Interview über Digitale Transformation „Man braucht Partner, um Industrie 4.0 umzusetzen“

Magic Software Enterprises (Deutschland) GmbH

Dr. Thomas Kinkeldei spricht im Interview über den aktuellen Stand der Digitalen Transformation im deutschen Mittelstand und gibt Tipps für die erfolgreiche Umsetzung. Unten finden Sie das Interview ebenfalls in Schriftform.

Bild: Magic Software / Video: Magic Software

15.11.2019

Im Mittelpunkt der Veranstaltung „Dine & Discover“ von Magic Software standen praktische Lösungsansätze, die mittelständischen produzierenden Unternehmen auf ihrem Weg zur digitalen Transformation und Operational Excellence unterstützen sollen. Neben seinem Vortrag vermittelt Dr. Thomas Kinkeldei, Co-Founder des Start-ups Rokin und Fachreferent für Digitale Transformation und smarte Technologien, auch im Interview Einblicke in die Industrie 4.0 im deutschen Mittelstand.

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Herr Dr. Kinkeldei, wie sehen Sie aktuell die Digitale Transformation im deutschen Mittelstand? Wo stehen wir heute im internationalen Vergleich?

Dr. Thomas Kinkeldei:

Da Deutschland das Industrieland schlechthin ist, kommen viele Unternehmen hierher, um sich in Bezug auf Digitalisierung etwas abzuschauen. Wir haben hier den größten B2B-Markt und einen Vorsprung vor vielen anderen Ländern. Wir kennen die Prozesse, vor allem die Fertigungsprozesse, sehr genau. Wir sind sehr gut im Optimieren. Das ist ein großer Vorteil. Allerdings sind wir noch ein bisschen hinten dran, wenn es um Daten geht: Was machen wir mit den Daten? Welche neuen Geschäftsmodelle, welche neuen Services bieten sich da? Generell ist aber mit der Umsetzung der Industrie 4.0 seit 2011 viel passiert. Laut dem Deutschen Industrie 4.0 Index von Staufen befinden sich aktuell die meisten Firmen eigentlich schon in der Umsetzung von Industrie 4.0 und haben die ersten Projekte durchgeführt. Es gibt bisher zwar nur wenige Unternehmen, die Industrie 4.0 bereits allumfassend bei sich umgesetzt haben. Aber es gibt auch nur wenige Unternehmen, die diesbezüglich noch gar nicht aktiv geworden sind. Bei Unternehmen, die gerade erst mit Industrie 4.0 starten, dauert es circa vier Jahre, bis sie erste Projekte verwirklicht haben. Die weiteren Schritte dauern dann noch einmal fünf bis zehn Jahre. Das heißt, wir befassen uns in Deutschland schon mit der Umsetzung von Industrie 4.0, aber es wird noch zehn Jahre dauern, bis Industrie 4.0 wirklich allumfassend umgesetzt sein wird.

Was sehen Sie als die große Herausforderung der Digitalen Transformation?

Eine große Herausforderung sehe ich darin, für die jeweiligen Unternehmen die richtigen Technologien zu identifizieren. Im Zuge der Digitalisierung kommen immer neue Produkte und Technologien auf den Markt, mit denen man bessere und neuere Produkte entwickeln kann. Das ist ein selbstverstärkendes System, denn dadurch kommen noch mehr und noch bessere Produkte auf den Markt. In diesem rasanten Wandel, dieser Explosion an Technologien wirklich den Überblick zu behalten: Das ist eine große Herausforderung für Unternehmen. Die richtigen Methoden zu finden, um damit die richtigen Technologien auszuwählen, ist ein entscheidender Faktor, um wirklich gezielt Digitalisierung zu machen.

Welche neuen, smarten Technologien gibt es für Produkte auf dem Markt beziehungsweise welche werden zeitnah verfügbar sein? Welche neuen Industrie-4.0-Technologien unterstützen Unternehmen im Produktionsumfeld bei der Digitalen Transformation?

