Resilienz für Unternehmen Krisen in der Wirtschaft: Geht es 2023 weiter?

Die anhaltenden Probleme der letzten Jahre reichen bereits aus, um das Management in Atem zu halten. Nur eine Minderheit der Topführungskräfte rechnet damit, dass es dabei bleibt.

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29.11.2022

Corona-Pandemie, Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine, die daraus folgende Energiekrise – seit Monaten befinden sich die Führungskräfte europäischer Unternehmen im Krisenmodus, um negative wirtschaftliche Folgen abzuwenden oder zumindest zu mildern. Geht es auch die nächsten Jahre so weiter?

„Auch wenn die Zukunft unsicher ist, lohnt sich die Vorbereitung auf verschiedene Krisenszenarien“, sagt Stefan Tobias, Partner bei der Managementberatung Horváth. „Auf dem Weg zur Resilienz ist es wichtig, Risiken bestmöglich zu evaluieren und viele Szenarien durchzuspielen. Dafür muss die Datenbasis stimmen.“

Klimakrise früher als gedacht?

Am ehesten gehen die Befragten von einer Finanzkrise aus. 45 Prozent halten dieses Szenario für wahrscheinlich. In Konzernen mit einem Jahresumsatz ab 5 Milliarden Euro und mindestens 5.000 Mitarbeitenden rangiert jedoch eine andere Art von Krise an erster Stelle der wahrscheinlichsten Szenarien: 61 Prozent gehen davon aus, dass der Klimawandel bereits kurzfristig deutlich drastischere Folgen für die Wirtschaft haben wird als bislang angenommen, etwa Nahrungsmittelknappheit aufgrund von Extremwetterlagen. Über alle Unternehmensgrößen hinweg gehen 43 Prozent von einer Klimawandel bedingten Krise aus.

An dritter Stelle der als wahrscheinlich angenommenen neuen Krisen steht ein Cyberkrieg. 37 Prozent der befragten Führungskräfte gehen für 2023-2024 davon aus, dass Cyberkriminalität eine Dimension annehmen wird, die Teile der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens komplett lahmlegen oder zumindest in große Schwierigkeiten bringen wird. Bei Industrieunternehmen rangiert dieses Szenario sogar auf Top 2.

Neue Viruspandemie gilt als eher unwahrscheinlich

Mit einer neuen Viruspandemie, die parallel zu Covid-19 grassieren wird, rechnet etwas mehr als jede dritte Führungskraft (35 Prozent). In Konzernen mit mindestens 5.000 Mitarbeitenden wird dieses Risiko allerdings deutlich höher eingeschätzt (46 Prozent).

An fünfter Stelle möglicher Krisenszenarien stehen neue geopolitische Konflikte. Weiter halten 30 Prozent der Befragten es für realistisch, dass sich – zusätzlich zu bestehenden Konflikten – weitere internationale Beziehungen drastisch verschlechtern könnten. Vor allem Handelsunternehmen fürchten dieses Szenario (50 Prozent).

Im Ländervergleich zeigt sich, dass deutsche Führungskräfte etwas unbesorgter als andere europäische Länder sind, vor allem in Bezug auf eine mögliche weitere Viruspandemie. Nur 27 Prozent halten dieses Szenario hierzulande für wahrscheinlich – im Vergleich zu 50 Prozent in der übrigen Stichprobe.

Über die Studie

Für die aktuelle Horváth-Studie wurden 150 Topführungskräfte aus sechs europäischen Ländern befragt, davon 100 aus Deutschland. Die Befragten stammen aus Unternehmen mit mindestens 200 Millionen Euro Jahresumsatz, branchenübergreifend. Die Interviews wurden Ende des 2. Quartals 2022 erhoben und im Oktober 2022 ausgewertet.

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