Smart Traffic & Mobility Leserbrief: Elektroautos fahren noch viele Jahrzehnte mit Fossilstrom

10.10.2013

Zu den Beiträgen "Green Cars: Alles öko oder was?" (S. 22) und "Ökobilanz der Elektromobile" (S. 42) in der Mobility 2.0 3.2013 erreichte uns folgender Leserbrief:

"Ich bin immer wieder platt, mit welcher Einigkeit und Selbstverständlichkeit der Ladestrom für Elektromobile maximal mit der CO2-Belastung des Strommixes angesetzt wird (immerhin wird nicht mehr so oft von Null-Emission gesprochen). Wer so argumentiert übersieht, dass das Strommixargument nur angewendet werden darf, wenn sich der grüne Anteil am Strom skalieren lässt, also wenn beispielsweise vor dem Einstecken des Ladesteckers 30 % Grünstrom im Netz war und beim Laden der Prozentsatz erhalten bleibt.

Das ist aber nicht der Fall, weil meistens der Grünstrom nicht weiter erhöht werden kann, denn aufgrund seines Einspeisevorrangs läuft er schon auf Vollausschlag. Wenn dann die Elektromobile geladen werden sollen, kann der Grünstrom nicht mehr zulegen. Wenn dann nicht Atomstrom einspringt oder ein Pumpspeicherwerk, dann muss zwangsläufig die fossile Einspeisung ein wenig höher ausfallen. Und schon steigt der CO2-Anteil des Strommixes.

Nach dieser Grenzbetrachtung fahren batterielektrische Fahrzeuge (BEV) also noch viele Jahrzehnte faktisch mit Fossilstrom. Im Hinblick auf die CO2-Emissionen lohnt sich ein Elektro-mobil allenfalls noch etwas, wenn modernste Gas/Dampf-Kraftwerke einsetzt.

Das Argument mit Windrädern am Produktionswerk zieht auch nicht. Auch ein Werk für Verbrennerfahrzeuge kann genauso Windstrom einsetzen. Die einseitige Zuordnung zum BEV dient nur der Schönfärberei.

Die Anstrengungen im Leichtbau finde ich grundsätzlich interessant. Aber wieso wird Leichtbau immer nur mit BEV verknüpft? Weil man damit BEV schöner färben kann! Ich würde meinen Diesel gerne als Carbonauto fahren.

Ich halte es grundsätzlich für richtig, an der Elektromobilität zu arbeiten, denn auf lange Sicht läuft es schon auf Elektromobilität hinaus. Aber der ursprüngliche Beweggrund, die CO2-Ersparnis, wird noch lange besser und billiger durch Verbesserung der Verbrennungs-Pkw erreicht (Downsizing, Leichtbau, Hybridisierung)."

Herbert Hanselmann, Paderborn

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