Es gibt viele neue Technologien auf dem Markt, zum Beispiel Sensor-Technologien, die gerade aufkommen, oder die Bereiche Augmented Reality, Virtual Reality und Robotics. Auch in Bezug auf Datenverarbeitung, Künstliche Intelligenz, Machine Learning und so weiter gibt es viele spannende neue Technologien. Die Fragestellung ist eigentlich, was die relevanten Technologien für mein Unternehmen sind. Die Technologien müssen ja immer einen Mehrwert für das Unternehmen bieten. Dementsprechend muss man diese Produkte und Technologien danach filtern, was wirklich für das Unternehmen passt. Man kann also gar nicht pauschal sagen, was die beste Technologie ist. Was mich persönlich am meisten fasziniert, sind die Themen Augmented Reality und Virtual Reality. Dabei bekommen wir ein ganz anderes Verständnis, mit Technologie umzugehen. Wir haben ja mit dem Smartphone schon eine ganz neue Art, Geräte zu bedienen und eine neue Form der Kommunikation mit Geräten erlebt. Jetzt wandert dies raus aus diesen Geräten in unsere Brillen oder Head Devices, und man hat plötzlich zwei Hände frei, um zu agieren und für ganz neue Formen der Interaktion. Ich glaube, in diesem Bereich wird noch extrem viel passieren: Was wir mit diesen Technologien alles anstellen können, wie wir mit ihnen kommunizieren, sie bedienen und wie sie in unseren Alltag Einzug finden.

Wie und wo sollte ein typisches deutsches Unternehmen aus dem Mittelstand mit der Digitalen Transformation beginnen? Welche praktischen Tipps können Sie mit auf den Weg geben, um die digitale Zukunft erfolgreich zu meistern und wettbewerbsfähig zu bleiben?

Für mich ist der Startpunkt für das Thema Industrie 4.0 und Digitalisierung erst einmal eine Bestandsaufnahme des Unternehmens. Wo steht das Unternehmen aktuell und wo könnte die Reise hingehen – quasi eine „Roadmap Entwicklung“. Für den ersten Startpunkt gibt es mittlerweile im Internet viele Hilfsmittel. Beim VDMA findet man zum Beispiel ein sehr tolles Hilfsmittel, den Leitfaden Industrie 4.0, den man sich kostenlos herunterladen kann. Er dient als Anleitung, in der Schritt für Schritt erklärt wird, was bei Industrie 4.0 möglich ist und wie man das umsetzen kann. So kann man eine erste Roadmap aufstellen, wie Industrie 4.0 aussehen könnte. Ein Thema, das ich bei den ersten Schritten auch für sehr wichtig halte, ist, dass die meisten Unternehmen im Maschinenbau und in der Industrie ihren eigenen Weg gehen wollen und meinen, sie könnten alles selbst machen. Aber die Welt ist dafür zu komplex geworden. Es gibt so viele neue Technologien, von IT über Elektrotechnik bis hin zum klassischen Maschinenbau, die im Unternehmen alle kombiniert werden müssen. Ganz wichtig ist daher auch, sich auf Partner einzulassen. Man braucht Partner, um die Umsetzung in den einzelnen Bereichen durchzuführen, weil man einfach nicht mehr all diese komplexen Themenfelder selbst bearbeiten kann. Die ersten Schritte machen, kleine Schritte machen, Leitfäden benutzen und sich die richtigen Leute ins Boot holen. Das sind für mich die wichtigsten Schritte für die Digitalisierung.

Wie ordnen Sie die Magic-Integrationslösungen in diesem Umfeld ein?

Die Magic-Lösungen, die ich kennengelernt habe, gehen in das Thema Datenverarbeitung in der Produktion. Das ist natürlich ein sehr wichtiges Thema. Es gibt viele Schnittstellen an Maschinen, die ich miteinander verknüpfen muss, um Mehrwerte aus diesen Daten zu generieren. Dementsprechend ist die Magic-Plattform, die diese Daten sammelt und aufbereitet, eine sehr wichtige Grundlage, um darauf aufbauend die Digitalisierung zu starten.

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