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„Kein Wachstum mit weiter so!“ Kommentar: Entwicklungen in der industriellen Kommunikation

Hilscher Gesellschaft für Systemautomation mbH

Sebastian Hilscher, CEO der Hilscher-Gruppe

Bild: Hilscher
22.04.2022

Das Unternehmen Hilscher wurde vor 35 Jahren von meinem Vater Hans-Jürgen Hilscher gegründet und seitdem von ihm als CEO geführt. Von Anbeginn beschäftigen wir uns mit industrieller Kommunikationstechnik. Diese setzt bereits seit 15 Jahren auf 100 Mbit-basierte Ethernet-Systeme. Aber irgendwann kommt der Punkt an dem sich alles ändert…

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Seit dem 01.01.2020 bin ich, Sebastian Hilscher, CEO der Hilscher-Gruppe. Hans-Jürgen hat mir ein erfolgreiches Unternehmen übergeben, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Um das Unternehmen allerdings für weiteres Wachstum fit zu machen, ist es notwendig, sich dezentraler aufzustellen und gleichzeitig die momentanen Veränderungen im Markt durch die Digitalisierung zu nutzen, um in unserem Bereich als Technologieführer hervorzugehen.

Mit dem Aufkommen der Digitalisierung spricht jeder von Big Data, KI und Analytics. Die zentrale Frage ist jedoch: Wie komme ich an die Daten, die ich für dafür brauche? Heute werden die Daten zwischen Aktoren, Sensoren und Steuerungen innerhalb der Feldebene ausgetauscht. In Zukunft werden diese aus der Feldebene in die Cloud transportiert. Sensoren müssen zusätzliche Diagnosedaten liefern, ganze Bilder von Vision-Systemen müssen transportiert werden.

Hierzu sind neue Technologien wie TSN, OPC-UA und MQTT nötig. Für mehr Bandbreite sehen wir bereits erste Prototypen mit TSN Gigabit im Markt. OPC-UA und MQTT spielen bereits einen Teil der Kommunikation aus der Feldebene in die Cloud. Wir haben schon vor einigen Jahren die Entscheidung getroffen, unsere netX Chip Familie für diese Technologien aufzurüsten.

Wir brauchen Standards und Allianzen

Neben TSN Gigabit zeichnet sich im Markt der Trend des SPE (Single Pair Ethernet) ab. Dieses soll einfache Sensoren, die aus Kostengründen bisher noch kein Netzwerkanschluss hatten, an ein Ethernet-Netzwerk anbinden. Dazu laufen in den Standardisierungsgremien gerade die Spezifikationsphasen und bei uns die ersten Prototypen. Wenn in Zukunft jeder einfache Sensor über einen Netzwerkanschluss verfügt, lässt sich so mein Daten-Pool weiter vergrößern.

So kommt Baustein zu Baustein, um am Ende ein großes Bild der Digitalisierung zu geben. Aber auch für uns ist es nicht möglich, dieses Bild alleine zu zeichnen. Aus diesem Grund sind wir eines der Gründungsmitglieder der Open Industrie 4.0 Allianz, um zusammen mit starken Partnern die Aufgabe zu meistern.

Bleibt die Frage: Wer ist das „Wir“ bei Hilscher?

Das Unternehmen Hilscher wurde in den vergangenen 35 Jahren von Hans-Jürgen als wichtigstem Entscheider, Strategen und Entwickler geführt. Alles lief über seinen Tisch, was sicherlich der Schlüssel für das erfolgreiche Wachstum war. Mit 360 Mitarbeitern weltweit ist für weiteres Wachstum allerdings ein Umdenken erforderlich.

Mir war klar, es gibt kein „Weiter so“, wenn wir weiter erfolgreich wachsen wollen. Mit der Übernahme 2020 habe ich ein Managementteam eingeführt, deren Aufgabe es ist, eigenständige Entscheidungen zu treffen. Dabei war es mir wichtig, einen guten Mix sowohl aus bereits vorhandenen Mitarbeitern als auch neuen Kollegen mit viel Erfahrung in dieses Team zu holen.

Seit Ende 2020 erarbeiten wir zudem in unserem Strategieprozess, wie wir die neue Arbeitsweise auch auf das Unternehmen gesamtheitlich übertragen können. Ein Team aus anfangs 20 Mitarbeitern arbeitet mit dem Managementteam an der strategischen Ausrichtung des Unternehmens. Nach und nach werden weitere Mitarbeiter/innen hinzugezogen, um den Veränderungsprozess möglichst organisch zu gestalten und die Akzeptanz dafür zu erhöhen.

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