Interview mit Eckard Eberle von Siemens „Mit unserer Lösung ist Biontech hervorragend aufgestellt“

„Wir kennen Biontech als Firma sehr gut.“ – Eckard Eberle, CEO Process Automation bei Siemens, spricht im Interview über die mit Siemens-Technik verbesserte Impfstoffproduktion in Marburg.

Bild: Siemens
01.06.2021

Die Corona-Pandemie beschäftigt die Welt bereits seit über einem Jahr. Impfstoff ist gefragt wie nie. Im Interview gibt Eckard Eberle, CEO Process Automation bei Siemens, einige spannende Einblicke in den Produktionsumbau bei Biontech in Marburg.

Dieses Interview ist Teil unserer Titelreportage der P&A-Juni-Ausgabe 2021. Hier geht es zur zugehörigen Titelstory.

„Technology with Purpose“ als Leitgedanke für eine verbesserte Impfstoffproduktion – und damit hin zu einem Stück mehr Normalität. War die Optimierung des Marburger Werks das „i-Tüpfelchen“ auf vorangegangene Arbeit im Werk?

Eberle:

Wir haben bereits im Herbst 2020 mitverfolgt, dass Biontech von Novartis das Marburger Werk übernommen hat. Siemens-Technik war hier schon seit 2014 im Einsatz. Wir haben sehr früh angefangen, mit Biontech als Start-up zum Thema individualisierte Krebsmedizin zu arbeiten. Vor diesem Hintergrund kennen wir Biontech als Firma gut. „Technology with Purpose“ kann man letztendlich nicht besser machen, weil der „Purpose“ hier sehr klar erkennbar ist. Was natürlich ein wichtiger Aspekt war, ist die Digitalisierung, die mit hineinspielt. Und sogar Kanzlerin Merkel hat durchaus zugegeben: „Marburg macht den Unterschied.“

War die Implementierung einer MES-4.0-Lösung der nächste logische Schritt?

Absolut. Ein wichtiger Aspekt ist hier die Regulierung. Man muss strikt nach Good Manufacturing Practice arbeiten, das heißt, dass jeder Arbeitsschritt dokumentiert sein muss. In der Vergangenheit hat jeder einen Stapel Papier gehabt, sein Häkchen bei den Arbeitsschritten gesetzt, um ein sauberes Abarbeiten der Schritte zu dokumentieren. Papier in Umgebungen, in denen Hygiene eine tragende Rolle spielt, ist immer ein Kontaminierungsfaktor. Die digitale Kette hat weitere Vorteile: Sie ist zum einen sicherer, zum anderen auch deutlich flotter. Und das war natürlich Gold wert in dem Schritt, da man nun eine hohe Geschwindigkeit und einen sehr guten Output erzeugen kann.

Des Weiteren wurde auf Simatic PCS 7 umgestellt. Welche weiteren Automatisierungsumbauten sind in Planung?

Zunächst einmal gab es eine PCS-7-Installation. Es war wichtig, die Installation auf den neuesten Stand zu bringen. Es wurde sehr viel umgestellt, um diese auf eine modulare und höchst flexible Produktion zu upgraden. Dazu haben wir etwa fünf Monate gebraucht; dies lief parallel zur MES-Implementierung. Wir gehen davon aus, dass durch die Integration von Leittechnik und MES-System weitere Synergieeffekte zum Tragen kommen. Gemeinsam mit Biontech und unseren Partnern arbeiten wir aktuell daran, die Prozesse weiter zu optimieren um den Output zu erhöhen. Mit unserer Lösung ist Biontech auch für die Zukunft hervorragend aufgestellt. Die Time-to-Market verkürzt sich, da die Einführung von neuen Produkten oder Produktvarianten mit einem geringerem Engineering- und Dokumentationsaufwand verbunden ist.

„Transform the Everyday“ – auch dieser Gedanke ist nun tief in der Siemens-DNS verankert, richtig?

Absolut. Das Team findet sich wieder und sieht natürlich gerade bei solchen Projekten, dass das eine Wirkung hat. Die Digital Industries sieht ihren Beitrag zum „Purpose“ von Siemens dabei wie folgt: „We create sustainable industrial innovation for a world we want to live in, today and tomorrow.“ Damit können sich Mitarbeiter sehr gut identifizieren und setzen dies auch hervorragend um!

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