit über zehn Jahren. So haben wir beispielsweise den Energieverbrauch von Maschinen mit thermischen Prozessen wie Sterilisatoren deutlich reduziert und die benötigte Menge von Wasserstoffperoxid zur Desinfektion von aseptischen Anlagen gesenkt.

Weiterhin haben wir unseren Kunden Verpackungsideen wie Eco Save Pack, einer reinen Kartonlösung für Vials oder Spritzen, vorgestellt. Für Nahrungsmittelverpackungen arbeiten wir daran, Siegelnähte so schmal wie möglich zu machen. Wir zeigen Wege auf, wie sich Material sparen lässt, wenn man Verpackungen statt mit Kalt- oder Heißsiegelung mit Ultraschall siegelt. Zudem unterstützen wir Kunden bei der Verwendung von sehr dünnen Folien, die zuverlässig auf unseren Maschinen verarbeitet werden können.

Lebensmittelhersteller wollen auf nachhaltige Verpackungen umstellen

Vielleicht waren manche Entwicklungen verfrüht. Wir haben anfangs die Erfahrung gemacht, dass Nahrungsmittelhersteller bestehende Verpackungen nicht umstellen wollen. Gründe waren die Einmalkosten für die Umstellung, aber auch Marketingaspekte – ansprechende Gestaltung und Größe versprechen einen hohen Wert.

Das hat sich radikal geändert: Das Interesse an nachhaltigen Lösungen ist groß, und es ist unsere Aufgabe, attraktive Lösungen zu entwickeln, die allen Aspekten gerecht werden. Regionale Aspekte sind extrem wichtig. Ob ein Kunststoff letztendlich im Meer landet oder nicht, hängt stark davon ab, ob es ein funktionierendes Sammel- und Recyclingsystem im Land gibt.

Monomaterial statt Folie, Papier statt Kunststoff

Aktuell arbeiten wir mit Hochdruck an neuen Lösungen. Bei Primärverpackungen verfolgen wir zwei wichtige Entwicklungsansätze: zum einen die Verwendung von Monomaterialien im Vergleich zu herkömmlichen Folien und zum anderen Papierverpackungen als Alternative zu Kunststoff.

Bei Sekundärverpackungen, die meist ohnehin aus Karton gefertigt werden, geht es vor allem darum, deren Eignung mit Hinblick auf Robustheit oder Variabilität für E-Commerce-Anwendungen zu optimieren.

Konkrete Projekte für nachhaltige Verpackungen

Viele unserer Ansätze setzen wir bereits in konkreten Projekten um. So ist es uns vor einigen Jahren mit unserem Partner BillerudKorsnäs gelungen, die Vorteile der gesiegelten Papierverpackung zu nutzen, indem wir nachhaltiges Monomaterial-Papier mit den Vorzügen der Bosch-Verpackungstechnologien verknüpft haben.

Nun setzen wir diese Zusammenarbeit fort und arbeiten an einem neuen Verpackungskonzept auf Papierbasis namens Pearl. Es zeigt deutlich, wie einzigartig geformte Papierkapseln zu einer nachhaltigeren Zukunft von kleinen Portionsgrößen beitragen können. Die Verarbeitung des Papiers erfolgt auf Maschinen von Bosch.

Solche Erfolge spornen uns an, nachhaltige Lösungen konsequent voranzutreiben: für unsere Umwelt, für unsere Kunden, für uns alle.

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